Kapitel 23

71 5 1
                                    

Ethan ließ seine Hand langsam von meinem Gesicht sinken und sah mich noch einen Moment fest an, bevor er sich wieder zur Straße wandte. Der Motor brummte leise, und ich atmete tief ein, versuchte, mein pochendes Herz zu beruhigen, während Ethan den Wagen wieder in Bewegung setzte. Die Spannung, die der Kuss hinterlassen hatte, hing noch immer im Auto – wie ein unausgesprochenes Versprechen, eine leise Mahnung.

Die restliche Fahrt verlief in Stille, aber nicht in jener entspannten Ruhe, die ich sonst mit ihm teilte. Ich spürte Ethans gelegentliche Blicke, prüfend und aufmerksam, als wollte er jede noch so kleine Regung in meinem Gesicht einfangen. Jede Bewegung meiner Hände, jeder verstohlene Blick aus dem Fenster, alles schien ihm etwas zu sagen.

Bald erblickte ich unseren Wohnblock in der Ferne. Der vertraute Anblick brachte ein gewisses Maß an Sicherheit mit sich, aber auch ein leises Unbehagen. Der Abend, den ich mir vorgestellt hatte, schien plötzlich in weite Ferne gerückt. Der Gedanke an den Zettel in meiner Tasche und das, was ich damit vorhatte, wurde schwerer, bedrückender.

Ethan fuhr langsam in die Parkbucht direkt vor dem Gebäude und stellte den Motor ab. Er blieb einen Moment lang ruhig sitzen, die Hände locker auf dem Lenkrad, und wandte mir dann das Gesicht zu.

„Soll ich dich nachher von der Arbeit abholen?" fragte er beiläufig.

Ich biss mir auf die Lippe, spürte, wie die Anspannung wieder in mir aufstieg. „Äh, nein, das... das ist nicht nötig. Ich schaffe das schon alleine."

Ethan hob eine Augenbraue und sah mich an, als würde er meine Antwort abwägen. „Interessant," murmelte er leise, seine Augen auf mir ruhend, während in meinem Kopf ein innerer Kampf tobte. Der Gedanke, ihm die Wahrheit zu sagen.

Er ließ seinen Blick keine Sekunde von mir, und die Stille im Auto wurde schwerer, je länger er wartete, bis ich etwas sagte. Schließlich seufzte er leise und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Jay, du weißt, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn du mir etwas verheimlichst."

Ich schluckte und wandte den Blick ab, mein Herz hämmerte in meiner Brust. „Ich verheimliche doch nichts," murmelte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm, doch der schwache Versuch klang nicht überzeugend – nicht für Ethan und nicht mal für mich.

„Oh wirklich?" Seine Augenbraue hob sich leicht, und ein Hauch von Skepsis blitzte in seinen Augen auf. „Du bist heute den ganzen Tag über abwesend gewesen. Und dann, als ich vorschlug, dich abzuholen, hast du gezögert." Er legte eine Hand auf das Lenkrad und fixierte mich mit einem prüfenden Blick. „Wenn nichts los ist, warum weichst du mir dann aus?"

Ich atmete tief ein, versuchte, mein Herzrasen zu beruhigen, doch die Worte kamen mir nicht über die Lippen. „Ich... es ist..." begann ich, doch die Wahrheit wollte einfach nicht heraus. Wie sollte ich ihm das erklären, ohne dass er enttäuscht wäre – oder schlimmer noch, wütend?

Ethan beugte sich leicht vor, seine Stimme wurde leiser. „Jay, ich habe dir gesagt, dass ich Vertrauen und Ehrlichkeit von dir brauche. Und doch sitzt du hier und verheimlichst mir etwas. Wenn du also behauptest, es sei nichts, dann lügst du mich an."

Die Worte trafen mich hart. Der Vorwurf, ihn zu belügen, lastete schwer auf mir. Ich spürte, wie sich meine Hände verkrampften, und wandte den Blick erneut ab. Die Wahrheit brannte mir auf der Zunge, doch es fiel mir so schwer, sie auszusprechen.

„Es ist nur... ich bin mir nicht sicher, wie du darauf reagieren wirst," gab ich schließlich flüsternd zu. „Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst."

Ethan lehnte sich wieder zurück, sein Blick wurde weicher, aber er blieb wachsam. „Versuch es. Erklär es mir. Und ich verspreche dir, dass ich dir zuhören werde."

Teacher's Pet (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt