Kapitel 6

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"Durchgefallen?!"

Völlig aus der Fassung gebracht, starrte ich auf das Ergebnis meiner Präsentation. Ich bin in einem Thema durchgefallen, an dem ich leidenschaftlich gearbeitet habe?! Niemals. Es musste ein Fehler bei der Benotung vorliegen, denn egal was, ich konnte und wollte nicht wahrhaben, dass ausgerechnet ich durchgefallen war.

"Was hast du?" Hysterisch drehte ich mich zu Tay um, der ebenfalls seine Hausarbeit in den Händen hielt.

Tay zog seine Schultern beschützend zu seinen Ohren hoch und versuchte geschickt, sein Gesicht hinter dem weißen Blatt zu verstecken, das seine Note verkündete.

"Tay! Jetzt antworte verdammt!" Ungeduldig riss ich Tay die Hausarbeit aus der Hand und suchte mit meinen Augen wie verrückt nach der Note, die verkündete, ob er wie ich ebenfalls durchgefallen war oder nicht.

Es dauerte nicht lange, bis ich die Schrift wahrnahm, auf der dick "Bestanden" stand.

"Was zur Hölle hast du anders gemacht als ich?" Frustriert bemerkte ich nicht, dass mein Verhalten meinem Freund gegenüber sehr unfair war und ihn verletzen könnte. Unsere Arbeit zu vergleichen gehörte sich nicht, und mich darüber aufzuregen, dass er bestanden hatte und ich nicht, war unter der Gürtellinie. Ich hätte mich für ihn freuen müssen, das wäre das Mindeste als sein bester Freund gewesen.

Aber zu dem Zeitpunkt konnte ich nun mal nicht klar denken. In mir kochte es, und ich ließ meine Wut und Frustration an der Person aus, die es nicht einmal verdient hatte.

"Was soll das denn heißen?" Tay entzog mir grob seine Hausarbeit und blickte enttäuscht in meine Augen. "Vielleicht solltest du Ethan nach dem Grund fragen, warum du durchgefallen bist, anstatt dich zu fragen, warum ich bestanden habe." Tay rollte genervt mit den Augen und erhob sich anschließend, um aus dem Saal zu verschwinden.

Definitiv war Tay enttäuscht über mein Verhalten, und das konnte ich ihm nun mal nicht übel nehmen. Ich suchte in meinem Kopf wie wild nach möglichen Gründen, weshalb ich durchgefallen sein könnte, fand aber keinen einzigen Grund, der mich etwas beruhigen hätte können. Aber in einer Sache musste ich ihm recht geben: Ich musste diesen verdammten Ethan aufsuchen und ihn über diese störende Note ausfragen.

Mit dem Ziel, Ethan zu finden, erhob ich mich aus meinem Sitz und drängte mich an unzähligen Mitschülern vorbei, die meinen Geschubse mit einem genervten "Hey" kommentierten, was mich zu dem Zeitpunkt jedoch herzlich wenig störte. Doch egal wohin ich mich begab, von Ethan war weit und breit keine Spur.

"Entschuldigung, haben Sie zufällig Ethan gesehen?" Eine junge Dozentin wollte an mir vorbeigehen und sich in ihren Unterrichtssaal begeben. "Ethan? Ich glaube, er ist schon auf dem Weg nach Hause, soweit ich mich erinnere."

Verständnisvoll nickend, bedankte ich mich bei der bildhübschen Dozentin und begab mich etwas niedergeschlagen zurück in den Unterrichtssaal.

Den ganzen Tag über hatte ich diese nervige Note im Kopf herumschwirren. Warum sollte ich, in aller Welt, als einer der Klassenbesten durchfallen? Aus welchem Grund? Meine Hausarbeit war hervorragend und mein Portrait, naja, etwas mittelmäßig. Trotzdem gab es keinen Grund, warum ich durchfallen sollte. Kein einziges!

Mit demselben Gedanken quälte ich mich den ganzen Tag. Tay ging mir beleidigt aus dem Weg, auch als ich versuchte, ein Gespräch mit ihm aufzubauen. Er brauchte ein wenig Zeit, um sich mir gegenüber wieder zu öffnen. Ich hatte es nun mal vermasselt, aber egal was, ich musste mich unbedingt bei ihm schnellstmöglich entschuldigen.

Etwas deprimiert machte ich mich auf den Weg nach Hause, wo mich Bounty liebevoll begrüßte, indem er sich an mich schmiegte und begann wohlig zu schnurren.

Teacher's Pet (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt