~ K A P I T E L 11 ~

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Taehyung POV

Erschöpft ließ ich mich in das Sitzpolster meiner Kutschkabine sinken und lehnte den Kopf an die Rückwand.

Viele stellen sich das Leben eines Lords aufregend und glorreich vor, doch in Wahrheit war es alles andere als das.

Diese ganzen gesellschaftlichen Verpflichtungen engten einen ein und diese ganzen Einladungen zu Nachmittagen bei Tee und Süßspeisen, sowie die großen Feste und Bälle, langeweilten mich.

Und zwar so sehr, dass ich wahrscheinlich kurz davor war herauszufinden, ob man an Langeweile sterben konnte.

Allein bei meinem heutigen Besuch bei den Winchesters, wäre ich fünf mal fast eingeschlafen, wenn ich nicht gerade versucht war, mir die Gabel in den Hals zu rammen, nur damit dieser Abend endlich ein Ende fand.

Die Tochter der Winchesters hatte mir unzählige Sekunden ihr 'Können' beim Klavierspiel unter Beweis gestellt.

Dieses Frauenzimmer war ungefähr so talentiert wie ich an Frauen interessiert war.

Überhaupt nicht.

Seit geraumer Zeit versuchten die Winchesters schon, mich mit ihrer Tochter zu vermählen. Mein Desinteresse ignorierten sie dabei gekonnt.

Wie so viele andere Adlige mit Töchtern in heiratsfähigen Alter auch. Sie erhofften sich, dass ihre Töchter mit mir eine gute Partie machen würden, immerhin war ich einer der begehrtesten Junggesellen der Stadt.

Vermögend, mit einem Haufen Ländereien und einem Adelstitel.

Lord of Ashvin.

Wer mit mir eine Verbindung eingehen würde, hätte für den Rest seines Lebens ausgesorgt und würde sich nie Gedanken über finanzielle Nöte machen müssen. Mein Titel würde ihnen unzählige Türen öffnen, weshalb die Familien äußert hartnäckig an meinen Fersen klebten.

Die Winchesters waren ganz vorne mit dabei.

Mr Winchester hatte sich erst vor wenigen Tagen bei einer Wette im Gentlemansclub verkalkuliert. Erneut. Seine Wett- und Spielschulden hatten sich im vergangenen Jahr zu einer beachtlichen Summe entwickelt, die er nicht mehr begleichen konnte. Eine Hochzeit zwischen seinem und meinem Hause würde mit einem Schlag all seine Probleme lösen.

Er versuchte in der Öffentlichkeit noch den Schein zu wahren, doch seine Familie stand vor dem finanziellen Ruin.

Sie würden alles verlieren.

Genauso wie ich alles verlieren würde, wenn jemals herauskommen sollte, wieso ich keiner Heirat zusagte.

Es lag nicht daran, weil ich mein Junggessellendasein nicht aufgeben wollte, nein. Ich wollte nicht heiraten, weil damit die Pflicht einen Erben in die Welt zu setzten wie eine dunkle Wolke über mir schweben würde. Und was würde meine Frau wohl dazu sagen, wenn sie bei dem Akt der Liebe feststellte, dass ich so gar keinen Gefallen an ihr fand?

Dass ich an keiner Frau jemals gefallen finden würde?

Ich stand auf Männer.

Ich hatte eine Schwäche für selbstbewusste, muskulöse junge Herren, die wussten, was sie im Leben wollten und sich nahmen was sie wollten.

Mich nahmen...

Unweigerlich blitzte sofort das Erscheinungsbild von dem Jungen Mann vor meinem inneren Auge auf, der mich zu dem Haven eingeladen hatte.

Jungkook.

Bei dem Gedanken daran, wie dreist er mich auf dem Markt angesprochen hatte, musste ich lächeln.

Der Graf von Raidenhall     Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt