Hinab gefallene Eichenblätter, alte Baumrinde, trockene Erde, eine herunter gekommene Leiter die im Wind immer wieder gegen den Baum schlug.
Und wenn man den Kopf hob, seinen Blick nach oben richtete, sah man ein kleines Baumhaus. Früher hätte man dort gut übernachten können, ganze Tage dort verbringen können. Man hätte dort oben spielen können, durch die Spalten der Bretter lugen und beobachten, was in der Welt um sich passierte. Aber die Betonung liegt auf früher.
Man kann dem Baumhaus ansehen, dass die Bretter davon früher ein schönen, gesunden braun Ton trug. Nun war es ein grünliches braun, dass alles einnahm. Moos wucherte über den Boden des Baumhauses, über das Dach.
Nichts ist halt so, wie es einmal war. Alles ändert sich, egal ob man mit all seiner Kraft versucht, es aufzuhalten.
JETZT
Ich starrte auf den Hinterkopf von Liam, der mir seinen Rücken zugedreht hatte. Er spannte seine Rückenmuskeln an, ballte seine Hände zu Fäusten und stellte sich vor mir hin wie ein Berg. Unberrechenbar und Widerstandsfähig.
Das genaue Gegenteil von mir.
Während er versuchte, sich zu beherrschen, rannen mir die Tränen über die Wangen, verschwammen meine Sicht..
"Hör zu", fing ich mit zitternder Stimme an, doch er unterbrach mich.
"Das hätte nicht passieren soll." Er wandte seinen Kopf zur Seite, so dass ich sein Gesichtsprofil betrachten konnte. Mit geschlossenen Augen sog er bebend Luft ein.
"Wie hätte ich das denn verhindern sollen, Liam?", schluchzte ich und fuhr mit dem Handrücken über meine Wangen.
Mit gesenkten Kopf drehte er sich zu mir um. Leise betrachtete ich, wie ihm selbst die Tränen über das Gesicht liefen. Langsam wagte ich mich nach vorne um ihn in meine Arme zu schließen.
Als ich ihn umarmte, schluchzte er und drückte sein Gesicht an meine Schulter. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken, obwohl mir selbst nicht danach zur Mute war.
Sein ganzer Körper zitterte. Nun, endlich ließ er mich an sich ran und drehte mir nicht wieder den Rücken zu. Natürlich, manche Menschen kommen gut selbst mit etwas zurecht, aber das ging uns beide was an.
"Ich v-vermisse sie", stotterte er an meine Schulter.
"Pshhh", wisperte ich. "Es wird schon alles wieder gut."
Eine geraume Zeit, verharrten wir dort, Arm in Arm, weinend. Doch er löste sich von mir und suchte meinen Blick.
"Glaubst du wir schaffen das?" In seiner Stimme lag Verzweiflung.
Ich griff nach seiner Hand und drückte sie sanft. "Zu zweit, immer doch", hauchte ich. "Wie früher immer. Uns konnte nichts erschüttern." Ich schaute runter zu unseren Händen. "Aber das hier ist kein Kinderspiel.."
Er nickte traurig und zog mich wieder in seine Arme.
"Wieso musste sie es sein? Sie war so jung. Sie war unsere Tochter."
"Nicht alles ist auf Dauer. Wir wussten, dass sie es nicht mehr lange aushalten würde, Liam. Sie hatte Leukämie.." Ich stoppte. "Aber wenigstens hatte sie ein schönes Leben, oder nicht?"
Mein Lächeln war schwer, aufrecht zu erhalten, während mein Herz so schwer war. Liam schluchzte auf. Ich drückte seine Hand.
"Wir schaffen das. Weißt du noch? Nur du und ich. Wir zwei." Ich suchte nach seinem Blick. "Wir schaffen das, Liam. Versprochen."
"Es ist nur so schwer...", murmelte er und erwiderte meinen Blick. "Versprich mir wenigstens, dass du mich nicht verlässt, Miley. Bitte."
Ich kam einige Schritte auf ihn zu.
"Ich verlasse dich nicht, Liam. Das werde ich auch nie, versprochen. Wir schaffen das."