Kapitel 1

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Felix lief durch den kleinen Raum. Sein Zimmer oder besserer gesagt, sein Aufenthaltsort. Dort stand ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch. Mehr brauchte er nicht. Die Wände waren mit einfachen Bildern von Wälder und Stränden bedeckt. Felix einziger Zufluchtsort, seit er hier drinnen war. Er fühlte an sein 'Halsband', das an seinen Hals befestigt wurde, spürte die kleine Box, in dem das Betäubungsmittel vor sich hin plätscherte. Wenn er von hier abhauen würde, dann würde sich die kleine Nadel an der Box sich in seine Halsader stechen und ihn bewusstlos machen. Nicht nur das. Er würde seine Mutter damit alarmieren. In dem Halsband war ein Sender eingebaut, der stets rot blinkte. Felix seufzte, als er seine Finger von seinem tiefgrauen Halsband abließ. Manchmal hasste er die Vorsichtsmaßnahmen und dieses Eingesperrtsein.

Früher hatte davon geträumt dort draußen zu sein, Freunde zu finden und wie ein normaler Junge zu leben, aber das wird niemals passieren. Nicht mit seinem Körper. Nicht mit diesem verdammten Pheromonen. Er wird für immer hier drinnen sein und nachts durch die Gänge laufen müssen, wie ein Geist auf der Suche nach Ruhe. Vielleicht war er ja schon bereits ein Geist. Der Junge fuhr sich über das orangefärbtes Haar und seufzte. Was soll er jetzt machen? Ihm war langweilig. Das tausendsten Mal am Tag. Sollte er wieder ein Buch lesen? Das hatte er seit einer Weile nicht mehr gemacht. Er könnte sich so aus der Gefangenschaft befreien und in eine Traumwelt flüchten, wo er mit anderen Jungs abhing und einfach nur lächeln konnte, denn Felix hatte verlernt, wie man lächelt. Vielleicht konnte er es nie, denn wer konnte lächeln, wenn man Angst hat, auf offener Straße angemacht werden?

Und trotz seinem Wunsch Freunde zu finden, wuchs eine Angst in Felix auf, die ihn von anderen männlichen Wesen fern hielt. Er spürte Panik, wenn ein Junge mit ihm redete oder einfach nur anschaute. Deswegen hat er dieser Spezies den Rücken gedreht und hat nur noch mit weiblichen Menschen geredet. Besser gesagt nur noch mit seiner Mutter. Sie war die einzige Person, welches in seinem neuen Leben in Seoul begleitet hatte und sie war auch diejenige, die Felix hier drinnen einsperrte. Seine Mutter war nicht krank im Kopf, sondern einfach nur ängstlich. Sie wollte alles machen, damit ihr Sohn es besser hat als in Sydney, wo alles angefangen hat. Felix verstand sie gut. Die Erinnerungen an seiner Vergangenheit suchten ihn Nacht für Nacht heim, bis er schweißgebadet aufwachte und sich an seine Decke klammerte, während er beruhigend auf sich einredete. Es wird nie wieder passieren. Niemand wird mich je so anfassen. Nie wieder. Immer und immer wieder redete Felix sich das wie ein Mantra ein, sein persönliches Mantra, um etwas Ruhe zu finden.

Zwar war das Leben hier in den Räumen trist und langweilig, aber es war sicher. Hier konnte ihn niemand wegen seiner 'Krankheit' anfallen und vergewaltigen. Niemand wird ihm je wieder dumme Sprüche zukommen lassen, weil er seine Erektion nicht verstecken konnte. Niemand wird ihn wieder beurteilen. Niemals wieder. Felix versuchte sich abzulenken, weil in den Räumen das Nachdenken leichter in ihn einsickern konnte als draußen auf den Fluren jenseits seiner Räume. Felix holte sich ein Buch aus dem Regal und setzte sich auf sein Bett, wo er seine weiß, orange-getigerte Plüschkatze holte und sie an sich drückte. Es mag vielleicht kindisch sein, aber diese Katze beruhigte ihn und er konnte besser mit ihr schlafen. Sie hieß Bokkie. Felix schlug die erste Seite auf und begann zu lesen, während er Bokkie an sich drückte.

Mummy is not fine (Chanlix FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt