Kapitel 8

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Jay

Ich lasse meinen Blick durch den Saal schweifen. Mikael hat darauf bestanden die Versammlung nachzuholen und er will irgendetwas wichtiges verkünden. Während die anderen diskutieren, bin ich nur mit halbem Ohr bei der Sache. Ich muss ständig an Mara denken. Mara Aliera. Das Mädchen das den Prinzen verzauberte. Ich könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch darüber schreiben, was ich denke und fühle, wenn ich an sie denke. "Prinz Kay, habt ihr auf Samudra irgendetwas gefunden?", fragt mich Luka. Ich greife zu meiner Tasche um das Buch heraus zu holen, aber "Es ist weg!", meine ich und lasse mir meine Nervosität nicht anmerken. Wo verdammt nochmal könnte es sein? Vielleicht hatte Mara... nein, das würde sie nicht tun. "Was ist weg?", fragt mich Mikael. "Na das Buch!"
"Welches Buch?", fragt Mikael genervt. "Das Buch, das ich in einer der Höhlen gefunden habe. Ich muss es verloren haben", gestehe ich verwirrt. "Genau für so etwas braucht er eine Frau. Damit sie dafür sorgt, dass er nichts mehr verliert. Und von Stand müsste sie natürlich sein. Wie meine Tochter.", meint Mikael mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht. Darauf will er also hinaus. Was mir überhaupt nicht passt, ist das die meisten Ratsmitglieder zustimmend nicken. "Stop, stop, stop. Das ist immer noch meine Entscheidung!", brülle ich sie alle und vor allem Mikael böse an. Was fällt denen ein? Einfach so über mein Leben zu bestimmen!
"Wenn du deine Aufgaben nicht zuverlässig erledigst, ist es unsere Entscheidung!", brüllt Mikael zurück. Er ist stink sauer. Ich balle die Hände zu Fäusten und stürme aus dem Raum. Die Wände des Palastes sind strahlend weiß und er ist das einzige Gebäude in dessen Fenster Glas eingesetzt wurde. Ich stürze die Treppe hinunter, die nur zur Vollständigkeit eingebaut wurde und durchs Tor auf den belebten Stadtplatz. Überall preisen Händler ihre Waren an und Mütter ziehen ihre Kinder von den Ständen mit Süßigkeiten weg. Beim Tiergeschäft bettelt ein kleines Mädchen um ein Seepferdchen. Langsam verpufft meine Wut wieder und ich betrachte meine Untertanen. Sie wirken glücklich. Die meisten haben ein Lächeln im Gesicht und ich muss sofort an Mara denken. Sie hat ein so bezauberndes lächeln. Oh mein Gott. Wieso finde ich immer etwas, das mich an sie erinnert? Ich werde sie wahrscheinlich sowieso nie wieder sehen. Und es gibt keinen Grund die ganze Zeit an sie zu denken. Ich kenne sie nicht mal richtig. Ein kleiner Junge tippt mich an und fragt, ob alles in Ordnung sei, weil ich schon ziemlich lange auf eine Stelle starre. Ich nicke und lächle ihn gutmütig an, woraufhin er freudestrahlend zu seiner Mutter flitzt.
Die beiden machen sich Hand in Hand auf den Weg zu einem der vielen Cafés. Als ich Mikael hinter mir brüllen höre, verschwinde ich schnell in einer Seitengasse und warte, bis er an mir vorbei ist. Er brüllt über den ganzen Platz und ich kann mir nur schwer ein Lachen verkneifen. Als seine Stimme vom vielen herumgebrülle ganz schief und kieksig klingt, kann ich mich nicht mehr halten und fange lauthals zu lachen an. Nach einigen Schrecksekunden fallen die anderen Leute auf dem Platz mit ein und Mikaels Gesicht nimmt die Farbe einer reifen Tomate an. Er ballt seine Hände zu Fäusten und kneift die Lippen zusammen. Dann dreht er sich ruckartig um und verschwindet im Schloss.

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