Kapitel 33

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Den restlichen Tag dachte sich Chan weitere Namen für seine Tochter aus. Ihm fielen sehr viele schöne ein, aber am Ende des Tages fand er einen besonders passend. Felix lag im Bett, die Decke bis zu seinem Kopf gezogen. Chan kuschelte sich an ihn ran. "Felix? Was hältst du davon, wenn wir der Kleinen zwei Namen geben? Einen koreanischen und einen englischen? Ich habe einen englischen gefunden, der wirklich hübsch ist. Du kannst ihr den koreanischen geben. Was hältst du davon?", fragte Chan. Er war zu tief in seiner Vaterolle aufgeblüht, als dass er das Thema einfach kalt lassen konnte. Werdende Eltern reden doch ständig von ihrem Kind und Chan hatte das ständige Bedürfnis darüber zu sprechen, weil es ihn so glücklich machte. Felix schloss die Augen, blendete den Raum aus, in dem er lag. „Was hältst du von Zoey? Es bedeutet 'Leben' und die Kleine in dir will leben."

„Gib dem Ding keinen Namen", flüsterte Felix. Wer Lebewesen einen Namen gibt, der baut eine Bindung zwischen ihm und dem Wesen auf, denn ein Name bedeutet Persönlichkeit. Erst mit einem Namen konnte man mehr Gefühle aufbauen und Chan war auf dem besten Weg für die Kreatur in ihm noch mehr Gefühle und Bindung aufzubauen. Wenn Chan das Kind jetzt Zoey nannte, dann wird es kein Zurück mehr geben. Dann würde Chan das Baby nicht mehr gehen lassen. „Bitte nenne unser Baby nicht Ding'", sagte Chan zutiefst verletzt. Jedes Mal wenn Felix wieder kalt wurde, dann machte es Chan einfach nur traurig. Es machte ihn traurig, dass Felix sein Baby nicht liebte. „Ich kann es nennen, wie ich es will und für mich ist es ein Ding. Ein Monster...und ich will es immer noch töten." Der letzte Satz klang sehr dunkel. Chan strich über sein Haar, schmiegte sich an ihn und blieb stumm. Er wusste genau, dass Felix entweder ausrasten wird oder wieder einen Heulkrampf bekommen wird, wenn Chan widersprach. Er schloss die Augen, versuchte einzuschlafen, aber er konnte nicht. Seine Sorge um Zoey war einfach zu groß. Wie ein Löwin passte er auf das Baby auf.

Irgendwann, es war irgendwas mit vier Uhr morgens, drehte sich Felix zu Chan. „Hey, schläfst du schon?", fragte er hellwach. Auch er konnte nicht schlafen aber das war nichts neues. Felix konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal durchgeschlafen hat. Es fühlte sich an wie Jahrzehnte. Nun lag er da, die braunen Augen geöffnet mit keinem Funken an Müdigkeit. „Nein", kam es von Chan, der auf dem Rücken lag und die Arme auf seinem Körper ruhte. Während des Wachseins hatte Felix viel nachgedacht, fand sich immer noch bei seinem Wunsch sein Baby zu töten wieder. Egal was er versuchte, welchen Weg er einschlug, jedes Mal kam es zum gleichen Ergebnis. Er konnte es nicht mehr ertragen. Fragte sich, wie lange er noch mit dem Ding in sich leben musste. Vor allem eines machte ihm Angst: Die Geburt. Er hatte keinen Geburtskanal und somit auch keine Möglichkeit es auf natürlichen Weg zu gebären. Es musste raus geschnitten werden, daran führt kein Weg dran vorbei. Außerdem hatte Felix Angst vor den Wehen. Er hatte gehört, dass sie sehr schmerzhaft sind. Noch mehr Schmerzen konnte er beim besten Willen nicht gebrauchen. Seine Augen fingen wieder an zu brennen, Tränen wollten nach draußen.

„Ich habe Angst....". Felix rückte näher zu Chan, spürte seine Wärme, die er in letzter Zeit so wenig genießen konnte. Dieses Baby ließen seine Gefühl für Chan auf einen niedrigen Platz fallen. Chan suchte Felix Nähe, legte die Arme um ihn. „Ich weiß, dass du Angst hast aber du bist so tapfer. Bald hast du es geschafft, okay?" Felix hoffte es. Jeder Tag mit dem Baby in sich war schrecklich. „Felix?" Der orangehaarige junge Mann horchte auf. „Ja?"

„Ich hoffe, dass du irgendwann unser Baby lieben wirst."

Der Satz blieb unerwidert, denn Felix war sich sicher, dass er nichts Positives wegen dem Baby fühlen kann.  Andere Mütter würden schwärmen, sich trotz der Übelkeit, den Heißhungerattacken, der Wehen und vor allem trotz der schmerzhaften Geburt auf ihr Baby freuen. Konnten es kaum erwarten es in ihren Armen zu halten, ihren lieblichen Duft zu schnuppern und es vor allem und jeden beschützen. Felix wollte keine Sekunde mehr mit seinem Baby verbringen. „Wieso hast mich es damals nicht einfach töten lassen?", fragte Felix. Er wollte verstehen, wieso Chan das Kleine so sehr liebte, vielleicht fand er Zuneigung tief in sich drinnen, wenn er nur wüsste, wo genau er suchen musste. Chans Augen füllten sich mit Trauer. „Weil ich es liebe und ich es nicht verlieren will."

Felix schluchzte. „Komm her", sagte Chan sanft und nahm seinen Freund in den Arm. „Wieso will ich unser Baby töten?", fragte er. Chan hörte das 'unser' raus. Sanft streichelte Chan Felix über die Wange, wischte die heißen Tränen weg, ehe er seine Arme um Felix Rücken legte. „Ich verstehe es einfach nicht." Er verdeckte sein Gesicht mit seinen Händen, weinte wegen seiner Angst. Irgendwann waren seine Tränen aufgebraucht und er schlief endlich in Chans Armen ein. Chan blieb noch eine Weile wach, lies die Vergangenheit nochmal wie ein alter Film im Kopf durchlaufen. Die Szene wo Felix in der Küche stand und sein Baby mit dem Messer töten wollte. 

Mummy is not fine (Chanlix FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt