Meine Augen wurden durch die Tränen verklebt. Ich saß zusammen gehockt auf meinem Bett, wo benutzte Taschentücher verstreut waren. Der Grund wegen meiner Heulerei war Harry, und der Auslöser mein Vater.
Ich fühlte mich einfach so leer ohne ihn, ohne seine Zuneigung. Es war mehr als eine Woche her, dass wir uns gesehen hatten. Ich konnte nicht mal mit ihm schreiben, nein, mein Vater mir alle Sachen, mit denen ich mit ihm kommunizieren könnte entwendet. Ich vermisste ihn, und den Gedanken, dass wir ab jetzt getrennt sein würden, zerbrach mein Herz.
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"Du wirst ihn nicht wieder sehen, Taylor!", brüllte mein Vater wütend und rüttelte mich heftig. Ich versuchte aus seinem Griff herauszukommen, wich seinem Blick aus und dachte einfach daran, dass ich gleich einfach weglaufen würde, damit er sehen konnte, was er verpasste.
"Taylor, sieh mich an!", forderte er, packte mein Kinn und drängte mich dazu, in sein Zorn erfülltes Gesicht zu schauen. "Ich verbiete es dir!"
"Mir egal!", fauchte ich zurück. Er schlug mir auf die Wange. Ich keuchte und hielt sie mit zitternder Hand fest. "Du mieses Arschloch!"
"Taylor", warnte er mich. Ich wich einige Schritte zurück. "Siehst du, wie er dich verändert? Früher hättest du nie so mit mir gesprochen!"
Ich wischte mir die Tränen weg. "Glaubst du nicht, daran ist Schuld, das du mein Vetrauen verloren hast? Du hast verdammt nochmal Mom betrogen!" Noch ein Schlag. Der Aufprall schleuderte mich aufs Bett.
"Nicht mit diesem Ton!" Ich kletterte das Bett hinauf und schaute ihn mit einem hasserfüllten Blick an. "Du wirst ihn nicht wiedersehen. Dafür Sorge ich, glaub mir! Er ist ein schlechter Umgang für dich! Er ist nicht gut genug!"
"Er ist alles was ich will!", jammerte ich und schluchzte.
"Dann verabschiede dich davon! Ich will nicht, dass du mit einem Verbrecher zusammen bist!" Mit diesen Worten knallte er die Tür zu. Ich hörte wie er von der anderen Seite die Tür mit einem Schlüssel verschloss.
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Harry muss mich bestimmt hassen. Er ist enttäuscht. Oder er macht sich Sorgen. Er hatte einfach nichts mehr von mir gehört. Glaubt er, ich hatte keine Lust mehr auf ihn? Zu mir konnte er ja nicht, er wusste wir mein Vater hatte Kameras um unser Haus montiert. Wenn er Harry sehen würde, würde er es an mir auslassen. Wie früher, als ich mich geweigert hatte.
Es war schon Mitternacht, ich hatte die Nachttischlampe an, damit ich sie sofort ausschalten konnte, falls mein Vater hier vorbei schaute, dann könnte ich einfach so tun, als ob ich schlafen würde.
Ich kramte mein Collegeblock aus meinem Rucksack hervor und nahm meinen Kulli. Ich schlug willkürlich eine freie Seite auf und schrieb:
H, morgen beim Brunnen um Mitternacht. T.
Ich riss den Beschrifteten Teil heraus und faltete es zusammen. Ich verstaute es in meinem Rucksack, so dass es nicht auffallen würde.
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Nach der Schule holte mein Vater mich immer ab, weil er einfach diese Kontrolle brauchte. Er musste mich überwachen, damit ich auf keine Idee kam. Doch in der Pause hatte ich in diesem kleinen Keil in der Statue unserer Schule meinen Zettel reingequetscht. Ich muss einfach hoffen, dass es Harry sieht.
Schweigend stieg ich in den Beifahrersitz ein, machte müde die Tür zu und schaute aus dem Fenster. Ich wollte einfach nicht mit meinem Vater sprechen, er ist derjenige, der mich unglücklich macht.
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Es war Abend. Ich war noch in meinem Zimmer. Ich hatte meine Straßenklamotten eben wieder angezogen, meine Sportschuhe hervorgeholt und meine Jacke übergezogen. In meinem Rucksack hatte mein aufgespartes Geld reingestopft und etwas Essen, dass ich noch in meinem Zimmer hatte.
Falls Harry kam, dann würde ich hier nie wieder zurück kommen wollen. Dann wäre ich endlich raus aus diesem Gefängnis.
Es war mir zu riskant, die Treppen runter zu gehen, also öffnete ich langsam mein Fenster und setzte mich auf die Kante. Ich hörte nichts, gutes Zeichen. Als ich gerade fast ganz draußen war und mich an dem Efeu runter hangelte, hörte ich, wie mein Vater an der Tür klopfte.