"Atmete ganz tief den Moment ein, lass ihn dann nie los."
Ben P.O.V.
"Oh man... Der spinnt doch..." murmelte ich. Nun war Stille. Keiner sagte etwas. Ich wollte diesem Mädchen helfen. Ich will und kann sie da nicht mehr zurück lassen. Sie ist schwach, abgemagert, übersät mit Narben und blauen Flecken. Dieses Mädchen ist kaputt... Ihr Herz ist gebrochen und ich will es wieder heilen. "Melody. Bitte denk jetzt einmal an dich. Er wird deine Mutter nicht umbringen. Wir kriegen das schon alles hin, aber DU musst dich jetzt erstmal erholen, bevor du dich um andere kümmern kannst." meinte ich. Sie sah auf den Boden. Es schien, als würde sie nachdenken. Ich hoffe sie entscheidet sich dafür, da zu bleiben. Nach einem langen Schweigen, sah sie irgendwann mich an. "Ich bleibe..." murmelte sie. "Ehrlich?" lächelte ich leicht. Sie nickte. "Es ist das Richtige." sagte Timur.
"Was ist mit meinen Sachen?" fragte sie. "Ich werde sie holen. Ruh du dich mal schön aus. Timur bleibt hier und passt auf dich auf." meinte ich. Sie lächelte mich leicht an. "Wo wohnst du?" fragte ich. "Erlenstraße 39" sagte sie und stand auf. Sie ging zu ihrer Jacke und holte ein schwarzes Schlüsselband mit nur einem Schlüssel dran, heraus. Dieses gab sie mir und umarmte mich. "Danke." murmelte sie leise. Ich lächelte und erwiderte die Umarmung. Man spürte ihre Knochen. Nachdem wir ein wenig so verweilt sind, lösten wir uns. "Komm leg dich ein wenig in mein Bett." Sie sah mich unsicher an, ob sie sich wirklich in mein Bett legen oder das Angebot ablehnen sollte. Doch sie war zu fertig und entschied sich für mein Bett. Sie ging die Treppe hoch und man hörte nur noch wie sich die Tür schloss. Dann sah ich zu Timur. "Bis später." verabschiedete ich mich und schlüpfte in meine Schuhe. "Bis dann" lächelte er. Ich nickte ihm noch einmal zu und verließ dann die Wohnung. Was würde mich wohl erwarten, wenn ich dort rein gehen würde? Ihren Stiefvater habe ich erst einmal gesehen und wir brauchten vier um ihn in Schacht zu halten. Wie sollte ich das allein hinkriegen? Mit diesem Mann konnte man sicher nicht gut Tee trinken gehen und sich über den neusten Klatsch unterhalten. Ich muss mich wohl oder übel überraschen lassen. Ich stieg in mein Auto und gab die genannte Adresse in mein Navi ein. Ich wohne zwar schon seit längerem in Berlin, aber so gut kenne ich mich nun auch wieder nicht aus.
Als die Route berechnet war, starte ich den Motor und fuhr los. Nach circa 20 Minuten Fahrt kam ich an. Es war eine unschöne Gegend. Die meisten Häuser sind herunter gekommen. An einer Hauswand standen ein paar Jugendliche dich soffen und rauchten. Oh man... sie tut mir von Minute zu Minute mehr Leid. Ich nahm den Schlüssel, welchen Melody mir gab, aus meiner Jackentasche und schloss die Haustüre eines alten Mehrfamilienhauses auf. Das Glas der Eingangstüre ist kaputt und die Wände davon mit Graffitis besprüht. Ich ging Stock für Stock nach oben, bis ich auf einem Klingelschild den Namen "Johnson" las. Ich musste schlucken. Ich wollte da nicht rein. Bitte lass niemand von ihnen da sein. Ich schloss die Tür vorsichtig auf und machte sie einen Spalt weit auf. Als ich niemand sah, öffnete ich die Türe ganz und was ich da sah schockte mich. Überall leere Bier- und Wodkaflaschen, Pizzakartons und Dreck. Ein ekelhafter Gestank kam mir entgegen. Langsam ging ich hinein und versuchte auf nichts drauf zu treten. Jetzt musste ich noch Melodys Zimmer finden. Ich öffnete die erste Türe links und erschrack. Auf dem Sofa lag eine Frau. Vermutlich schlafend. Um sie herum Duzend Flaschen. Das ist wohl ihre Mutter... leise ging ich weiter und nach der 3 Türe fand ich endlich ihr Zimmer. Es war ordentlich. Sauber. Das Bett gemacht. Ich nahm den Koffer, welcher unter ihrem Bett lag hervor und stellte ihn geöffnet auf ihr Bett. Danach machte ich ihren Schrank auf, welcher ebenfalls schön sortiert war. Ich packte alles ein was darin war. Naja, so viel war es auch nicht. Sie hatte nur 3 Pullis, 2 Hosen und 2 T-Shirts. Ich glaub ich muss mit ihr mal einkaufen gehen. Das ist doch zu wenig. Als ich die Klamotten rein Tat, viel mir auf, das die meisten Sachen kaputt und dreckig waren. Ich atmete einmal laut aus. So wie es aussah hatte sie auch kein weiteres Paar Schuhe. Ich packte dann noch ihr Handy, Ladekabel und ihre Kopfhörer, das alles auf ihrem Nachtisch lag, ein. Als ich ihn gerade schließen wollte, viel mir noch eine Spardose ins Auge. Ich nahm sie und wollte sie ebenfalls einpacken, jedoch war sie sehr leicht. Ich öffnete sie. Nur fünf Euro waren darin. Stimmt. Als ob sie Taschengeld bekommt... ich tat die Spardose mit sammt dem Geldbeutel in den Koffer und schloss ihn. Ich nahm ihn hoch und wollte gerade die Türe ihres Zimmers öffnen, als sie von allein auf ging. Ich sah in zwei eiskalte Augen eines Mannes. Obwohl es an dem Tag dunkel war, wo ich ihm zum ersten Mal begegnet bin, erkannte ich ihn sofort wieder. Das ist Melodies Stiefvater. "Wer bist du?!" schrie er mich an. Ich erschrack. Ich entschied mich einen falschen Namen zu sagen, bevor er dadurch meine Wohnug fand. "Karl. Karl Münchner." log ich. "Und was machst du in dem Zimmer meiner Tochter?" "Ich wohne ein paar Straßen weiter und wir lernen gerade zusammen. Sie hat ihre Bücher vergessen, weswegen ich sie schnell geholt habe." erzählte ich und hob den Koffer hoch. Er sah mich misstrauisch an. "Aha. Sag ihr sie soll in genau einer Stunde daheim sein, sonst gibt es Ärger!" sagte er wieder in einer etwas lauteren Stimme und ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. Dieser Typ ist krank. Ich nickte nur. "Gut und jetzt verpiss dich!" schrie er. Mit schnellen Schritten verließ ich die Wohnung und dann das Haus. Melody wird ganz sicher nicht mehr hier hin zurück kommen.
DU LIEST GERADE
Der Druck steigt ~ Casper FF
FanfictionIm Leben der depressiven 18 jährigen Melody ist falsch gelaufen, was nur falsch laufen konnte. Die Scheidung der Eltern, der Kontaktabbruch zu ihrem Vater, das Alkoholproblem ihrer Mutter, der gewalttätige Stiefvater und das Mobbing in der Schule. M...