𝐐𝐔𝐄𝐄𝐑 𝐒𝐄𝐈𝐍 | Aufklärung, Erfahrungen, Debatten, Meinungen

Erfahrung #2 - Das Turnhallenproblem

Da euch mein letztes Kapitel mit einer persönlichen Erfahrung ja ganz gut gefallen hat, ist hier das nächste. :D

Also, ich bin ja noch Schüler und habe demnach auch Sportunterricht. Momentan haben wir diesen in einer Turnhalle, die nicht zu unserer Schule gehört und auch von anderen Vereinen und Schulen belegt wird.

Da ich in meiner Stufe vollumfänglich geoutet bin (auch, wenn ich das Gefühl habe, dass das bei einigen Menschen noch nicht so wirklich angekommen ist), ist es, sagen wir- schwierig für mich, in die Mädchenumkleide zu gehen. Tatsächlich glaube ich zwar, dass keines der Mädchen in meinem Sportkurs ein Problem damit hätte, aber ICH habe ein Problem damit. Abgesehen davon würde es der Akzeptanz dessen, dass ich ein Junge bin, natürlich auch schaden, wenn ich mich bei den Mädchen umziehe.

Bei den Jungs umziehen ist halt aber auch schwierig, denn ich habe einen weiblichen Körper, den ich ungern zeigen möchte. Geschlechtsdysphorie und so. Und das trifft bei beiden Umkleiden zu, ich kann vor NIEMANDEM in dieser Stufe (außer meinen Freundinnen) halb nackt sein, ohne vor lauter Dysphorie halb zu verrecken.

In unserer Turnhalle, also der bei meiner Schule, konnte ich nach meinem Outing dann immer die Toilette für behinderte Menschen nutzen, um mich dort umzuziehen. War kein Problem und hat super funktioniert.

So, ihr kennt jetzt die Grundsituation. Warum erzähle ich das?

In unserer aktuellen Turnhalle sollte ich eigentlich auch die Behindertentoilette zur Verfügung gestellt bekommen. Die Betonung liegt auf sollte, denn das ist nicht passiert, weil ein Verein dort seine Geräte reingetan hat und sich weigert, diese aus dem Raum zu entfernen.

Bevor jemand schreibt, dass das gar keine Transphobie sein muss: ist es sehr wahrscheinlich auch nicht, blöd finde ich's trotzdem. Ich weiß auch nicht, ob meine Lehrpersonen bzw. der Oberstufenkoordinator überhaupt erwähnt hat, dass die Toilette aufgrund eines Transjungen gebraucht wird.

Die Situation ist aber dennoch nicht gut, denn stellt euch mal vor, ich wäre eben nicht (nur) trans*, sondern behindert und bräuchte diese Toilette, damit ich, well, AUF TOILETTE GEHEN KANN.

Abgesehen davon meinte mein Sportlehrer (der sehr toll ist), dass der Grund für die Benötigung der Toilette egal ist, weil ich so oder so ein Anrecht auf sie habe, wenn ich sie nunmal brauche.

Also ja, das ist die Situation. Wo ziehe ich mich um, fragt ihr euch vielleicht? In der Lehrer*innenumkleide. Ich gehe zuerst rein, ziehe mich schnell um, und dann geht mein Sportlehrer.

Was denkt ihr dazu? (Ich musste irgendeinen Schluss für das Kapitel finden, sonst wirkt es so unfertig)

Ich hoffe, euch hat's wieder gefallen, wenn ja, kriegt ihr gern noch mehr Erfahrungen. Macht irgendwie Spaß, das aufzuschreiben.