Die Mission - Teil 2

98 5 0
                                    

Ein großer rot-brauner Fleck war auf dem Boden zu sehen und in der Umgebung waren Spritzer mit diesem Farbton. Die Legierung und die Farbe blätterten von den metallenen Wänden ab. Die Rollläden waren heruntergefahren und über die gesamte Länge zogen sich 6 Schlitze, welche parallel nebeneinander liegen. Das Metall um die Schlitze war nach innen gebogen, so als ob jemand versucht hätte mit Gewalt einzudringen. Jemand. Jemand, oder etwas. Ein süßlicher Geruch drang durch die Ritzen. Ich stemme ein Rohr zwischen Rollladen und Theke und drücke die Absperrung soweit es geht auf. Ich lasse das Rohr fallen und presse meinen Handrücken gegen die Nase. Der Gestank ist widerlich. Ich gehe einen Schritt nach vorne und spähe über die Theke ins Ladeninnere. Es scheint eine Art Imbiss gewesen zu sein. In der rechten Ecke steh ein offener Kasten, der innen weiß ausgekleidet ist. Rechts hingegen Eine flache Platte mir Knöpfen und Reglern. Auf einer Arbeitsfläche hinter der Theke stehen Flaschen und Behälter mit etwas, das wohl mal Gemüse sein sollte. Jetzt ist da nur noch Erde und ein paar kleine Pflanzen drinn. Doch das was den eigentlichen Gestank ausmacht ist der knochige Schädel, an dem noch einzelne Fleischreste dranhängen und der abgetrennt, gut 2 Meter neben dem Torso liegt. Auch an diesem hängen noch Reste. Allerdings fehlt alles unterhalb der Rippen komplett. Nur ein Fuß, zumindest glaube ich dass es ein Fuß sein soll, liegt noch dort.
"Keine Ahnung wie viel Tausend Jahre der hier liegt und trotzdem ist er noch nicht vollständig verwest."
Man erkennt an ihrer Stimme sofort, dass sie mehr als angewidert ist. Ich werfen ihr einen flüchtigen Blick zu. Sie rümpft die Nase und steht in sicherer Entfernung.
"Keine Ahnung was es war, aber es war stinksauer..."
Ich versuche die Situation etwas aufzuheitern, aber es gelingt mir nicht wirklich. Ich gehe zu Maya und wir laufen gemeinsam weiter. Wir gehen durch einen Durchgang auf der rechten Seite des Raumes. Dahinter verläuft ein Gang. Mehrere Wege zweigen ab und hier und da ist auch mal ein Raum hinter einer Tür zu sehen. Alles ist verwüstet. Schränke stehen offen. Papiere liegen herum. Das Licht flackert. Und hier und da waren die selben Kratzspuren zusehen, welche wir an dem Geschäft entdeckt haben. Alles erinnert an einen Film, den ich mal vor 2 Jahren gesehen habe. Es war ein Horrorfilm aus der Zeit, wo das Projektorkino noch nicht erfunden war. Dementsprechend war er noch in 2D gewesen. Aber da haben die Protagonisten auch ein verlassenes Raumschiff untersucht. Ich blicke zu Maya. Sie hat einen der Luftfilter über das Gesicht gezogen. Sie bemerkt meinen Blick.
"Staub besteht zu 90% aus abgestorbener, organischer Materie."
Ich wünschte sie hätte es nicht gesagt. Denn der Staub hing überall. Zum einen hat es sich in rund 3 cm hohen Schichten auf dem Boden und anderen Flächen gesammelt. Zum anderen wirbelt er jetzt, aufgewühlt durch unsere Schritte und unseren Atem, durch die Gegend. Auch ich setze jetzt einen meiner Luftfilter auf. Langsam schreiten wir voran. Plötzlich geht das Licht aus. Ich schalte meine Taschenlampe an. Der Staub tanzt im Lichtkegel der Lampe. Auch Maya hat jetzt ihre angeschaltet. Wir gehen weiter durch die verlassenen Gänge. Die Dunkelheit wird dichter, je länger sie andauert. Sie türmt sich hinter einem auf. Nimmt die Gestalt eines Monsters an, dass dich gleicht von hinten packt und eh dein Partner es merkt, ist auch er verschwunden. Alles was übrig bleibt sind 2 Taschenlampe, die bizarre Schatten an die Wand werfen. Ich drehe ich um. Der Staub wirbelt umher, aber bis auf ihn ist dort nichts. Während ich angestrengt in die Dunkelheit starre, bekomme ich das Gefühl, dass das nur ein Ablenkungsmanöver war. Das sich die Dunkelheit jetzt auf der anderen Seite verdichtet. Sie von Täuschung zum Angriff übergeht. Aber als ich mich noch einmal umdrehe, ist auch auf der Seite nichts. Nur Mayas Lichtstrahl, der neben meinem über die Wände gleiten. Hier stimmt etwas nicht. Aber ganz und gar nicht. Und das gefällt mir nicht. Maya sieht zu mir und ich zu ihr. Man kann ihr ansehen, dass die Angst hat und auch ich kann meine nicht verbergen. Wer hat in einer dunklen, verlassen Raumstation den keine Angst? Vor allem nach dem er das gesehen hat, was sie gesehen haben? Wir gehen durch eine Tür. Die linke Tür scheint auf der hälfte zu klemmen, während die rechte mit Gewalt aus der Wand geschleudert worden war. Das ließ sich zumindest aus dem halbkreisförmige Loch in der Wand neben der Tür schließen. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Art Krankenstation, denn im Licht der Lampen waren Betten und verschieden seltsam aussehende Gerätschaften zu sehen. Allerdings war auch hier alles verwüstet. Die Wand auf der linken Seite war mit einem Bambusgarten tapeziert. Die auf der rechten mit einer Wiese und wunderlichen Bäumen. Ich gehe durch den Raum auf das Büro am anderen Ende des Raumes zu. Die Tür war mit einem Schreibtisch und Schränken verbarrikadiert worden und im einer Ecke das Raumes lag ein riesiger Haufen mit offenen Dosen und Papierverpackungen. Ich drücke die Tür auf und rücke die Schränke zur Seite. Mit einem dumpfen klappern landet etwas auf dem Boden. Es ist ein kleiner Zylinder. Vielleicht 15 oder 20 cm lang und 3 oder 4 cm im Durchmesser. Aber sonst ist nichts besonderes an ihm. Einfach nur ein Zylinder. Ich lege ihn beiseite, als plötzlich eine Lampe aufleuchtet. Es rauscht.
"Hi... st... Ko... ander Hemmings. 36. Sicherheitsdivision der Ka... sn..."
Ich weis nicht wieso aber für mich klingt das nach einer Art von Chinesisch oder Koreanisch. Die Übersetzungssoftware unserer Exoskeletts übersetzt zwar sofort, aber dennoch kann ich teilweise nichts verstehen. Ob es an der Übersetzung oder der Aufnahme handelt kann ich nicht genau sagen.
"Es ist ein echt seltsamer Vorfall. Vor ungefähr einer Stunde bekamen wir im Präsidium die Meldung über einen verschwundenen Jungen. Laut Aussage soll er mit seinen Freunden auf dem Gravityplaza gespielt haben. Der 11 jährige Sammy Reynolds war wohlauf, als er von Zuhause weggegangen ist."
Sammy Reynolds? Hemmings? Klingt eher amerikanisch als außerirdisch.
"Es soll ihm auch noch gut gegangen sein, als er und seine Freunde am Gravityplaza angekommen sind. Doch schon kurz danach soll es ihm schlechter gegangen sein. Laut der Aussage einer älteren Keranerin soll der Junge ca gehen 35 Uhr und 75 Minuten Ohnmächtig geworden sein. Einer der Jungen ist zum nächsten Ärztehaus um einen Arzt zu holen. Angeblich soll sich ein kleine Menge um den Unfallort angesammelt haben. Aber als der Arzt ankam und die Aufmerksamkeit der Menge auf sich gezogen hat, soll der Junge spurlos verschwunden sein. Nur noch Blutspuren sind da. Laut Zeugen war der Junge noch Sekunden davor bewusstlos. Was mich beunruhigt ist die Tatsache, das ein vermeintlich bewusstloser Junge spurlos verschwinden kann. Und laut den Spuren auch noch in die Richtung, aus der der Arzt vor wenigen Minuten kam."
Es rauscht.
"Wieder so ein Vorfall. Diesmal die 34 jährige nequakorianerin Schast'ne. Sie war mit ihren Kollegen, dem 42 jährigen nequakorianer Moka'rato und der 27 jährigen mustanerin Kalma, auf dem Weg in ihre Lieblingsbar, als Schast'ne sagte sie müsste noch kurz in einen Laden und sie sollen schon mal vorgehen. Als sie nach einer 83 Minuten immer noch nicht da war, sind sie zurückgegangen. An einer nahe gelegenen Bahnstation fand man Blutspuren, die zu dem Gleis führten, und einen fetzen Ihrer Bluse. Wie schon bei Sammy ist die Leiche spurlos verschwunden und niemand hat etwas gesehen. Mitten in der Öffentlichkeit. Es war da grade 40 Uhr 12. Genau in der Rushhour. Und niemand hat etwas gesehen."
Wieder rauscht es.
"In den letzten 2 Wochen gab es weitere 5 Vorfälle. Alle nach dem gleichen Muster. Mitten in der Öffentlichkeit. Niemand hat etwas gesehen. Nicht einmal die, die es gesehen haben müssen. Auch auf den Dateien der Kameras ist nichts zu sehen. Sie sind da. Meist verwirrt und verängstigt. Und dann sind sie Weg. Es ist mir ein Rätsel. Wir haben den Beta-62 Alpha-1 Sektor bereits evakuiert hermetisch abgeriegelt. Da waren bis auf einen, alle Vorfälle."
Rauschen.
"..."
"Weitere 13 Vorfälle in den letzten 2 Tagen. Stationsweit. Es wurden 150 Suchtrupps mobil gemacht. Aber naja. Sie könnten überall auf dieser Station sein. Und diese Station ist verdammt groß!"
Rauschen.
"Wir haben etwas gefunden. Was genau es ist weis ich nicht. Will ich nicht wissen. Es wurde unterhalb der Gleiße der Shikazuka-Linie gefunden. Zwischen den Stationen Gravityplaza und Unityhall. Ein anderes dieser Nester zwischen Epsilon-58 Gamma-2 Nord und dem Shikazuka-Wendekreis. Das zweite ist allerdings größer. Wir gehen davon aus, dass das Nest an dem Gravityplaza der Ursprung ist. man hat in der nähe Knochen und einen verwesten Kopf gefunden, der eindeutig dem jungen Sammy gehörte. Ich hatte schon beim ersten Vorfall das Gefühl das etwas nicht stimmte. Nun wissen wir es. Hier ist etwas auf der Station, das hier nicht sein sollte."
Der Zylinder gibt ein klackerndes Geräusch von sich.
"Diese Station ist wahrlich von allen Göttern verlassen. Die internationale Regierung hat uns unter Quarantäne gestellt. Die 2. größte Stadt der Nation. Von der Regierung allein gelassen. Gesetze gibt es hier nicht mehr. Die Bevölkerung ist im letzen Monat auf rund ein drittel geschrumpft. Jeder versucht zu überleben, koste es was es wolle. Einige haben versucht mit den Shuttles zu fliehen, wurden aber sofort von den Quarantäneschiffen zerstört. Einige haben sich sogar schon aus der Luftschleuse geschossen. Alles ist besser als von dem besten Freund, wegen einer Dosensuppe erschossen, oder von den Kreaturen zerfleischt zu werden. K'ara, meine Kollegin, und ich leben von den Vorräten die wir von zuhause und hier in der Polizeistation haben. Allerdings gehen auch diese bald zur neige."

"K'ara ist losgegangen um Vorräte zu beschaffen. Ich wollte mitkommen, aber sie protestierte. Also sitze ich jetzt hier. Bange um mein Leben. Bange um ihr Leben."


"Ich konnte es nicht aushalten. Sie war mehr als 13 Stunden weg. Deswegen habe ich mich in die Vorhalle gesetzt und aus einer geschützten Position aus den Platz vor dem Präsidium beobachtet. Fast 2 weitere Stunden vergingen. 2 Stunden. Jede Stunde mit 94 Minuten. Jede Minute mit 38 Sekunden. wer hat sich dieses doofe Zeitsystem ausgedacht? Warum kein Tag mit 10 Stunden und jede Stunde hat 100 Minuten oder sowas? Und dann sah ich sie. K'ara. Der Rucksack sah aus wäre er berstend voll. Sogar ein SP Snora Energiewaffe konnte ich an ihrem Gürtel sehen. Sie war bereits auf der hälfte des Platzes als ein schattenähnliche Gestalt sie ansprang. Sofort stürmte ich zur Tür um ihr zu Hilfe zu eilen, aber es war zu spät. Kaum hatte ich die Tür erreicht war der Platz leer. Nur der Rucksack lag noch in dem Blut, welches aus K'aras wunden geflossen ist, während sie verschleppt wurde. K'ara. Die schönste Person die ich je getroffen hatte. Sowohl physisch als auch psychisch. Wie oft hatte sie mich zum lachen gebracht? Wie oft habe ich ihre wundervollen rostbraunen Haare bewundert. ihre grünen Augen? Ihr bezauberndes Lächeln? Ich hätte mitkommen sollen. Ich hätte es verhindern können. Und wenn nicht? Das wäre egal gewesen. Ich wäre auch tot gewesen. Das wäre um Welten besser als das hier."
Ein leises wimmern war zu vernehmen.
"Ich habe sie geliebt. Schon damals in der Schule. Ich wurde geärgert. Schikaniert. Und sie war mein Engel, als ich am Abgrund stand. Sie hat mir geholfen, alles zu verkraften. Auch meinen unheilbaren Krebs. Solch fortgeschrittene Technik. Blutkrebs, Brustkrebs, egal was für eine Art von Tumor alles konnte geheilt werden. Außer meiner. Ein Tumor der sich zwischen dem Hirngewebe gebildet hat und nicht aufhörte zu wachsen. Man konnte ihn nicht entfernen, ohne irreponible Schäden hervorzurufen. Er war nicht sehr gefährlich und doch hat er meine Lebenserwartung von 120 auf 50 Jahre gesenkt. Ich habe sie geliebt und mich nie getraut ihr es zu sagen. Und jetzt ist sie tot. Verschwunden. Für immer. Aber ich werde das hier Überleben. es ist das Armageddon. Aber nicht mein Armageddon!"

"Ich habe abgewartet, ob eines der Dinger zurückkommt. Als ich mir sicher war, bin ich raus gegangen um mir den Rucksack zu holen. Draußen schlug mir natürlich sofort der Gestank der Verwesung ins Gesicht. Nicht nur die Monster haben die Bewohner dieser Station umgebracht. Mord und Seuchen haben dazu beigetragen. Ich bin so schnell wie möglich zu dem Rucksack. Das Blut war mittlerweile schon leicht getrocknet. Ich hab den Rucksack aufgehoben, als mir etwas glitzerndes in der Nähe aufgefallen ist. Es war K'aras Gürtel. Ich habe ihn ihr zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt. Vorne auf der Schnalle war ihr Zeichen eingraviert. Ein kursives K' mit einem Herz drumherum und einer roten und einer weisen Rose die sich darum schlängelten. Ein lautes klackern hat mich aus meinen Gedanken geschreckt. Da war es. Diese leuchtenden Augen. Es kam langsam aus dem Schatten auf mich zu, blieb aber stehen. Mitten im Licht, so dass ich es gut sehen konnte. Es war der Inbegriff von Hässlichkeit. Es stand auf Vorder- und Hinterbeinen. Wobei die Vorderbeine ein gutes Stück länger waren. Die langen krallen der vorderen Beine hatte es zu einer Art Faust geballt. Die Kreatur war sehr dünn. Ich konnte die Rippen deutlich sehen. Wie vieles an dem Körper des Viehs war auch der Hals lang und knorrig. Die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule hatten Stacheln ausgebildet. Der Kopf hingegen war zum totlachen klein. Nicht größer als eine kleine Melone. Nur ein Paar glühend gelber Augen war zu sehen. Es wirkte irgendwie gar nicht so bedrohlich. Ich musste sogar schmunzeln, aber das war wieder weg, als sich das Monster auf die Hinterbeine stellte. Es hatte sie leicht angewinkelt und es schwankte leicht, als ob es versuch würde die Balance zu halten. Aber was noch viel furchterregender war, was es dann gemacht hatte. Oh Gott! Diese Bilder!"
Wieder war ein Wimmern zu vernehmen.
"Es... Sein Kopf. Der der so niedlich klein war, spaltete sich. Ich konnte sehen wie sich etwas in seinem Bauch regte. Eine Wulst arbeitete sich durch seinen Hals nach oben."
Ein Würgegeräusch unterbrach die Nachricht.
"Sein Kopf, war nicht sein Kopf. Dieser Anblick wie sein eigentlicher Kopf aus dem Hals herauskam. Es war platt gedrückt und deformiert. Wie als hätte man mit einem Hammer auf ihn eingeschlagen. Es war länglich nach unten gezogen. Diese 3 Paar Augen, die dich mit ihren schlangen-ähnlichen Pupillen angestarrt haben. Der Speichel der aus seinem Mund tropfte. Riesige seltsam geformte Reißzähne und vor dem Maul noch etwas das aussah wie eine gepanzerte Hautschicht. Ich bin einfach los gerannt. Es hat mich gesehen. Gesehen wie ich hier rein gerannt bin. Ich bin hier nicht mehr sicher. Aber ich kann nicht raus. Auf dem Platz. Es werden immer mehr. 1, 2, 3, 5, 6, 9. 11. Es sind mittlerweile 11 dieser Alpträume. Sie stehen auf ihren Hinterbeinen und wanken periodisch. Taktisch. Einheitlich."
Ein lautes Krachen und ein lautes heulen ertönt in der Aufnahme.
"Sie sind hier drinnen. Es ist vorbei. K'ara! Gleich bin ich bei dir!"
Geschrei. Brüllen. Ein lautes Knacken wie das bersten mehrerer Knochen. Ein Piepsen und die Aufnahme ist zu ende.



Zeks - Rise of a Soldier (alte Version) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt