F I R E E M P R E S S

T W E N T Y T W O

Ich bin euch eine Erklärung schuldig; Computerverbot. Schule. Computerverbot.Erklärung beendet.

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T W E N T Y T W O

"Wer bist du eigentlich?", stammelte ich die mit Staubpartikeln befüllte Luft, die ich bei der lauwarmen Temperatur der Presidenten Suit unter den Zellen spärlich erkennen konnte. Dieser Tag war einer der wenigen in meinem momentanem Leben, an dem ich mich beruhigen und fast schon entspannen konnte. Mit dem gleichmäßigem Rhythmus meines langsamen Atems und der auf meinem Bauch befindenen Hand, die sachte auf und ab ging. Ich zeigte weder irgendwelche Krankheitssyntome, wie zum Beispiel ein leichtes Hüsteln oder eine rote, laufende Nase, und meine Emotionen und hormonell verwirrten Gemüter schienen sich auch langsam an die ganze Situation gewöhnen. Die Tatsachen, dass ich noch immer mich in einer furchtbar engen Zelle mit einem furchtbar großen Plagegeist befand, und mir man noch immer Vorwürfe, die von Verrat bis hinüber zu versuchten Mordes, machte, ignorierte ich einfach.

"Was, muss ich dir das noch immer erklären? Weißt du denn nicht genug?", entgegnete mir Loki monoton. Er warf eine Figur oder irgendein anderes von ihm gemachten Spielzeug immer wieder in die Luft und fing es dabei unbeeindruckt und gekonnt wieder auf. Man konnte direkt von seiner ausdruckslosen Miene seine Langeweile ablesen, aber wenn ich schon so lange hier wäre wie er, dann würde ich das bestimmt besser verstehen. Jeden Tag die selben, ewigen Bücher zu lesen, immer die gleiche Aussicht vor seinen Augen zu haben, und ständig die selben Schwätzereien von Wachen und Gefangenen anhören zu müssen. Da verstand ich ihn schon, wenn er freiwillig Trainier für seine womögliche Feindin spielen wollte, auch wenn es tief unter seinem Stolz lag. "Ja, schon. Loki Laufeyson. Geboren auf einem Planeten, den ich noch nie in meinem ganzen Leben gehört habe. Eine Art Alien oder so was. Kann genauso verrückte Dinge tun wie ich und hat definitiv eine Schraube locker. Lange, schwarze Haare, schmales Gesicht, große Ohren und grüne Augen. Ziemlich nervig, raffiniert und... listig. Du hast recht, ich weiß wirklich genug.", zählte ich alle Dinge auf, die ich über ihn in letzter Zeit in Erfahrung brachte.

Somit endete unsere kleine, nicht gerade informative Unterhaltung. Und gerade als ich dachte, Loki würde sich nun komplett für eine ruhige Stille entscheiden, brach er plötzlich wie aus dem Nichts das Schweigen. "Das war aber allerdings keine rethorische Frage, keines Wegs. Ich meine es wirklich. Weißt du denn nicht genug von mir?" Sein Ton schellte von der einen Sekunde, bis zur anderen schlagartig um. Vorher, da klang er fast noch normal. Wie ein durchschnittlicher, britischer Mann mit einer ziemlich tiefen Stimme. Doch auf einmal wurde seine Stimme noch tiefer, als sie es eh schon war. Bitterer, schwarzherziger, gefährlicher. Bedrohender. So, wie man sich die Stimme eines Feindes vorstellt, wenn man ein Buch liest. Er passte so perfekt in das Klischee,an das ich hätte denken können, er wäre ein Charakter, ausgestiegen aus einem seiner vielzähligen, tausend Mal durchgelesenen Bücher. Als wäre er ein Schauspieler, der seine Rolle so perfekt inzinierte, dass es fast schon wieder ordinär klang. Doch das war er nicht. Er war kein fiktiver, aus einem Buch ausgestiegenem Charakter, kein talentierter Schauspieler. Er war Loki, der mich gerade mit dem durchdringenstem, bösewollendstem Blick durchlugte, den er mir je zugeworfen hatte. "All diese undenkbaren, schreckenserregenden Taten, die ich vollbracht habe? Die, die eines wahnsinnigen Monstrums ähnelten? Kennst du sie alle?" Seine tief gelegenen Augen, die in dem grellen Licht der kalten Zelle so giftig grün erschienen, als hätte man sie mit dem saftigsten Wiesenfarben verziert und beschmückt. Sie erschienen mir gläsern, angeschwollen und ein wenig matt. Er fixierte mich so sehr, dass ich nicht einmal wusste, ob mein größter Wunsch in diesem Moment war, sofort wegzusehen oder noch Stunden zu dieser schlanken, mir vollkommen schutzlos erscheinenden Figur blicken zu können. Lokis Wesen war mir in jener Sekunde ein komplettes Mysterium.