Dunkelschatten

drei

Vielleicht war es doch nicht richtig, mich von ihnen überreden zu lassen.

Eine Woche nach der Party haben wir uns alle nochmal getroffen.

Wir sind zusammen in ein kleines Bistro gegangen, haben einen Happen gegessen und den Abend miteinander verbracht.

Es machte unheimlich Spaß, mit ihnen Zeit zu verbringen, auch ohne Alkohol.

Irgendwie war wieder das Thema Youtube aufgekommen. Patrick meinte, ich könnte doch mal ein Video für meinen Kanal drehen.

"Wenn du willst, können wir ja zusammen aufnehmen", schlug er vor, als er meine Unentschlossenheit sah.

Ich hatte nie eingeplant, überhaupt auf meinem Kanal Videos hochzuladen, und war deshalb vollkommen unsicher.

Es war eine dumme 1,6-Promillen-Idee.
Passe ich dorthin?

Er redete lange auf mich ein.
Letztendlich hatte ich mich geschlagen gegeben und zugestimmt.

Aber ich brauchte einen PC.
Nicht nur für die Videos, sondern, um mit all ihnen Kontakt halten zu können.
Nur Freddie und Tim wohnten in Köln, die anderen stammten aus weiterer Umgebung.
Sie waren diese Woche bloß auf Besuch, um Tims Geburtstag zu feiern.

Als ich das erfuhr, war ich ein wenig niedergeschlagen.

Die einfachste und günstigste Variante war Teamspeak, Problem war nur, ich hatte keinen Computer.

Und mir fehlte das Geld.
Es reichte für ein Headset, aber sicherlich für keinen PC.

Verdutzt wanderte ich mit Freddie und Patrick durch die Abteilungen, die vollgestopft mit Kabeln und Geräten waren.

Wir bogen in die nächste Reihe und suchten nach einem Computer in meiner Preisklasse.

1.200€, 900€, 2.799€,...

In meiner Hand hielt ich das Headset, das ich hütete wie einen Schatz.

Zu teuer, zu teuer, zu teuer, warf ich jedem Bildschirm beim Vorbeigehen zu, als ich die Preisschilder sah.

Es hatte doch keinen Zweck.
Ich blieb stehen.

"Ahm, Leute? Ich glaube nicht, dass ich mir einen Computer leisten kann."

Freddie nickte bewusst. Patrick blickte zu Boden. Ich wurde daraus nicht schlau.
War er so traurig darüber?

Er begann mit seinen Turnschuhen am Boden einen Takt zu Klopfen.

"Er ist besessen. Ruft mir mal einer einen Pfarrer?", meinte ich zu Freddie.

"Ein Pfarrer zur Laptopabteilung, bitte. Kleiner Exorzismus notwendig."
Freddie redete hinter seiner Hand und imitierte dabei noch das Rauschen eines Mikros, wie bei einer Kaufhausdurchsage.

Plötzlich begann Patrick die Melodie von Wickie zu summen und sich wild an der Nase zu reiben.

"Hä", machte Sturmi und legte grinsend den Kopf schief.
Ich tatschte ihn bei der Schulter.
"Psst. Ich glaube da kommt was."
"Ja, ein Strike wegen Copyright Musik!"

"Oh nein, das heißt wir sind schon auf Stufe 5. Die dämonische Präsenz senkt das Niveau des Befallenen!"
Ich schlug mir gespielt entsetzt die Hand vor den Mund. Freddie boxte mich von der Seite.

"Freddie, wir können nicht länger warten. Wir müssen den Exorzismus selbst durchführen!"

Patrick ignorierte uns, tänzelte um uns herum, schritt auf und ab und ging in Gedanken wohl alle Möglichkeiten ab, mir einen PC zu besorgen.