Mein neues zuhause

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Kapitel 3

Zwei Tage waren vergangen, seitdem ich beim letzten Mal mit meinen Brüdern im Stream war. Ich hatte es genossen, Teil ihres Projekts zu sein, und doch wusste ich, dass sich alles bald ändern würde. Die Entscheidung war getroffen, und der Tag des Umzugs war endlich gekommen. Heute würde ich Duisburg hinter mir lassen und nach Offenbach ziehen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, als ich meine Sachen zusammenpackte und meine Zimmerwände zum letzten Mal betrachtete. All die Erinnerungen, die ich hier geschaffen hatte, würden in der Vergangenheit liegen. Doch ich wusste, dass ich diesen Schritt gehen musste, um meinen Traum zu verfolgen und endlich einen Neuanfang zu wagen.

Der Umzug war ein Chaos. Es gab so viele Kartons, Kisten, und überall verstreute Dinge, die noch ihren Platz finden mussten. Ich hatte in den letzten Tagen viel sortiert und aussortiert, doch trotzdem fühlte es sich an, als würde ich nie fertig werden. Meine Eltern halfen mir, die letzten Sachen in den Umzugswagen zu packen, und auch meine Brüder, Bzet und Emre, waren da, um mich zu unterstützen. Es war ein bisschen surreal, zu wissen, dass ich nun wirklich fortziehen würde, und gleichzeitig war ich dankbar für die Hilfe, die ich erhielt.

Das Ziel war ein heruntergekommenes Hochhaus in Offenbach. Es war kein Traumort - das wusste ich von vornherein. Der Block war alt, die Wände grau, und überall prangten Graffitis. Als ich das erste Mal vor dem Gebäude stand, kam es mir vor, als hätte es seine besten Tage schon hinter sich. Der Lack war abgeblättert, die Fenster vergilbt, und der Eingang sah nicht einladend aus. Doch es war mein neuer Ort, und ich würde mich hier einleben müssen.

Im Treppenhaus roch es nach Gras und Pisse - ein intensiver, unangenehmer Geruch, der in den Räumen hing, als wäre er tief in den Wänden verankert. Die Stufen waren mit Graffitis bedeckt, und die Wände trugen die Spuren der Zeit. Dennoch, es war der Ort, an dem ich nun leben würde. Baran, mein Cousin, der bereits hier wohnte, wartete unten im Flur auf mich. Er wohnte eine Etage unter mir, was gut war - zumindest würde ich jemanden in der Nähe haben, wenn ich mich jemals verloren fühlte.

„Komm, ich helfe dir mit allem!", sagte Baran und begrüßte mich mit einem breiten Grinsen. Er trug ein T-Shirt, das aussah, als wäre es schon mehrmals gewaschen, und seine Jeans waren an den Knien aufgerissen. Aber er war freundlich und hilfsbereit, und seine Anwesenheit beruhigte mich ein wenig. Baran hatte mir die Wohnung schon vorher gezeigt, aber heute würde ich wirklich ankommen.

Er half mir, die Kartons in meine neue Wohnung zu tragen. Die Möbel waren einfach, aber funktional. Das Wichtigste war, dass ich endlich mein eigenes Zimmer hatte, auch wenn der Rest des Hauses eher trostlos wirkte. Aber es war mein neuer Anfang, und ich musste mich daran gewöhnen.

Am Abend, als die letzten Kartons verstaut waren, beschlossen Baran und ich, eine Pause zu machen. Es war gegen 22 Uhr, und Baran schlug vor, mit seiner Freundesgruppe im Park zu treffen. „Komm, du musst die Jungs kennenlernen. Sie sind alle ziemlich cool. Es sind nur Jungs, keine Mädels, aber sie sind in Ordnung", sagte er, als er seine Jacke anzog.

Ich nickte und zog meine Schuhe an. Die frische Luft draußen fühlte sich gut an, auch wenn der Tag anstrengend gewesen war. Als wir den Park erreichten, sah ich eine Gruppe von etwa zwanzig Jungs, die sich auf dem Rasen versammelt hatten. Sie lachten, redeten laut und spielten ein bisschen Fußball, während andere auf Bänken saßen und sich unterhielten. Baran ging direkt auf die Gruppe zu und begrüßte jeden mit einer Handbewegung. Als ich mich vorstellte, sagte ich: „Hi, ich heiße [Dein Name] und komme aus Duisburg. Ich bin Türkin und neu hier in Offenbach."

Die Jungs nickten mir zu, und es war sofort klar, dass sie alle recht entspannt und freundlich waren. Es war ein merkwürdiges Gefühl, so viele neue Leute auf einmal zu treffen, aber irgendwie fühlte ich mich gleich gut aufgenommen. Einige von ihnen nickten mir zu und luden mich ein, mich zu setzen. Wir redeten ein bisschen über Duisburg, Offenbach und was uns sonst noch so beschäftigte. Die Stimmung war locker, und ich verstand mich mit allen gut. Sie schienen wirklich interessiert an meiner Geschichte und wollten mehr über mein Leben in Duisburg erfahren.

Nach einiger Zeit bemerkte ich jemanden, der sich der Gruppe anschloss. Es war Mufasa. Ich kannte ihn von den Streams meiner Brüder, aber ich hatte nicht gewusst, dass er ein Freund von Baran war. Als er zu uns kam, gab er jedem von uns einen Handschlag zur Begrüßung. „Hey, was geht ab?" sagte er mit einem breiten Grinsen, das sofort ansteckend war. Mufasa war ein riesiger Typ, freundlichen Gesicht zugleich kann er auch einschüchtern sein.

Es dauerte nicht lange, bis ich bemerkte, dass fast jeder in der Gruppe ein Joint in der Hand hielt. Mufasa zog auch einen heraus und zündete ihn an, während die anderen Jungs entspannt auf ihren Bänken saßen. Der Geruch von Marihuana mischte sich mit der frischen Luft des Parks und ließ die ganze Atmosphäre noch entspannter wirken. Ich wusste, dass Mufasa in den Streams meiner Brüder auch immer wieder von seinen verrückten Abenden und Erlebnissen erzählt hatte, aber es war eine andere Dimension, ihn persönlich in dieser Umgebung zu sehen.

Ich setzte mich auf die Tischtennisplatte, die ein paar Meter entfernt stand, und redete mit einem Jungen, mit dem ich mich gut verstand. Wir sprachen über alles Mögliche, und irgendwann erzählte er mir, dass er seit drei Jahren in einer stabilen Ehe sei. „Es ist nicht immer einfach, aber es läuft gut. Wir haben unsere Höhen und Tiefen, aber sie ist immer für mich da", sagte er, und ich konnte sehen, dass er wirklich glücklich war. Ich freute mich für ihn, denn es war selten, so etwas in einer so jungen Altersgruppe zu hören.

Als ich gerade das Gespräch weiterführte, kam Mufasa zu mir. „Und, was machst du hier in Offenbach?", fragte er neugierig, während er einen Zug vom Joint nahm. Ich erzählte ihm in kurzen Worten, warum ich nach Offenbach gezogen war - wegen des neuen Jobs und der Möglichkeit, etwas Eigenes aufzubauen. „Klingt nach einem Neuanfang", sagte Mufasa und nickte verständnisvoll. „Viel Glück dabei!"

Es war ein entspannter Abend, und die Zeit verging schnell. Irgendwann verabschiedete ich mich von allen und machte mich auf den Weg zu meiner neuen Wohnung. Als ich den Park verließ, fühlte ich mich zum ersten Mal ein kleines bisschen zuhause. Offenbach war noch neu für mich, aber ich wusste, dass dies der Anfang von etwas war - einem neuen Kapitel in meinem Leben.

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