Kapitel 27 (Ethans POV 3/3)

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Das erste Morgenlicht verblasste, als ich die Treppen des Universitätsgebäudes betrat, der Alltag empfing mich mit seiner kühlen Distanz. Gedanken an Jay klammerten sich an den Rand meines Bewusstseins, doch ich schob sie beiseite. Der Campus war stiller als gewöhnlich, als wäre der Tag selbst noch nicht ganz wach.

Mein Büro lag am Ende des Korridors, und als ich die Tür aufschloss, bemerkte ich Alex, der bereits wartend vor dem Schreibtisch stand. Seine Haltung war aufrecht und kontrolliert, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, das jedoch eher kühl als freundlich wirkte. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, als wäre dies sein gewohntes Territorium.

„Guten Morgen, Professor," sagte er mit einem Hauch von Wachsamkeit, die ich mittlerweile gewohnt war.

„Morgen, Alex," antwortete ich knapp und ließ meinen Blick kurz über ihn gleiten.

Wie immer wirkte er tadellos und fast unangenehm korrekt – seine Kleidung makellos, die Haltung aufmerksam und selbstbewusst, doch seine Augen verrieten einen Funken von Neugier, der ihn manchmal zu lange verweilen ließ. Alex war zweifellos verlässlich, und trotzdem schien es, als würde er mehr wissen wollen, als ich preiszugeben bereit war.

Er legte mir einige Unterlagen auf den Schreibtisch und trat elegant zurück, die Hände hinter dem Rücken. „Das sind die Berichte für das heutige Meeting mit dem Dekanat. Ich habe die Vorbereitungen getroffen und die Protokolle der letzten Sitzung ergänzt."

„Danke, Alex." Ich nahm die Unterlagen entgegen und blätterte sie kurz durch, dabei beobachtete ich ihn aus dem Augenwinkel. Auch jetzt wich sein Blick nicht von mir; er stand ruhig da, sein Gesicht ausdruckslos.

„Brauchst du noch etwas von mir?" fragte ich, ohne den Blick von den Papieren zu heben. Einen Moment lang blieb es still, und ich spürte fast, wie er abwog, ob er antworten sollte.

„Nein, nichts weiter. Nur...", er zögerte, seine Worte beinahe provozierend bedacht, „ich wollte nur fragen, ob... alles in Ordnung ist."

Ich hob den Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht. Sein Blick war auf mich fixiert, wachsam, forschend. „Warum fragst du?"

„Nun, du wirkst in letzter Zeit... nachdenklicher als sonst," erwiderte er ruhig. „Falls es etwas gibt, das du besprechen möchtest, bin ich da."

Seine Worte lagen schwer im Raum, und ich hielt inne, mir bewusst, wie weit ich ihn lassen konnte, bevor ich die Distanz wiederherstellte. Alex war diskret und loyal, aber mein Privatleben – besonders meine Verbindung zu Jay – gehörte definitiv nicht in diese vier Wände.

„Es betrifft nicht die Arbeit, Alex," antwortete ich schließlich und vertiefte mich demonstrativ in die Unterlagen, um das Gespräch zu beenden.

Doch er hielt inne, die Stille dehnte sich für einen Moment, bevor er in ruhigem, kontrolliertem Ton sagte: „Manchmal hilft es, Belastendes auszusprechen, auch wenn es nichts mit dem Job zu tun hat. du weißt, dass ich... verschwiegen bin."

Ich blickte kurz auf und erwiderte seine Worte mit einem flüchtigen, distanzierten Lächeln. „Ich schätze das, Alex," sagte ich und legte die Unterlagen beiseite. „Aber ich denke, wir sollten uns auf die Arbeit konzentrieren."

Er nickte, ein knappes Nicken, doch seine Lippen schienen für einen Moment fest aufeinandergepresst, als wollte er mehr sagen.

Alex schlug seinen Notizblock auf und prüfte den Zeitplan. „In einer Stunde erwartet uns das Dekanat, und danach beginnt dein Seminar. Gibt es etwas, das ich vorbereiten soll?"

„Nein, das ist alles," sagte ich und merkte, wie meine Gedanken bereits bei Jay waren – und auch bei David, der heute anwesend sein würde. Eine leichte Spannung schlich sich in meine Haltung, und Alex, der die leiseste Veränderung registrierte, sah mich einen Moment lang nachdenklich an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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