Der Weg zu Zeke

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Der Wind wehte den Sand in kleinen Staubwolken um uns herum, und ich konnte spüren, wie die Luft immer trockener wurde, je weiter wir uns von der Stadt entfernten. Es war fast, als ob die Stadt ein Leben für sich hatte und hier draußen nur noch Leere herrschte – eine endlose Weite aus Gold und Beige. Es war faszinierend, aber auch ein wenig beängstigend. Ich konnte den Horizont kaum erkennen, und der Sand schimmerte im Dämmerlicht wie ein wogendes Meer.

„Und Zeke lebt wirklich in der Wüste?" fragte ich, während ich einen Blick auf das undurchdringliche Sandmeer warf, das sich vor uns ausbreitete.

Fabio lachte kurz, der Klang verhallte in der Stille, die uns umgab. „Er heißt Sandmann. Liegt doch quasi auf der Hand."

Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie jemand in dieser endlosen Einöde leben konnte, aber Fabio schien überzeugt. Der Sand, der inzwischen fast überall war – in meinen Haaren, in meinen Schuhen, unter den Fingern – nahm langsam alles in Besitz. „Er muss ein ziemlicher Aussteiger sein, wenn er hier lebt."

„Sagen wir mal so, die Wüste hat ihre eigenen Gesetze", antwortete Fabio. „Zeke lebt nicht wie andere. Diese Art von Welt ist perfekt für ihn."

Ich nickte, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, wie eine „Welt" in dieser Wüste eigentlich aussah. Alles, was ich wusste, war, dass Zeke ein Sandmann war – und das klang jetzt nicht unbedingt nach einem der Orte, an denen ich gern den ganzen Tag verbringen würde.

„Ich hätte wohl doch endlich eine Fahrerlaubnis machen sollen," seufzte Fabio plötzlich und warf einen Blick zurück in Richtung der Stadt, die langsam hinter uns verschwand. „Dann müssten wir nicht alles zu Fuß machen."

Ich schnaubte leise. „Wäre wahrscheinlich weniger anstrengend. Und auch ein bisschen weniger... sandig."

„Ja, aber dann hätten wir diese fantastische Aussicht hier nicht," sagte Fabio, und obwohl er versuchte, es locker klingen zu lassen, merkte ich, dass er genauso wenig begeistert war von diesem Spaziergang durch die Wüste wie ich. Jedenfalls wollte er es sich nicht anmerken lassen.

Die Sonne stand schon tief, aber die Hitze der Wüste war gnadenlos. Wir hatten den größten Teil des Tages damit verbracht, die Stadt hinter uns zu lassen, und der Weg schien kein Ende zu nehmen. Ich konnte spüren, wie die Müdigkeit in meine Glieder kroch, doch jedes Mal, wenn ich versuchte, es zuzugeben, ergriff Fabio ein anderes Gesprächsthema oder lenkte mich mit einer seiner gewohnten Bemerkungen ab.

„Also," sagte er nach einer Weile, „du hast jetzt ja schon viel über Zeke gehört, oder?"

„Ehrlich gesagt nicht so viel, was mir hilft" antwortete ich und versuchte, den Sand, der sich in meinen Schuhen angesammelt hatte, loszuwerden. „Was ich weiß, ist, dass er der Sandmann ist und... anscheinend in der Wüste lebt."

Fabio lachte leise. „Und du denkst, dass das alles ist? Ich hoffe, du bist nicht zu enttäuscht, wenn du ihn triffst."

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Wieso, was erwartet mich denn?"

„Zeke ist... nun ja, er ist nicht wie andere, sag ich mal. Er hat seine eigene Vorstellung davon, wie die Dinge laufen sollten. Und er hat seine eigenen Regeln."

Ich wusste, dass Zeke eine mächtige Figur war – das hatte mir jeder gesagt, mit dem ich gesprochen hatte. Aber was genau das für „eigene Regeln" bedeuteten, war mir noch unklar. Vielleicht würde ich es herausfinden, wenn ich ihn endlich traf.

„Aber keine Sorge," fügte Fabio hinzu, „Er will nur über alles und jeden die Kontrolle haben"

„Das klingt ja super." Ich versuchte, die Nervosität, die sich in mir breit machte, zu ignorieren, als wir weitergingen. Wenn ich Zeke fand, würde er mir hoffentlich helfen können – aber was, wenn er sich weigerte? Wie würde ich dann zu Fips zurück kommen?

Achtsman jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt