T W E N T Y T H R E E

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T W E N T Y T H R E E

"W-was?", fispelte ich unter unaufhaltsamen Keuchen und schrubbte mit meinen Fingern den Staub von meinen Klamotten. Haben die Wachen das gerade ernsthaft gesagt und gemeint oder träumte ich in Wahrheit nur? Vielleicht hatte Loki mich auch einfach nur einfrieren lassen, sodass ich nun halluzinierte, was ich aber eher anzweifelte. Eigentlich wollte ich mich zu ihm umdrehen, um mich nach seiner Meinung zu vergewissern, doch die sturren und hartherzigen Blicke der Wachmänner ließen mich innerlich erstarren, sodass ich kaum in der Lage war mich richtig zu bewegen. "Stehen Sie auf. Der König möchte mit Ihnen reden.", spuckten die in Golden gekleideten Diener Odins ihren Satz vor meine Füße und ich konnte ihnen deutlich anmerken, dass sie mich wohl noch immer für eine Verräterin hielten. Selbst jetzt, wo meine Unschuld möglicherweise bewiesen worden war. Oder was auch immer in den letzten Tagen, Stunden oder Minuten geschehen ist. "Also... jetzt ernsthaft?", wunderte ich mich und konnte mich in diesem Moment nicht allzu sehr freuen. Die ganze Situation war einfach viel zu konfus und surreal, dass ich das alles stark anzweifelte. Wieso sollten nach gut drei Wochen auf einmal irgendwelche Wachen auftauchen und mir sagen, ich wäre befreit? Hat Thor doch noch alles irgendwie ins Lot gebracht? Oder haben die Gärtner doch noch mal miteinander geredet und beschlossen, dass ich im Grunde nichts Falsches getan habe? Ich wusste beim besten Willen nicht, wie mir zumute war, auch wenn ich eigentlich Freudensprünge vor Frohseligkeit machen sollte.

Das Netz, hinter dem ich all die Zeit verborgen und eingesperrt war und mich von der Außenwelt getrennt hat, wurde aufgelöst und mit schweren Schritten kündigten die zwei Arbeiter ihren Eintritt an. Ohne lange zu überlegen, ob mir ihre folgende Aktion irgendwie schaden könnte, hoben sie mich an meinen Armen nach oben, als wäre ich Kleinkind und nicht fähig von alleine zu gehen. Ich wurde von den uncharmanten Männern aus der Zelle bugsiert und für das erste Mal in einem ganzen Monat konnte ich wieder Boden spüren, der nicht künstlich bewärmt wurde. Ich konnte Luft atmen, die nicht immer die selbe zu sein schien und ich konnte wieder andere Winkel betrachten, die nicht nur aus Loki oder der gegenüberliegenden Zelle bestanden. Ein Monat in Gefangenschaft und nun bin ich zu einem Menschen transformiert, der sich über jedes kleinste Detail freut.

Erneut hob man mich an meinen mit Sicherheit nun gereizten Armen, aber ließ mich rasch wieder runter, sodass ich die Möglichkeit besaß, selber zu gehen. Ich stellte gar keine Fragen mehr, da ich wusste, dass man mir eh keine Antwort liefern würde und somit gab ich mich einfach mit der Information zufrieden, dass ich entlassen wurde. Und das war wahrscheinlich die schönste Info von allen.

Nocheinmal drehte ich mich zu meinem damaligem Nachbarn um, vor dem, kurz nachdem ich mich ohne Worte von ihm verabschiedet habe, nun wieder das Netz wie von Geisterhand enstand. Seine Augen wirkten trüb und matt, obwohl ich das von dieser Distanz nicht mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit bestätigen konnte. Ich wusste nicht ob er eher mir oder meiner Freiheit nachtrauerte. Oder beidem. Aber eines war mir klar; Von Loki hatte ich nun ein ganz anderes Bild. Kein besseres und definitiv kein schlechteres. Aber es war anders. Ich musste mich nur noch für eine Seite entscheiden.

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Die Temperatur änderte sich auf einmal schlagartig und mir wurde somit klar, dass ich zu hundertprozentiger Wahrscheinlich nun wieder im asischen Palast angekommen war. Ein ungewollter Seufzer entfloh meiner kranken Kehle und ich fühlte mich auf einmal so unglaublich leicht. So schwerelos und so schwebend. Als wäre mir eine unfassbar schwere Last von den Schultern genommen worden und all meine Sorgen wie von Zauberhand weggeblasen. Und das, obwohl mir die größte Bürde womöglich noch bevorstand.

Türen nach Türen marschierten wir durch die Gänge, übertont wurden unsere Schritte von dem Klimpern der eisernen Rüstungen der Wachen, und dem Flüstern der Passanten, die uns im Gehen begegneten. Es fühlte sich an wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Als würde ich wieder an diesen Zeitpunkt zurückkehren, wo ich noch nicht wusste, was mir bevorstand. Wo ich vor Panik und Angst fast ausgeflippt war und ich nicht wusste, was auf mich zukommen sollte. Es war unmöglich zu erahnen. Aber nun hatte ich weder Furcht noch war ich aufgeregt. Ich stellte mir keine Fragen und war auch nicht gierig auf jegliche Informationen. Ich war einfach nur entspannt. Entspannt, froh und federleicht.

F I R E E M P R E S SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt