Einige Fragen

42 5 1
                                    

Mein Vater.
Jetzt stand er da.
"Marie!"
Er kam auf mein Bett zu.
"Marie, was machst du nur für Sachen!?"
Ich sagte gar nichts. Ich lag einfach nur da und schaute ihn an. Mein Vater setzte sich auf den Stuhl, der neben meinem Bett stand. Er blickte mich besorgt aus seinen grau-blauen Augen an.
Ich schaute ihm kurz in die Augen, dann ließ ich meinen Blick zu meinen blau-silber gemusterten Wänden schweifen.
Silberne Blumenranken auf blassblauem Hintergrund. Oft war ich dem Verlauf der Ranken mit den Augen gefolgt, wenn ich im Bett gelegen hatte. Den vielen Schnörkeln und..."Marie!"
Ich schaute meinen Vater an.
"Marie, wo warst du?"
"Ich..."
"Marie, was hast du dir nur dabei gedacht?"
"Ich..."
"Ma-rie!"
"Ja?"
"Antworte mir bitte!"
Er klang ungeduldig und auch ein bisschen zornig.
Er wollte es jetzt sofort wissen.
Doch ich konnte es ihm noch nicht sagen.
"Wie bin ich hier hergekommen?", fragte ich, denn das war die Frage, auf die ich jetzt erst einmal dringend eine Antwort brauchte. In mir drinnen drehte sich immer noch alles.
Diese Nacht...mein Verfolger...und jetzt das Schloss. Nichts passte zusammen!
"Das ist eine längere Geschichte", winkte mein Vater ab.
"Wie bin ich hergekommen?", wiederholte ich meine Frage, dieses Mal etwas drängelnder.
"Marie! Ich erzähle dir jetzt meinetwegen von deiner Ankunft. Du erzählst mir danach aber auch ausführlich die Gründe für dein unüberlegtes Handeln! Außerdem möchten deine Mutter und ich gerne wissen, wo du all die Zeit warst!"
Ich schaute zu Boden.
"Okay", murmelte ich dann.
Mein Vater räusperte sich und begann dann: "Ich muss sagen, ich verstehe es selbst nicht ganz. Also heute morgen noch vor Sonnenaufgang brachte zwei Männer dich hierher. Du warst nicht ansprechbar und wir haben dich sofort ins Bett gebracht."
Sein Blick war voller Sorge und mit einem Mal merkte ich wie sehr ich ihn trotz allem vermisst hatte.

"Deine Zofe blieb bei dir, aber auch deine Mutter und ich schauten immer wieder nach dir. Diese beiden Männer haben dich gerettet."
Gerettet?
"Die beiden hatten einen Mann, der dich achtlos mit sich mit geschleift hatte entdeckt. Ihnen war das ganze seltsam vorgekommen. Sie habenden Mann darauf angesprochen. Der Mann hat keinen Ton gesagt und stattdessen ein Messer hervorgezogen."
Mir stockte der Atem.
"Glücklicherweise konnten sie den Mann geschickt überwältigen."
"Woher wussten die beiden denn, dass...ich auf dem Schloss....wohne?", fragte ich.
"Einer der beiden hatte vor ein paar Tagen die Vermisstenanzeige gesehen, die unter meinem Befehl ausgehängt wurde. Deine beiden Retter haben dich zwar nicht sofort erkannt, nach genauerem Hinsehen jedoch schon.
Sie haben ein gutes Herz, schließlich hätten sie dich nicht herbringen müssen. Ich bin den beiden sehr dankbar."
"Ich bin es auch", flüsterte ich kaum hörbar.
Wir schwiegen kurz. Ich musste das, was mein Vater mir eben erzählt hatte erst einmal richtig verstehen.
Diese Männer hatten mich also zum Schloss gebracht. Sie hatten mich gerettet! Was ohne sie gewesen wäre, will ich mir gar nicht ausmalen.
"Haben die beiden eine Belohnung für ihr Handeln erhalten?", fragte ich.
"Ja, mein Kind. Das haben sie."

Das Gesicht meines Vater begann sich zu Verändern. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Ich wusste es genau.
Und ich hatte große Angst davor.

MarieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt