Ein Ally für Trans*menschen sein

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Heute möchte ich mit euch über etwas sprechen, das mir schon oft über den Weg gelaufen ist - wie unterstützt man Trans*menschen eigentlich richtig?

Es gibt nämlich durchaus Wege, die ich euch nicht empfehlen würde, da diese das Leben einer Trans*person nur noch schwerer und stressiger machen, zumindest aus meiner Sicht. In diesem Kapitel zeige ich einige Wege auf, die in meinen Augen wirklich gute Unterstützungen sein können.

Fremdoutings 
= man outet eine Trans*person bei jemand anderem

Generell würde ich Fremdoutings nicht empfehlen, und wenn dann nur nach Absprache mit der Person. Ich persönlich bin jemand, den das gar nicht so stört, außer, wenn jemand im Zuge des Outings falsche Dinge über Trans*identität behauptet - aber dazu später. Wenn ihr jemanden outen wollt/müsst, dann sprecht das vorher mit der Person ab. Es kann immer sein, dass Menschen, denen ihr das anvertraut, keine Vertrauenspersonen der Trans*person sind und ihr damit ihr Vertrauen brecht. Abgesehen davon könnt ihr eine Trans*person so auch immer in Gefahr bringen. Also lasst die/den Betroffene*n immer selbst entscheiden, ob ein Outing bei einem anderen Menschen okay ist oder nicht. Nach Absprache dürft ihr outen, manche Trans*personen wollen das sogar, weil sie sich selbst nicht trauen - aber nur nach Absprache. Das gilt btw auch für alle anderen Outings queerer Personen, nicht nur bei Trans*menschen - aber diese sind am ehesten diejenigen, die man outen muss, damit sie sich in einem Umfeld wohl fühlen können und richtig angesprochen werden.

Informiert sein

Wie bei jeden Thema gilt auch hier, dass ihr über ein gewisses Volumen an Grundwissen über das Thema verfügen solltet, bevor ihr versucht, andere Menschen ernsthaft darüber aufzuklären oder auch nur ein sinnvolles Gespräch mit ihnen zu führen, das nicht durchsetzt mit falschen Informationen ist. Also bitte bitte bitte informiert euch, bevor ihr Behauptungen aufstellt. Niemand erwartet von euch, dass ihr Expert*in seid, aber kennt euch bitte wenigstens etwas aus oder lasst es gleich sein/gebt einen Disclaimer, dass ihr euch nicht auskennt. Das kann sonst echt fatal sein. Eine Person, die mich verteidigen wollte, meinte mal, dass ich ein Mädchen bin, das denkt, dass sie ein Junge ist. 1 zu 1 so. Und das ist offensichtlich falsch. Ich bin ein Junge, gefangen in einem Körper, der biologisch weiblich ist. Also, nochmal: BITTE informiert euch und fragt gern auch Trans*menschen, die wissen das meistens am besten und meiner Erfahrung nach beantworten sie eure Fragen auch gerne - ich zum Beispiel! Also fragt immer nach, wenn ihr euch unsicher seid, ich werde keine Frage für dumm befinden. <3

Trans*menschen verteidigen

Wie ihr vielleicht wisst, werden Trans*menschen gern mal in die Rolle des Bösen geschoben oder einfach generell diskriminiert. Und wenn ihr echte Allies sein wollt (und nicht irgendwie durch Probleme wie soziale Angst darin eingeschränkt seid), verteidigt Trans*menschen gerne, wenn ihr könnt. Es ist wichtig, zumindest zu versuchen, diese Diskriminierung und Feindbildschaffung etwas aufzulockern und aufzulösen. Auch, wenn in eurer Freundesgruppe oder Familie jemand so etwas äußert: bitte macht euren Mund auf, klärt auf. Und wenn das nichts bringt, appelliere ich an euch, ein Statement zu setzen und sich zu distanzieren, wenn möglich. Ich weiß schon, dass das nicht immer geht, genauso wie das Aufklären an sich. Bringt euch nicht selbst in Gefahr, macht das nur aus einer sicheren Position heraus. Euer Ally-sein soll nicht euer (soziales) Leben zerstören. Die Frage ist nur immer: wollt ihr mit solchen Menschen wirklich etwas zu tun haben?

Zuhören

Ein kleiner Disclaimer: genau wie bei allen anderen Problemen, denen ihr Gehör schenken könnt, gilt auch hier, dass ihr immer sagen dürft, dass ihr grad nicht zuhören könnt oder wollt, warum auch immer das sein sollte - das ist erstmal egal. Ganz wichtig ist vor allem, dass ihr auf eure eigene (mentale) Gesundheit achtet und euch anderen Problemen nur dann annehmt, wenn ihr das gerade verkraften könnt. 

Okay, jetzt kommen wir zum Punkt: es gibt Trans*menschen, die unter viel Geschlechtsdysphorie leiden. Das beschreibt das Unwohlsein mit dem eigenen Körper, vor allem eben mit den Features, die einen als biologisch weiblich/männlich auszeichnen. Mehr dazu findet ihr im Aufklärungskapitel über Trans*identität (Kapitel 4). Es gibt natürlich auch Menschen, die nicht so viel Dysphorie haben, das ist ganz normal. Hier spreche ich nur wieder von mir als Ausgangspunkt: ich bin ein Mensch mit viel Geschlechtsdysphorie, ich hatte glaube ich schon wegen jedem meiner Körperteile mal welche. Und manchmal hätte ich mir gewünscht, dass da jemand ist, den ich einfach zuheulen kann. (Keine Sorge, ich hatte Leute, die da waren (vor allem eine Person), das bezieht sich jetzt auf einige spezifische Situationen, über die ich im Nachhinein dann auch reden konnte.) Tipps brauche ich meistens gar nicht, kann bei anderen aber anders aussehen. Der Punkt ist: wenn ihr in der Lage dazu seid, dann seid für eure trans*identen Freund*innen da, vorausgesetzt, diese möchten das. Es kann gut sein, dass es denen oft nicht allzu gut geht, oder auch nur manchmal - seid euch bewusst darüber, dass Trans*identität schmerzhaft sein kann und nicht einfach nur so ein funky Ding ist, das man halt so hat.

Korrigieren

Das ist eigentlich der einfachste Punkt: wenn jemand (auch in Abwesenheit der Trans*person selbst) eine Trans*person deadnamed oder falsche Pronomen nutzt, solltet ihr diesen Menschen konsequent korrigieren, egal, wie genervt darauf reagiert wird. Es ist wichtig.

Der korrekte Ausdruck

Zum Schluss kommen wir auf einen Punkt, auf den mich Uzumya aufmerksam gemacht hat, und ich fand, dass der sehr wichtig ist - deswegen kriegt Leo hier jetzt einen Gastauftritt und darf das Ganze mal erklären :)

Hallo, hier Leo! Kommen wir gleich zum Punkt: Ich sehe und höre immer wieder Ausrücke, die absolut nicht sensibel sind und teils sicherlich auch verletzend für Trans*menschen sein könnten. Diese Ausdrücke kommen dann meistens aus Halbwissen und sind nicht verwerflich, wenn man es nicht besser weiß, schlussendlich kann man auch niemanden dazu zwingen, auf eine bestimmte Art und Weise zu reden, aber ihr seid ja hier, um euch zu informieren, wie man ein Ally sein kann. Ich befinde den richtigen Ausdruck für extrem wichtig und werde hier ein paar Beispiele ausführen!

"(Name) ist ein Junge, fühlt sich aber als Mädchen"  [Gilt natürlich auch andersrum für ftm]
Das ist extrem unsensibel. Bei einer cis-Person würde man auch nicht sagen, dass sie sich als Frau/Mann FÜHLT, oder? Die in diesem Beispiel angeführte Trans*frau ist eine Frau bzw. ein Mädchen, kein Junge, der sich als Mädchen fühlt. Das ist einfach Unsinn, und diese Art, das auszudrücken ist immer noch viel zu verbreitet. Bei Trans*identität geht es darum, wer man ist, nicht wie man sich in dem Sinne fühlt. 

"(Name) war ein Mädchen, ist jetzt aber ein Junge" [Gilt natürlich auch andersrum für mtf]
Trans*identität ist angeboren. Klar kann man als Trans*mensch nicht von Geburt an wissen, dass man einer ist, und viele finden das erst im jugendlichen Alter, oder sogar viel später heraus. TROTZDEM ist es angeboren. Wenn einem*einer ständig eingeredet wird, dass man (im Beispiel ftm) ein Mädchen ist, wenn man so erzogen wird, dann glauben viele das natürlich auch, oder versuchen, sich in dieses Bild zu zwingen. Zudem ist die Aufklärung darüber immer noch schlecht, viele Trans*menschen finden erst durch das Internet heraus, dass es sie gibt, obwohl auch das Auftrag der Schulen wäre. Ein Trans*junge ist schon immer ein Junge, ein Trans*mädchen schon immer ein Mädchen, und das sind einfach Fakten.

"(Name) ist transsexuell"
Per Begriffsdefinition ist das Wort "transsexuell" zwar richtig, aber trotzdem missverständlich. Man könnte denken, dass Trans*identität etwas mit Sex und Sexualität zu tun hat, was es nicht hat. Dementsprechend ist dieser Begriff nicht zu verwenden.

"(Name) möchte gerne eine Frau/ein Mann sein"
Dieser Ausdruck ist im Grunde genommen Aberkennung der Trans*identität und hört sich an, als wäre es a) etwas, das man gerne hätte und b) einfach eine Entscheidung. Weder ist es eine Entscheidung aufgrund dessen, dass es angeboren ist, noch ist es etwas, das man gerne haben möchte, siehe dazu das Kapitel zur Geschlechtsdysphorie. Oder ihr googelt einfach mal, was geschlechtsangleichende Operationen kosten, das wünscht man auch niemandem, der nicht gerade superreich ist... (Wobei natürlich nicht jeder Trans*mensch diese in Anspruch nehmen möchte.)

Das waren einige Beispiele, die mir jetzt so eingefallen sind. :)

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Das war's dann auch wieder mit dem Kapitel. Danke fürs Lesen<3

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