Schlaflos

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In den nächsten Tagen hatte ich sehr viel zu tun. Es gab einfach unglaublich viel Arbeit, mit der man von morgens bis abends beschäftigt war. Das hieß wenig entspannte Zeit mit Marvin.
Das war mein neuer Alltag. Oft war ich abends so müde, dass ich sobald ich mich hinlegte einschlief. Wenn ich nicht ganz so müde war verbrachte ich abends noch Zeit mit Marvin. Der Bauer war dann schon im Bett. Er ging immer relativ früh schon schlafen.

An genau diesen Abenden genoss ich jede Sekunde und wollte an keinem anderen Ort sein. Alles war dann einfach perfekt. Ich war glücklich.
Doch es gab leider auch andere Momente. Viele andere, harte Sekunden, Minuten und Stunden. Ich hatte manchmal das Gefühl keine Sekunde länger mehr stehen zu können.

Mit dem Krähen des Hahns schoss ich in die Höhe. Kerzengerade saß ich auf dem schmalen Bett, auf der ich schlief. Stöhnend lehnte ich mich an die Wand. Ich gähnte herzhaft. Jeden Tag krähte der Hahn. Jeden Tag! Es war noch furchtbar früh!

Naja, es half ja nichts! Ich stand auf, wusch mich und zog dann schließlich meine alltägliche Arbeitskleidung an.
Meine Haare flocht ich zu einem Zopf, damit sie bei der Arbeit nicht störten.

Meine Finger umklammerten den Griff des Korbes. Die eine Seite hatte ich auf meiner Hüfte abgestellt.
So  lief ich die Wiese entlang und ließ meine Gedanken schweifen.
Ich war glücklich hier.
Doch irgendwie auch nicht.
Ich machte mir Vorwürfe.
Meine Familie hatte ich einfach so zurückgelassen. Von meinenEltern hatte ich mich nicht einmal verabschiedet. Ich war einfach gegangen.
Meine Geschwister besuchen konnte ich auch nicht.
Mein neues Leben könnte ich dann vergessen. Ich musste mit diesem Gefühl der Schuld klarkommen.
Marvin war da.
Er war bei mir.
Das gab mir Kraft.
Ich liebte ihn.
Er war für mich da.
Ich wollte ihn nie wieder verlassen.
Wir gehörten einfach zusammen.
Ich wünschte er wäre jetzt hier, doch er hatte leider viele Pflichten.
Zu viele.

In dieser Nacht schlief ich schlecht.
Andauernd wälzte ich mich von der einen auf die andere Seite.
Meine Augen blickten in die Dunkelheit. Wie spät es wohl war?
Ich stand auf und tappte leise zum Fenster. Ich schob den einfachen, grauen Vorhang zur Seite und schaute hinaus. Alles lag still da.
Doch ich kam nicht zur Ruhe.
Marvin.
Ich hatte ihn am Abend nicht mehr gesehen. Er war einfach nicht nach Hause gekommen. Der Bauer war früh ins Bett gegangen. Und ich hatte auf ihn gewartet. Ich hatte auf Marvin gewartet. Doch er war nicht gekommen. Ich malte mir schlimme Bilder im Kopf aus. Zwar versuchte ich sie  wegzuwischen, doch sie kamen immer wieder. Sie wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden.
Entschlossen lief ich zur Tür.
Still und dunkel lag der Flur da.
Ich machte einen Schritt und zuckte zusammen. Ein Knarren war ertönt.
Der Holzfußboden. Es war nur der alte Holzfußboden.

Die Tür zu Marvin's Zimmer stand einen Spalt weit offen. Ich drückte sie auf und konnte nun das Zimmer, dass im halbdunklen lag überblicken. Der Vorhang war offen und das Bett leer.
Er war also noch nicht nach Hause gekommen. Ich hatte gehofft, er wäre doch noch spät nach Hause gekommen und ich hätte es nur nicht bemerkt.
Meine Bitten waren nicht eingetroffen.
Marvin blieb verschwunden.
Zuletzt hatte ich ihn am Mittag gesehen. Er hatte mir nicht erzählt, wo er hin wollte.

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Hey! :)
Ich würde mich sehr über ein Feedback freuen!
Vielen Dank an alle, die mein Buch lesen. Ich hoffe es gefällt euch! 💕

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende,

eure Blue_and_beauty ❤️

MarieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt