Ich lasse mich auf dem Wasser treiben und genieße das warme Licht der grünen Sonne. Ungefähr einen Kilometer von mir entfernt liegt die einzige Insel dieses Planeten. Wir nennen sie die Lone Island. Eigentlich hat unser König verboten sie zu betreten, aber das hält mich nicht davon ab es trotzdem zu tun. Ich fahre mit meiner Flosse durch das klare, türkis-blaue Wasser und seufze entspannt. Meine Schwanzflosse ist lila. Am oberen Ende ist sie dunkellila und wird dann bis zur Flosse immer heller. Unter Wasser ertönt ein Horn und sofort schwimme los zu unserer Hauptstadt.
Die trostlosen, grauen Häuser umsäumen breite Straßen. Ich schwimme - ungefähr auf Höhe der zweiten Etage - Richtung Stadtzentrum. Die meisten haben sich schon vor dem Palast versammelt. Dort ist eine Folterbühne aufgebaut. Ich erspähe meine Eltern am Rand der Versammlung und geselle mich zu ihnen. Alle verstummen als eine Mann gefolgt von seiner Frau und zwei Kindern mit hängenden Schultern auf die Tribüne geführt werden. Die Kinder werden nicht älter als zwölf sein. Das Mädchen sieht sogar erst aus wie acht!Marion, der Sohn des Henkers, kettet den Mann an einen Pfahl und reicht seinem Vater eine Peitsche. Der schlägt dann immer wieder, ohne das Gesicht zu verziehen, auf den armen Mann ein. Am Liebsten würde ich einfach nur weit wegschwimmen, aber es ist verboten Veranstaltungen wie diese zu verlassen bevor sie zu Ende sind. Das Wasser um die Tribüne färbt sich rot von seinem Blut und seine Kinder und seine Frau kreischen und versuchen, sich den festen Griffen der Krieger zu entwinden. Man knebelt sie um ihre Schreie zu ersticken und dann beginnt der König seine Rede : " Alfred Mahradschi. Sie werden beschuldigt die Rebellion unterstützt zu haben..." Seine Frau wimmert und Alfred meint schwach und mit krächzender Stimme : " Nein! Das ist eine Lüge!!" Der Henker bestraft ihn für seinen Einwurf mit weiteren Schlägen und der König fährt fort : " Den Umständen entsprechend habe ich beschlossen deine Familie und dich auf einen unbewohnten Planeten zu verbannen. Mögest du Qualvoll sterben und deine Taten bereuen. " Neben mir zuckt mein Vater leicht zusammen. Kannte er den Mann? Waren sie befreundet? " Bitte lasst meine Familie in Ruhe! Sie haben nichts verbrochen!!!", bettelt Alfred, aber der König tut als hätte er nichts gehört. " Nun denn. Ich wünsche viel Vergnügen auf der Erde ", meint er böse grinsend, wirft eine Kugel auf die Tribüne und erschafft so ein Portal. Ich glaube mir wird schlecht, als ich sehe,wie der König die Hand hebt und sich daraufhin ein Speer in den Rücken des kleinen Mädchens bohrt, bevor sie ins Portal gestoßen wird. Sobald sie alle verschwunden sind, schwimme ich blitzschnell davon, ohne auf meine Umgebung zu achten.
Erst als ich bei der Ruinenstadt ankomme werde ich langsamer. Hier trainiere ich immer, da hier nie jemand herkommt. Ich habe, im Gegensatz zu anderen Meerjungfrauen Fähigkeiten. Das Wasser gehorcht meinen Befehlen und ich kann alles und jeden einfrieren. Niemand weiß davon. Ich schwimme langsam zu einem Haus, das noch einigermaßen standfest ist. Drinnen liegen auf einem Regal Blumen von der Insel, die ich eingefroren habe um sie haltbar zu machen. Die Reste eines alten Bettes stehen in der Ecke. Der Sand ist ziemlich auf dem Boden verstreut und die Decke aus Seetang liegt in Fetzen auf dem Sand. Vom Fenster aus hat man einen Blick auf verfallene Häuser, wild wuchernde Gärten und vereinzelte Fische die hinter den Mauern Schutz vor ihrem Jäger suchen. Diese Stadt ist einfach nur trostlos. Kaum zu glauben, dass sie früher unsere Hauptstadt war. Hinter mir raschelt das Seegras vor dem Eingang und ich drehe mich blitzschnell herum, aber es ist niemand zu sehen. Vorsichtig schwimme ich nach draußen und schaue mich um. Komisch. Vielleicht hab ich es mir nur eingebildet. Aber dann sehe ich wie eine grüne Schwanzflosse hinter dem letzten Haus in der Straße verschwindet. Ohne weiter darüber nachzudenken folge ich meinem Stalker. Er schwimmt in Richtung Stadt Ende und benutzt viele Seitengassen, in denen er versucht mich abzuhängen. Als ob ihm das gelingen würde! Doch als ich um die nächste Ecke biege ist er nicht mehr zu sehen. Das ist doch unmöglich! Ich habe ihn doch nicht aus den Augen gelassen! Ich schwimme nach oben um mir einen Überblick zu verschaffen und schaue mich um. Verdammt!!! Wo könnte er nur sein? Als ich mich wiederholt umsehe und wieder nichts entdecke, schwimme ich nach Hause und blicke - dummerweise - nicht mehr zurück, sonst hätte ich wohl gesehen wie mein Stalker durch ein Portal verschwindet.
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Seashore - Under sea *pausiert*
ParanormalMara und ihre Familie werden verbannt, weil man ihren Vater beschuldigt die Rebellion unterstützt zu haben. Sie werden auf die Erde geschickt um dort zu verrotten, aber der König hat nicht damit gerechnet, dass die Erde belebt ist. Sie schließen sic...