"So perfekt, unperfekt."
Bis spät in der Nacht lag ich noch weinend auf meinem Bett, bis alle schlafen gingen. Dann stand ich vorsichtig auf und schlich ins Bad. Dort schnappte ich mir eine silberne Rasierklinge und ließ diese in meine Jackentasche zu den Zigaretten gleiten. Auf dem Weg nach unten, griff ich noch nach einer Wodkaflasche und verließ das Haus. Schlürfend lief ich eine halbe Stunde durch die kalte, klare Nacht. Man konnte Sterne sehen und der Mond scheint hell. Als ich dort ankam wo ich hin wollte, setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich an das Eisengeländer. Dann griff ich in meine Jackentasche und zog die Schachtel heraus, aus welcher ich mir eine Zigarette holte und sie mir anzündete. Während ich sie rauchte trank ich immer mal wieder einen Schluck.
So verbrachte ich die ganze Nacht. Es wurde langsam wieder morgens und die Schachtel, als auch die Flasche war leer. Nun griff ich ein letztes mal in meine Tasche und zog die Klinge hevor. Sie glitzerte in den ersten Sonnenstrahlen verlockend. Ich drehte sie ein wenig in meiner Hand herum und betrachtete sie.
Doch sie liebte die Klinge, liegt in der Klinge.
Keiner würde sie je verstehen, ihre Liebe zur Klinge.
Sie ging ein Schritt weiter.
Ein Schnitt weiter.
Der beste Freund liegt ein Griff weiter.Dann setzte ich die Klinge an meinen linken Unterarm an. Direkt an der Pulsschlagader. Ich atmete noch einmal tief durch und zog durch. Blut strömte hinaus.
Jetzt kam der letzte Schritt, vor der Erlösung. Ich stand mit wackeligen Beinen auf. Der Alkohol hatte meine Sicht vernebelt und das ich gerade Blut verlor machte es nicht besser. Zitternd stieg ich über das Geländer.
In deinem Alaska!
Dein eigenes, endloses Weiß.
Bevor dich die Lawine ergreift,
atme kurz ein und Schweig!
Setz an, springe dich frei!Ich sog noch einmal tief die Luft ein. Nun würde ich gleich erlöst sein von den Qualen. Ich könnte alles vergessen und wäre endlich frei. Ein letzter Atemzug. Gerade wollte ich loslassen, als ich eine Stimme hörte. "Hey! Was machst du da?" schrie einer. Erschrocken fuhr ich herum und sah Timur. "Melody?!" fragte er verwirrt. "Geh weg!" schrie ich. "Melody geh da runter!" meinte er und kam auf mich zu. "Stop! Ein Schritt weiter und ich lasse los!" kreischte ich. Sofort blieb Timur stehen. "Melody... Lass das. Du wirst es bereuen. Bitte komm da weg." sprach Timur beruhigend. Gerade wollte ich wirklich zurück klettern, als Bilder in meinen Kopf schossen. Steve, wie er mich schlug. Meine Mitschüler, wie sie mich aus lachten. Meine Mutter, wie sie trank. "Nein! Ich werde springen! Was soll ich noch hier auf dieser beschissenen Welt?" schrie ich. "Keiner mag mich! Keiner! Alle hassen mich und lachen mich aus. Ich habe keine Freunde. Keine Familie. Keine Liebe. Was hält mich noch hier, wenn ich der Welt egal bin?" "Ich mag dich. Genauso wie Ben, Danny, Michbeck und Konrad. Wir alle fanden dich wirklich nett und haben gehofft das du dich meldest. Das wir uns wieder sehen, aber nicht so! Wir können dir helfen, Melody. Wir bekommen alles hin." meinte er beruhigend. Ich sah zu Timur. Dieser stand verzweifelt einige Meter von mir weg. Dann sah ich auf den Abgrund, der ein reißender Fluss war. "Hilf mir." murmelte ich. Timur kam sofort her und zog mich wieder auf die sichere Seite. "Gott sei Dank." nuschelte er und zog mich fest an sich. Plötzlich fing an der Alkohol an zu wirken und ich merkte wie immer noch Blut aus meiner Wunde floss. Mein Kopf fing an zu schmerzen und mir wurde schwindelig. Dann klappte ich zusammen und alles wurde schwarz.
Ben P.O.V.
Endlich waren sie weg. Wir saßen bis jetzt zusammen und haben über die kommende Tour gesprochen. Endlich konnte ich schlafen. Ich räumte noch die Flaschen auf und schmiss die Asche aus dem Aschenbecher weg. Auf einmal klingelte es. Hatte jemand etwas vergessen? Ich betätigte den Summer und öffnete die Wohnungstür. Ich hörte wie jemand die Treppe hochrennte. "Ben! Hilf mir!" schrie Timur verzweifelt. Oh mein Gott! Was ist passiert? Ich rannte ihn entgegen und lief so fast gegen ihn. Gerade noch rechtzeitig stoppte ich. Er trug Melody. Sie hing schlapp in seinen Armen. Ihm flossen Tränen die Wange hinunter. Ich nahm sie ihm ab, da er keine Kraft mehr hatte und wir rannten mit ihr in meine Wohnung hoch. Dort legte ich sie auf das Sofa ab. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihre Wangen waren rot. Sie atmete nur flach. Ich wollte ihren Puls fühlen, als ich sah, das sie blutete und das nicht gerade wenig. "Timur ruf den Notarzt." meinte ich panisch. Dieser zog hektisch sein Handy aus seiner Hosentasche und rief an. Ich holte währenddessen ein Handtuch, welches ich auf ihre Wunden drückte. Sie stank fürchterlich nach Alkohol und Zigaretten. Was ist nur passiert? Kurz nach dem Timur aufgelegt hatte hörte ich auch schon die Sirenen. Timur ging runter und zeigte den Leuten wo sie hin mussten. Wir standen ratlos etwas weiter weg vom Sofa und beobachten alles. Man legte ihr einen Verband um und spritze ihr irgendetwas.
Nach 10 Minuten waren sie fertig. Einer von den Sanitätern kam zu uns und sah uns ernst an. "Sie hatte Glück. Sie hat viel Blut verloren und der Alkohol hat ihr sehr zugesetzt. Sie wird aber keine bleibenden Schäden haben. Sie darf hier bleiben, wenn sie mir versprechen, dass sie aus passen das sie die nächsten Tage viel Ruhe hat uns viel zu sich nimmt. Sie ist auch sehr unterernährt. Wie stehen sie zu ihr?" "Wie sind befreundet." meinte ich schnell. "Okay dann kann ich sie hier lassen. Ich denke sie nehmen das Ernst und ich kann ihnen vertrauen. Falls etwas sein sollte rufen sie bitte unter dieser Nummer an." meinte er und drückte mir eine Karte in die Hand. "Sie sollte bald aufwachen. Bitte wechseln sie regelmäßig den Verband." meinte er und verließ die Wohnung mit seinen Kollegen. Erschöpft ließen wir uns auf die Couch neben Melody fallen. "Kannst du mir jetzt mal erklären, was passiert ist?" sprach ich endlich die Frage aus, die mir seit langem auf der Zunge brannte. Timur atmete tief durch und nickte dann. Was konnte nur passiert sein, dass Timur weinen musste und es ihm schwer fiel es zu erzählen?
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Der Druck steigt ~ Casper FF
FanfictionIm Leben der depressiven 18 jährigen Melody ist falsch gelaufen, was nur falsch laufen konnte. Die Scheidung der Eltern, der Kontaktabbruch zu ihrem Vater, das Alkoholproblem ihrer Mutter, der gewalttätige Stiefvater und das Mobbing in der Schule. M...