Overthinking

Meer

Sie stand am Meer und beobachtete, wie die weiße Gicht der Wellen um ihre Füße floss und wieder verschwand.

Sie dachte, das Türkis des Meeres ähnelte seinen Augen.

Die Wellen wurden stärker, die Flut kam, doch sie blieb einfach stehen und wartete auf ihn.

Sie wartete lange auf ihn und die Wellen umspielten ihre Füße und der Sand passte sich ihren Fußabdrücken an.

"Wo bleibst du nur?", fragte sie leise und schaute zum Horizont an dem die rote Feuerkugel unterging.
Sie war nur noch ein Halbkreis und das Rot erinnerte sie an ihn.

Denn er hatte es geliebt, wenn sie roten Lippenstift getragen hatte, das wusste sie noch.

Sie lächelte bitter und schaute den Wellen zu, wie sie am Strand ankamen und wieder zurück wichen.

Das Meer erinnerte sie an ihn.
Denn er war genauso nah und doch so weit weg und es lag so viel mehr unter der Oberfläche, unter dem Meeresspiegel.

Das Meer war wie er.
Wunderschön, doch als sie schließlich einen Schritt zurück machen musste, weil die Wellen stärker wurden und die Flut kam, wusste sie, dass es auch gefährlich war.

Er war das Meer.
Er war die Welle, die alles überflutete.
Er war die Sturmflut in ihrem Leben gewesen.
Er war in ihr Leben getreten für eine kurze Zeit und hatte all ihre Kraft, all ihre alten Grundsätze weggespült, so wie die Wellen die Muscheln wegspülten.

Er war das Meer.
Gefährlich, unberechenbar und voller Geheimnisse, die sie in den Bann rissen.

Doch sie musste aufpassen, denn sie war kurz davor zu ertrinken und auf den Boden zu sinken wie ein Schiff, was gekentert war.
Sie musste aufpassen, denn die Flut war bereits da und sie war immer noch gefährlich nah am Meer, gefährlich nah bei ihm.

Und wenn sie nicht aufpasste, würden sich ihre Lungen blitzschnell mit Wasser füllen und sie würde sich in ihm verlieren.

Er war wie das Meer.

Er war das Meer.

x selbst geschrieben