◇~Antworten~◇

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Der Kobolddirektor lehnte sich in seinem prächtigen, ledernen Sessel zurück, und für einen Moment schien es, als musterte er Harry durch eine unsichtbare Linse, die bis tief in sein Inneres blickte. Die mächtige Gestalt des Direktors, seine finsteren, durchdringenden Augen und die vorsichtigen Bewegungen wirkten hypnotisch. Harry spürte, wie sich die Luft um ihn verdichtete, als ob sich eine geheimnisvolle Präsenz zu ihnen gesellen würde.

„Ich könnte euch helfen, Harry," sagte der Direktor schließlich, jede Silbe sorgfältig gewählt und unheilvoll in ihrer Klarheit. „Ich könnte feststellen, welche Flüche und magischen Ketten euch binden."

Kaum hatte der Kobold das gesagt, zog sich Regulus' Miene zu einem harten, misstrauischen Ausdruck zusammen. Seine Augen verengten sich, und seine sonst so ruhige, fast kühle Aura spannte sich an wie die Seiten einer Harfe. „Ich denke nicht, dass das notwendig ist," sagte Regulus, seine Stimme wie Stahl, der auf Stein schlägt. Ohne zu zögern, trat er vor, so als wolle er verhindern, dass dieser uralte Kobold mit seiner geheimnisvollen Macht überhaupt in Harrys Nähe gelangte.

Doch Harry legte ihm sanft die Hand auf den Arm. Die Geste war ruhig, doch sie bedeutete, dass er selbst die Entscheidung treffen wollte. „Nein, Regulus," sagte Harry leise, aber fest. Sein Blick ließ keinen Zweifel zu. „Ich möchte hören, was er zu sagen hat."

Regulus verharrte, sein Blick durchbohrte Harry, doch schließlich wich er einen Schritt zurück, seine Augen noch immer wachsam und gespannt auf den Kobolddirektor gerichtet. Er schien sich gegen jede Zelle in ihm zu wehren, doch er respektierte Harrys Wunsch.

Der Direktor lächelte kaum merklich, zufrieden darüber, dass Harry seine Entscheidung getroffen hatte. „Ich werde einen alten Koboldzauber verwenden," erklärte er mit einem Anflug von Stolz und Andacht in der Stimme, als würde er über ein kostbares Geheimnis sprechen. „Es ist eine Kunst, die nur noch wenige unter uns beherrschen. Ein Zauber, der es mir erlaubt, die verborgenen Flüche und Ketten in euch zu lokalisieren – zu sehen, was unter der Oberfläche liegt."

Harry nahm einen tiefen Atemzug, als ob er sich auf einen tiefen Tauchgang vorbereiten würde. „Ich stimme zu," sagte er schließlich, seine Stimme nur ein Flüstern, aber fester als zuvor. Ein leiser Schauer lief ihm über den Rücken, denn er wusste nicht, was er zu erwarten hatte.

Der Direktor schloss die Augen, seine Hände bewegten sich über einen uralten, mit Runen bestickten Umhang, den er aus einer schweren Truhe zog. Die alten Symbole leuchteten leicht auf, als er begann, in einer fremden, melodischen Sprache zu murmeln. Die Worte, geflüstert in der dunklen Sprache der Kobolde, schienen den Raum zu füllen und zu umkreisen, während der Direktor seine Hände in präzisen Bewegungen drehte und den Zauber verstärkte. Ein pulsierendes, grünlich-gelbes Licht begann, von seinen Fingerspitzen auszugehen und sich wie zähflüssiger Rauch durch den Raum zu bewegen, bis es Harry schließlich einhüllte.

Harrys Herz schlug schneller, als er spürte, wie eine unsichtbare Macht durch seine Haut drang, tiefer und tiefer in ihn hinein bis in die verborgensten Ecken seiner Seele. Es war, als würde etwas Altes und Urgewaltiges ihn durchleuchten und jede verborgene Seite ans Tageslicht zerren. Ein brennendes Gefühl kroch über seine Haut, sein Inneres wie durch ein unsichtbares Feuer aufgewühlt.

Nach einer Weile öffnete der Direktor die Augen und ließ das Licht verblassen. „Es ist... wie ich vermutet habe," begann er, seine Stimme nun von einem schweren Ernst erfüllt. Seine Augen richteten sich auf Harry, als spräche er zu einem Wesen, das er noch nie zuvor gesehen hatte. „In euch schlummert eine ungeheure Macht, die jedoch durch Flüche und Banne gefesselt ist. Eure Begabung für dunkle Magie – eine Gabe, die in den meisten von uns Angst wecken würde – wurde unterdrückt und fest umschlossen. Eure wahre Gestalt wurde durch einen mächtigen Bann verändert, ein magischer Schleier verhüllt das, was ihr eigentlich seid. Und – euer wahres Wesen, Harry – es wird gefangen gehalten, wie in einem Käfig, bis zu eurem sechzehnten Geburtstag."

Harry Potter ~ Der Kampf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt