Zweglos

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Mit all meiner Kraft zog ich mich hoch, dann stand ich in meinem Zimmer.
Ich hatte nur einen kleinen Spaziergang in die Stadt gemacht.
Mal wieder hatten alle Leute mich sofort erkannt und einen riesigen Aufstand gemacht.
Die Gouvernante kam in mein Zimmer. "Ihre Eltern erwarten sie in Salon es ist sehr dringend", informierte sie mich.
Mist wahrscheinlich muss ich noch eine weitere Sprache lernen.

Als ich in den Salon kam bemerkte ich die seltsame Strenge in den Gesichtern meiner Eltern sofort.
"Marie, was soll das?", fragte mein Vater streng.
Verdutzt schaute ich ihn an.
"Eine Wache hat uns über deinen Ausflug informiert", erklärte meine Mutter. "Welchen Ausflug?", fragte ich vorsichtig. Ich hielt die Luft an.
"Eine Wache hat dich beobachtet, wie vorhin ins Dorf gelaufen bist", sagte meine Mutter, "wir haben dir doch schon oft erklärt, was zum Alltag einer Prinzessin gehört."
"Also was fällt dir ein ins Dorf zu laufen und was wolltest du überhaupt dort?", fragte mein Vater weiter.
"Lad doch lieber mal deine Freundin Hortensie ein", schlug meine Mutter etwas weicher vor.
Jetzt oder nie.
"Erstens: Hortensie ist nicht meine Freundin und sie wird es auch nie sein!", ich schrie fast, "außerdem will ich keine Prinzessin mehr sein! Ich wär lieber irgendein Bauernmädchen, das zwar Arbeiten muss, aber trotzdem wenigstens ein bisschen frei sein kann! Frei von unsinnigen Verhaltensregeln. Und das durch die Tür nach draußen gehen kann, wenn es es will!"

Meine Eltern sahen mich sprachlos an.
Dann hatte sich meiner Vater wieder gefangen:"Marie, was fällt dir ein so etwas zu sagen? Jedes andere Mädchen wäre glücklich, wenn es Prinzessin wär.
Und du bist Prinzessin, deshalb wirst du auch wie eine leben und dich wie eine benehmen!"
"Wir verbieten dir ins Dorf zu gehen oder andere solche Dinge zu tun, die sich nun einfach mal für eine Prinzessin nicht gehören!", sagte meine Mutter.
Tränen stiegen mir in die Augen, es hatte alles keinen Zweg. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Zimmer.
"Marie! Komm sofort zurück! Das gehört sich nicht für eine Prinzessin!", hörte ich meine Väter verärgert hinter mir herrufen. Es war mir egal. Trotzig rannte ich den Gang entlang.
Ich wollte weg, einfach nur weg.
In meinem Zimmer angekommen zog ich meine silbernen Schuhe aus und warf sie achtlos beiseite. Das konnte so alles nicht mehr weitergehen! Ich wollte das nicht mehr! Kraftlos setze ich mich auf mein Bett ich zog ein paar Haarnadeln aus meiner geflochtenen Hochsteck-Frisur und schüttelte meine Haare aus. Ich wischte mir mit der Hand über mein tränenverschmiertes Gesicht und konzentrierte mich darauf ruhig zu atmen.

Ich hatte einen Beschluss gefasst.
Noch in dieser Nacht würde ich ausreißen.

MarieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt