Ich war bereit.
Die raue Morgenluft brannte auf meinen Wangen und ließ sie röten. Mein Rachen war rau und trocken.
Was aufgeben?
Die Stimme nahm in meinem Kopf höhnend anklang, ohne, dass ich es verhindern könnte.
Du bist ein Nichts.
Nichts wert.
Niemand niemand sorgt sich um dich.Niemand braucht dich.
Ich wusste nicht wieso, aber ich musste Lächeln. Es war ein gewissenhaftes Lächeln, so, als wolle ich der Stimme antworten: Ja, ich weiß.
Mein Blick fiel Meter nach unten. Der Fluss war trüb, die Strömung wirbelte den Schmutz auf und färbte das Wasser braun.
Der Herbst hatte sich bereits über die Landschaft gelegt. Die Tage wurden blasser, die Winde stärker, die Temperaturen sanken.
Ich hatte mich spontan entschieden, hierherzukommen. Deshalb trug ich auch keine Jacke, bloß einen Pullover. Die Kälte schloss sich mit kalten Händen um meinen Körper.
Aber ich war nur taub.Wie ein glatter, kalter Spiegel. Ich reflektierte meine Umwelt. Trostlos, hoffnungslos, stumpf.
Wie ein weites Meer, bloß ohne Wellen, die mit einen beruhigenden Rauschen an den Strand rollen. Still.
Einfach eingefroren.
Abwesend lehnte ich mich weiter über das Geländer.
Ein Nichts.
Ich war überall unerwünscht, nirgendwo fand ich Platz.
Das Gefühl, immer hin und her geschoben zu werden war ermüdend.
Ihre Augen verrieten mir, dass sie mich nicht bei sich haben möchten. Alle ihre Blicke waren stille Aufforderungen zu gehen.Auch die Wolken blickten fordernd auf mich herab, drückten mich mit ihren schweren Grau nach unten.
Eine Windböe gab mir einen eisigen Kuss, flüsterte mir mit den raschelnden Blättern Gute Nacht.Wo war man zu Hause, wenn man nirgendwo seinen Platz fand?
Es tat weh.
Sehr.Mein Hirn wollte mich davor schützen, aber der Schmerz hallte immer wieder wie ein Echo zu mir zurück. Der Schall war schneller, als ich je laufen könnte. Er holte mich ein, immer wieder.
In manchen Momenten, wie jetzt hingegen, fühlte ich einfach gar nichts.
Nichts.
Ich hätte gerne etwas, zu dem ich zurückkehren könnte.
Ein heiles Stück Leben, wie es jeder hat.Nicht, als ob ich es noch nie versucht hätte.
Aber ich hatte keine Kraft mehr.
Ich war müde.Die Bänder waren endgültig gerissen. Sie waren bereits die ganze Zeit bis auf das Äußerste gespannt gewesen.
Mein ganzes Leben war bis jetzt so zermürbend und enttäuschend gewesen.
Bis jetzt.
Wie automatisch schwang ich ein Bein über das Geländer. Das Zweite.
Ich hielt mich an der Metallstange fest, lehnte mich nach vorne. Der Wind fuhr über mein Gesicht, spielte mit meinen Haaren.
Ich hatte mir bereits so oft ausgemalt, hier zu stehen. Bis jetzt hatten alle meine Versuche auf die Brücke hinausgeführt. Aber noch nie stand ich vor dem Geländer.
Bis jetzt.
Die Leere in mir war unerträglich schwer, sie zog mich förmlich nach unten. Sie wollte dort runter.
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Dunkelschatten
Fanfiction- Germanletsplay FanFiction - Das Leben ist nicht fair. Es war nie dazu gedacht, fair zu sein. Man verbiegt sich jeden Tag aufs Neue, bloß um wieder nicht gut genug zu sein. Um wieder aufs Neue abgewiesen zu werden. Wir arbeiten, leben unsere Tage...