E L E V E N
Nachdem Aira ihren kleinen, aufmerksamsreichen Freudentanz beendet und beschlossen hat, mich nun wieder von Neuem herumzuziehen, folgte ich der motivierten Asin gezwungenermaßen die Treppen hinunter. "Das wird so fantastisch, glaub's mir.", säuselte sie mir fröhlich ins Ohr, während ihr Kopf in jegliche Richtungen schellte, als hätte sie Angst, nur eine Kleinigkeit dieses bunten Festes zu verpassen. Ihe Tonlage war um einige Octaven höher als es mir bekannt war, was wohl heißen sollte, dass sie immens aufgeregt und erheitert war. "Oh, ich weiß gar nicht, was ich zu erst machen will. Vielleicht mich mit ein paar Leuten unterhalten. Ach, du glaubst gar nicht, wie sehr ich manche von den heute Anwesenden ich mal ansprechen wollte. Oder sollte ich eher etwas essen? Warte, wir essen doch erst später! Oh mein Gott, Alice, weißt du was wir machen müssen? Tanzen! Wir beide! Zusammen! Komm, wer braucht schon Männer?", schmachtete Aira vor sich hin, während wir nun die letzten Stufen der Treppe hinunter spazierten. In ihrem zappeligen Wortschwall erinnerte sie mich ein klein wenig an ein Kleinkind, doch ich log nicht, wenn ich behauptete, dass mir ihr Frohsinn gefiel. Ich wünschte mir in diesem Moment ich hätte auch so viel Optimismus und auch Selbstbewusstsein, dass ich das hier geniesen konnte. Doch trotzdem steckte sie mich auf eine seltsame Art und Weise mit ihrer Begeisterung an.
Wir schritten der Menge von Gästen und Bekannten der Familie Odins entgegen, während mir das temperamentvolle Mädchen neben mir von ihren Plänen für heute Abend erzählte und ich ihr aufmerksam zuhörte. Auf einmal regestrierte ich, dass Aira urplötzlich inne hielt und wie paralysiert auf einen Punkt vor uns starrte. Interessiert folgte ich ihrem Blick und erkannte, wie ein hochgewachsener Blondschopf mit breitem Lächeln auf uns zu marschierte. Ich grinste Thor an, und spürte regelrecht, wie meine Begleiterin der Ohnmacht nahe war. Gott sei Dank hat sie sich kurz vorher vorgenommen meine Hand zu nehmen, auf der sie nun einen unglaublichen Druck ausarbeitete, sonst wäre sie bestimmt schon bewusstlos geworden. Nun ja, bei der ersten Begegnung mit dem Donnergott erging es mir nicht ganz anders. "Da ist sie ja. Lady Alice in voller Pracht!", begrüßte mich der vorhin Genannte mit einem belustigten Ton. "Da bin ich.", gab ich ebenso freudestrahlend zurück und schielte dabei kurz zu Aira, die unser Gegenüber mit weit aufgerissenen Augen, die bestimmt schon die Größe von Tennisbällen angenommen haben, anlugte. "Oh...ja, das ist Aira. Meine-" "Kammerfrau. Ich bin ihre Kammerfrau. Es ist mir eine Ehre Sie anzutreffen, Thor. Ich habe viele Geschichten über Sie gehört.", sprudelte es erneut aus der immer noch erstarrten Asin heraus und drehte mir dabei unbekümmert das Blut aus der Hand ab. "Ich hoffe doch nur Gute.", lachte der Gott auf und trank schließlich kurz aus seinem halbleeren Glas, was ich schon vorher an seiner Seite erspähen konnte. "Natürlich, nur Ruhmreiche." Thor nickte schmunzelnd und ich konnte nicht anders, als mir ein verräterisches Kichern zu verkneifen. Auch wenn ich ihn nicht unbedingt in die Kategorie Eingebildet und Arrogant stecken würde, konnte man deutlich erkennen, dass Thor diese Schwärmereien um einiges gefielen. "Nun denn... Wir werden uns heute bestimmt noch einmal antreffen. Vielleicht schenken Sie mir bis dahin einen Tanz, Lady Aira." Auch wenn ich sie nicht begutachtete, ich war mir zu mehr als hundert Prozent sicher, dass Aira nun die Farbe einer frisch gereiften Tomate angenommen hatte. Und ich konnte mein Lachen beinah nicht mehr in Schach halten. "Und Alice, du siehst großartig aus. Ihr Beide tut das. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Und Aira - Wir werden uns bestimmt noch ein paar Mal die nächsten Wochen über den Weg laufen." Und mit diesen Worten trennte sich der Donnergott zwinkernd wieder von uns, was aber meine Gefährtin wohl noch nicht so richtig glauben mochte. Als wäre sie eine leblose Statue, so konnte sie ihren Blick nicht von dem schon längst in der Meute verschwundenen Thor abwenden. Ich wedelte meine Hand vor ihrem Gesicht herum, bevor sie ein paar Mal blinzelte und mich dann vollkommen verwirrt anglotzte. "Was?", sprach sie verwirrt, als hätte sie die letzten zehn Minuten gar nicht einmal mitbekommen. "Willst du mir ernsthaft sagen, dass du dich gerade in Thor verliebt hast?", spaßte ich und dieses Mal war ich diejenige, die sie rumkommandierte, indem ich sie in die Richtung des Buffetts lenkte. Ich hatte einen gigantischen Hunger, denn außer einem Frühstück, was im Übrigen aus einer simplen Banana und ein paar trockenen Haferflocken bestand, habe ich heut kaum etwas zu mir genommen. "Was? Oh nein, Alice, sei realisitisch. Ich war doch nur so baff, weil er mich Lady genannt hat und weil ich Thor getroffen habe. Den Thor." Ich kicherte und schob mir eine Traube in den Mund, die ich mir von dem voll gepacktem Tisch schnabulierte. Ich war erstaunt über Airas Tonfall, denn sie klang schon fast beleidigt. "Genau. Nur deswegen.", triezte ich die Brünette mit einem ironischen Unterton. Die aber verdrehte nur ihre Augen und nahm sich selber einen Teller, um sich ein paar Törtchen auf diesen zu hieven. "Ich bitte dich, Alice. Ich steh doch nicht auf Kerle." Ihre ehrliche und überraschende Beichte musste ich kurzzeitig belächeln, bevor ich überhaupt realisierte, was sie überhaupt meinte. Ach, deswegen will sie mit mir tanzen.
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F I R E E M P R E S S
Science FictionEinige sagen, die Welt wird in Feuer enden. Einige sagen, in Eis. --- Gerade als die 17-Jährige Alice Bruce dachte, sie hätte schon alles gese...