Kapitel 2.

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"Immer Steine schmeißen, hautpsache laut."

Irgendwann bin ich eingeschlafen trotz den Schmerzen und wurde geweckt durch einen lauten Knall und wie etwas runter flog. Ich sah auf die Uhr. 3:26 Uhr. Meine Mutter kam wahrscheinlich von ihrer nächtlichen Sauftour Heim. Gerade wolle ich mich wieder hinlegen, als meine Zimmertür aufging und meine sturzbetrunkene Mutter in das Zimmer torkelte. "Na Schätzchen!Willst du auch?" lallte sie und hielt eine Wodkaflasche nach oben. "Mama!" rief ich geschockt. Ich stand auf und wollte sie aus meinem Zimmer befrachten. Doch leichter gesagt als getan. Sie war ziemlich stark. "Mama! Geh ins Bett und schlaf dich nüchtern. Du bist wie immer komplett betrunken!" schrie ich sie an. "Ach was! Das waren nur ein, zwei Bier." kicherte sie. Genervt stöhnt ich aus und wollte gerade weiter machen, als mein Stiefvater kam. Dieser sah mich wütend an. "Was machst du da?" fragte er. "Sie kam sturzbetrunken in mein Zimmer und nun wollte ich sie raus bringen." erklärte ich. "Ach ja?! Und wieso holst du mich dann nicht?" fragte er. "Weil sie dich hasst." kicherte meine Mutter. Oh nein... Wieso musste sie das jetzt sagen. Mit geweiteten Augen sah ich ihn an. Dieser sah mich wutentbrannt an. Er nahm meine Mutter und brachte sie ins Schlafzimmer. Dann kam er wieder. Er schubste mich nach hinten. Sodass ich wieder auf meiner Schulter landete. Ich gab ein schmerzvolles Keuchen von mir. "Ach das tat dir schon weh? Dann warte mal ab!" lachte er fies und zog mich an den Haaren nach oben. Er drückte mich gegen den Schrank und platzieren seine Hände an meinem Hals. Mit seinem Knie trat er mir in meinen Magen und ich musste husten. Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, doch ich versuchte es erst gar nicht sie aufzuhalten und ließ sie laufen. Sofort kassierte ich dafür eine Ohrfeige. "Hör auf zu weinen! Du bist keine 12 mehr!" schrie er und trat erneut mit dem Knie zu. Ich krümmte mich. Er schubste mich auf den Boden und trat von oben auf mich ein. Wie immer ließ ich es über mich ergehen und weinte still vor mich hin.

Nach gefühlte Stunden des einprügelns, ließ er endlich von mir ab und verschwand mit einem fiesen Grinsen. Ich lag zitternd und wimmernd, zusammen gekauert auf dem Boden. Ich hielt mir meinen Bauch. Er hat genau die blauen Flecken von den letzten Tagen getroffen, was es noch schmerzhafter machte, als es eh schon ist.

Kriechend bewegte ich mich in Richtung Badezimmer, da mich die plötzliche Übelkeit überkam. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es das Klo zu erreichen und erbrach. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib. Ich hasse mein Leben. Ich griff zum Schrank und holte das raus, was ich jeden Tag mindestens einmal anwendete um den Schmerz zu ertragen. Ich lehnte mich mit der silbernden Klinge in der Hand an die kalte Fliesenwand. Ich krempelte meinen rechten Ärnel vom Pullover nach oben. Nun sah man die vielen Narben, die sich in den letzten Jahren angesammelt hatten. Seit ich 16 bin mache ich es. Es ist wie zu einer Sucht geworden. Ein paar Narben sieht man fast nicht. Andere stachen einem sofort in das Auge. Andere waren noch nicht komplett verheilt und noch rot oder hatten sogar noch eine Kruste. Ich setze unter einer älteren Narbe an und zog durch. Das warme Blut floß aus dem Schnitt und tropfte dann auf den Boden. Dies wiederholte ich 2 mal, sodass ich drei neue Schnitte hatte. Ich nahm Klopapier und drückte es auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Als sie einigermaßen zurück gegangen ist, zog ich meinen Ärmel wieder hinunter und verließ DSS Badezimmer. Ich brauchte frische Luft. Meine Sicht war immer noch leicht vernebelt. Ich zog mir meine Jacke über und öffnete das Fenster von meinem Zimmer. Es lag im ersten Stock. Ich bin hier schon oft raus geklettert. Ich kletterte auf das Vordach und seilte mich mit Hilfe der Regenrinne ab. Ich schlich geduckt um das Haus und ging in den nicht weit von meinem Haus entfernten Wald. Dort ging ich etwas abseits vom Weg, bis ich zu dem Ort kam, zu dem ich wollte. Das Baumhaus, was ich als kleines Mädchen mit meinem Vater gebaut hatte. Ich kletterte die Strickleiter hoch und öffnete die Holzklappe, welche ich auch wieder schloss, sobald ich drinnen war. Niemand wusste davon, außer mir. Ich setzte mich auf ein Kissen, was hier lag und krammte aus meiner Tasche eine Schachtel raus. 'Rauchen ist tödlich' stand darauf. Hoffentlich bringt es auch was. Ich nahm eine Zigarette raus und steckte sie mir in den Mund. Ich zog einmal fest daran unf atmete den Rauch aus. Es war eine dumme Angewohnheit, doch es half mir auch ein Stück weit alles zu ertragen. Ich nahm mein Handy mit den Kopfhörern raus und machte wieder Casper an. "Unzerbrechlich" ertönte.

Liebes Tagebuch, heute kann keiner mir was.
Ich gebe nicht auf, bin was ich bin, nie wieder beuge ich mich.
Augen über den Schultern, lache dem Neubeginn entgegen.
Vergeude nicht eine Sekunde, hole mich raus.
Dreh das Radio so was von laut auf.
Sie sollen sehen, wie gerade eben
die Sonne mich küsst und keiner kann auf die Parade regen.
Es ist als würde ein Drei-Meter-Mann marschieren,
Parkett unter mir jubeln und mich danach verlieren.
Ich schwebe nun, lebe nun
über den Dingen und keiner kann was dagegen tun.
Lebe gut, alte Welt schäme dich nicht,
vergiss das alte, gläserne Ich.

Krass wie sehr ich mich in den Songtexten von Casper wiedersehe. Es ist als wären sie für mich geschrieben.

Als ich die Zigarette zuende geraucht hatte, kletterte ich wieder hinunter und lief langsam nach Hause. Mittlerweile war es 5:03 Uhr. Bald musste ich aufstehen und zur Schule. Zum Glück sind bald Weihnachtsferien.

Zuhause angekommen nahm ich den gleichen Weg, wie ich raus geklettert war. In meinen Zimmer legte ich mich ins Bett um wenigstens noch ein wenig schlafen zu können. Um 6:30 Uhr musste ich schon wieder auf stehen. Aber überraschender Weise klappte es und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.

Der Druck steigt ~ Casper FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt