Seashore - Under sea *pausiert*

Kapitel 6

Das Wasser über mir glitzert und unter mir wachsen rote, lila und orange Korallen. Bunte Fische schlängeln sich durch das Labyrinth aus Seegras. Das Wasser ist hell und klar und es ist kein Land in Sicht. "Mum? Dad? Wo seid ihr?", frage ich in die Leere hinein. Ich kann keine Menschen Seele entdecken. Fische streichen um meine Flosse.Verhungern werde ich hier sicher nicht. Der König ist eindeutig nicht mehr up-to-date. Ich tauche an die Oberfläche. Wahrscheinlich sollte ich vor dieser neuen Welt Angst haben, aber sie wirkt so sicher, dass ich einfach keine Angst haben kann.  Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne ist... gelb! Als ich kurz in die Sonne blinzle muss ich sofort wieder weg sehen. Ist das grell!!! Am Horizont ziehen ein paar Wolken auf. Ich tauche unter und schwimme in irgendeine Richtung los. Auskennen tu ich mich sowieso nicht. Auf meinem Weg begegnen mir viele Fische und sogar ein paar Delfine, die sich mit ihren schrillen Schreien verständigen. Von Haien bleibe ich Gott sei Dank verschont. Ich erschrecke kleine Fische und gönne mir zwischendurch einen kleinen Snack. Die Landschaft hier ist einfach unglaublich! Alles schimmert in so vielen Farben und im Wasser spiegeln sich Regenbogen. Als ich tiefer tauche begegnen mir Anglerfische, die böse die Zähne blecken, als ich vorbei gleite. Ansonsten werde ich ignoriert. Was sie wohl denken? Diese Frage habe ich mir schon so oft gestellt, aber ich konnte sie nie beantworten. Und ich glaube nicht, dass sich das so schnell ändern wird. Es sei denn ich finde jemanden der mit Fischen reden kann... ziemlich unwahrscheinlich. In einer kleinen Höhle mache ich es mir -
So gut es geht - bequem und schließe die Augen. Der ganze Tag zieht noch einmal vor meinem inneren Auge vorbei. Ich kann ihn in ein Wort zusammenfassen: Beschissen!!! Der Tag war beschissen, der König ist beschissen, mein Leben ist beschissen. Jetzt sitze ich hier allein in dieser kleinen Höhle und würde am liebsten die ganze Welt zermatschen. Leider - oder für andere zum Glück - habe ich nicht die Macht dazu. Aber ich könnte die Erde einfrieren... Schluss damit! Schalte ich mich für diese Gedanken. Wenn müsste ich Samudra einfrieren... und schon sind wir wieder so weit. Ich könnte mich wirklich ohrfeigen. Wieso kann ich nicht einfach ein normales Mädchen sein, mit normalen Problemen und komischen Eltern? Wieso muss ich so sein wie ich bin??? Ein Wissenschaftler würde darauf wahrscheinlich sagen "Weil du so geboren bist" und sich dann ganz schlau fühlen, aber eigentlich hat er keine Ahnung und was mich am meisten aufregt ist, dass ich jetzt selber so schlau tue und auch nicht die geringste Ahnung habe wieso ich bin wie ich bin.
Gott ich mache mich wirklich wahnsinnig!
Wieso kann ich nicht ein normales Mädche... nicht schon wieder!!! Okay jetzt reichts. Kaum habe ich mal ein bisschen Zeit zum Nachdenken werde ich verrückt also ist es wohl das beste wenn ich weiter schwimme. Gesagt getan.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, seit ich weiter geschwommen bin, aber langsam nagt die Müdigkeit an meinen Knochen. Unterwegs ist mir nur ein Hai begegnet - alle anderen Fische sind nicht erwähnenswert - aber der hat mich glücklicherweise nur schräg angeschaut und ist weiter geschwommen, wobei er mich fast mit seiner Schwanzflosse erwischt hätte. Von aufpassen hat der bestimmt noch nie was gehört. Vor mir erstreckt sich jetzt eine Lagune. Das Wasser schimmert in vielen Grüntönen und erinnert mich an Zuhause. Es ist trotz seiner Farbe unglaublich klar. Ich seufze und entspanne mich. Wie es wohl meiner Familie geht? Ob ich sie je wieder sehen werde? Hoffentlich. Ich will gar nicht daran denken, dass ich sie vielleicht nie wieder sehen werde. Ich lehne mich an einen Stein und ziehe die Flosse an (ihr könnt es euch so vorstellen, als würdet ihr die Knie anziehen). Ich lasse meinen Kopf nach hinten sinken und schließe die Augen. Dieses mal treiben mich keine nervigen Gedanken in den Wahnsinn, worüber ich unglaublich erleichtert bin. Nach nicht allzulanger Zeit falle ich in einen ruhigen Schlaf, indem ich von diesem unverschämt gut aussehenden Typen träume. Jay.