Gretes Lädchen

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Pov Cassy

Ich schreckte hoch, das Herz schlug mir bis zum Hals. Für einen Moment wusste ich nicht, wo ich war. Der Raum war dunkel, nur der Schein des Mondes schlich durch die Vorhänge. Dann erinnerte ich mich – ich war bei Fabio.

Die Tür wurde aufgerissen, und Fabio stand plötzlich da, seine Augen weit aufgerissen, die Stimme drängend und leise zugleich. „Wir müssen hier weg. Vor der Tür... da stehen mindestens drei Albträume. Sie wissen, dass du hier bist!"

Die Worte jagten mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ohne zu zögern, schwang ich mich aus dem Bett und folgte ihm ins Wohnzimmer. Fabio war schnell, fast schon zu schnell für mich, als er ein Fenster öffnete und hindurchstieg.

Kurz darauf tauchte sein Kopf wieder auf. „Jetzt komm! Beeil dich!"

Ich kroch durch das Fenster und spürte sofort den kühlen Wind, der mich empfing. Wir standen auf dem Dach des Hauses. Der Boden unter meinen Füßen fühlte sich merkwürdig glatt an, und der Gedanke daran, wie tief es hinunterging, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

„Komm!" Fabio ging voran, balancierte sicher auf den schmalen Dachziegeln, als wäre es ein Spaziergang.

„Einfach nicht runtersehen," murmelte ich zu mir selbst, während ich ihm folgte, die Knie weich und der Blick starr geradeaus.

Nach einigen Metern hielt Fabio plötzlich an. Der Wind riss an seinen Haaren, aber sein Gesicht war voller Konzentration, als er meine Hand griff.

„Auf drei springen wir," sagte er ruhig, als wäre es das Normalste der Welt.

Ich riss die Augen auf. „Bist du wahnsinnig?" fragte ich, meine Stimme überschlug sich fast.

Doch Fabio grinste nur. „Vertrau mir."

Bevor ich protestieren konnte, begann er zu zählen. „Eins..."

„Fabio, nein!"

„Zwei..."

„Ich meine es ernst!"

„Drei!"

Er sprang, und ich hatte keine andere Wahl, als hinterherzuspringen. Ein Schrei entwich meinen Lippen, als wir das Dach hinunterglitten wie auf einer schrägen Rutsche. Die kühlen Ziegel unter uns zogen uns immer schneller nach unten, der Wind pfiff uns um die Ohren, und dann –

Plumps!

Wir landeten in einem Wagen voller Stroh. Der Aufprall war weicher, als ich erwartet hatte, trotzdem prallte ich unsanft gegen Fabio.

„Was war das denn bitte?" rief ich, während ich mich aus dem Stroh kämpfte.

„Eine geniale Flucht!" grinste Fabio, sichtlich zufrieden mit sich selbst.

Noch bevor ich ihn weiter anmeckern konnte, hörte ich Schritte in der Nähe. Fabio legte einen Finger an die Lippen. „Leise. Sie suchen uns."

Ich duckte mich tiefer ins Stroh und hielt den Atem an. Die Albträume waren nah, ihre dunklen Schatten huschten an uns vorbei. Aber sie entdeckten uns nicht.

Fabio drehte sich zu mir, ein triumphierendes Funkeln in seinen Augen. „Und? War doch gar nicht so schlimm, oder?"

Ich gab ihm nur einen genervten Blick. „Du schuldest mir jetzt sowas von ein Frühstück!"

"Wie wäre es erstmal mit was frischem zum anziehen" schlug er vor und da sah ich wie dreckig sein Rücken geworden war von der Rutschpartie und konnte dadurch erahnen wie ich erst aussehen musste. 

Wir klettern aus dem Wagen heraus und liefen in entgegen gesetzer Richtung wie die Albträume. Die Straßen waren noch immer relativ leer. Nach ein paar Metern zog mich Fabio in eines der Geschäfte. 

Achtsman jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt