Manuel
Sie war so schön.
Es war noch dunkel, die Decke spannte sich um ihren Körper. Sie schlief, ihr Atem war ruhig.
Ich rutschte näher zu ihr.Morgen.
Morgen ist der Tag.Und ich lag still im Bett, neben ihr.
Keine Tränen, kein Gefühl außer Geborgenheit. Doch wie würde das aussehen, wenn es Zeit war, aufzustehen?
Ich hatte Angst, dass jeden Moment das Klingeln des Weckers meine heitere Geborgenheit zerschmettern würde. Ich wusste nicht, ob ich aufstehen konnte. Aber ich wusste, dass sie bei mir sein würde.Und ich konnte nicht noch einen Tag im Bett verbringen. Zuviele waren verloren gegangen.
Meine Zweifel nagten wie Rost.Marley grummelte, ihre Brauen zogen sich zusammen. Als würde sie fühlen, was ich denke.
Ich hob vorsichtig den Kopf, blickte über sie auf die Uhr. 5:59.Eine Minute, dann war der Friede vorbei. Ich grub meinen Kopf in ihre Haare, genoss ihre Wärme.
Es schienen nur ein paar Sekunden verstrichen zu sein und der Wecker ging los. Marley tatschte grob mit einer Hand nach dem Knopf, zog die Decke hoch bis zum Hals und drehte sich zu mir.
Müde blickte sie mich nur durch halb offene Augen an, trunken vom Schlaf.
Ihr Gesicht knapp an meinen, eine der zerzausten Haarsträhnen quer darüber. Sie lehnte ihre Stirn sanft gegen meine und seufzte. "Muss wohl, nicht?", flüsterte sie.Sie schälte sich aus der Decke und verschwand im Badezimmer. Ich hörte das Plätschern der Dusche.
Ich schloss wieder die Augen und schien tatsächlich nochmal kurz eingeschlafen zu sein, denn plötzlich lehnte sie sich fertig angezogen über mich. Ihre Haare kitzelten mich im Gesicht. Sie tippte mir ein wenig grob an die Nase, als sie merkte, dass ich zu ihr aufblinzelte. "Du, werter Herr, was hast du heute vor?"
"Gar nichts."
"Prima. Wie wär's mit ein bisschen Putzen? Oder einkaufen?"
Sie bat mich darum, nicht, weil sie selbst dafür keine Zeit hatte - sie arbeitete immerhin in einem Lebensmittelladen - sie wollte nur, dass ich Beschäftigung hatte.
Ich zog mürrisch die Mundwinkel nach unten und vergrub mein Gesicht im Kissen. "Och neee"
"Manu, komm. Nur Staubsaugen oder so. Du könntest dich auch an den Computer setzen. Ein wenig in den TS oder einfach mal wieder ein wenig zocken."
Ich hob meinen Kopf vom Kissen, sie grinste zuckersüß auf mich herab und hatte damit bereits gewonnen. Ich würde ihr nie etwas ausschlagen können. Das könnte ich nicht.___
Die Wolken zogen satt und schwer über den Himmel wie Schablonen, die durch das Bild eines Overheadprojektors geschoben wurden. Die schweren Plastiktüten mit meinem Einkauf schnürten meine Finger beinahe ab. Obwohl der Supermarkt nur einmal quer über die Straße lag, keuchte ich ein wenig, als ich um die Ecke zum Wohnblock einbog.
Eine Gestalt mit Kapuze lehnte neben der Tür an der Wand und blickte mich an, als ich die Tüten auf den Boden absetzte, um in meiner Jacke nach dem Schlüssel zu kramen. Bewusst schaute ich die Person nicht an, ich wollte meine Ruhe.
Doch diese war mir nicht gegönnt."Hey Manu!"
Ich fuhr herum und blickte in das Gesicht von Taddl. Eine braune Haarsträhne hing ihm unter seiner Kapuze hervor ins Gesicht und er hatte sich einen leichten Bart stehen lassen."Oh, hey."
"Du bist nicht rangegangen."
Er wachelte ein wenig tadelnd mit seinem Handy in der Luft. Ich nickte bloß zu den Tüten.
"Sorry, war einkaufen."
Taddl lächelte. "Kein Ding."
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Dunkelschatten
Fanfiction- Germanletsplay FanFiction - Das Leben ist nicht fair. Es war nie dazu gedacht, fair zu sein. Man verbiegt sich jeden Tag aufs Neue, bloß um wieder nicht gut genug zu sein. Um wieder aufs Neue abgewiesen zu werden. Wir arbeiten, leben unsere Tage...