Kapitel 9

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Als wir bei ihm zu Hause ankamen hielt er mich kurz zurück " meine Eltern sind noch auf der Arbeit, aber sie müssten in ca. einer Stunde wiederkommen. Ist das okay für dich?" Auf mein Nicken hin schloss er auf und ich ging die Treppen hoch. Lukas kam ein paar Sekunden später hinterher. Er hatte etwas raschelndes mitgebracht. " hab uns ein paar Chips und Gummibärchen mitgebracht" schmunzelte er und warf mich mit der Tüte ab. Ich lachte und kugelte mich aufs Bett. Lukas kam hinterher und warf sich auf mich. Wir bekamen einen Lachflash und hatten uns erst ca. 10 Minuten später wieder beruhigt. Wir lagen nebeneinander und Lukas hatte seinen Arm um meine Taille gelegt. Meine Hand ruhte auf seiner Brust, die sich stark hob und senkte. "Zoey...?" ich drehte mich zu ihm "was?" "ich bin einfach so unglaublich froh, dass du mit mir redest. Ich weiß, dass du schon oft enttäuscht wurdest,aber glaub mir...ich werde dich niemals im Stich lassen! Egal was passiert.." mir kamen die Tränen. Noch nie hatte ein Junge (außer Sascha) so etwas zu mir gesagt. "D...danke" stotterte ich. Ich redete zwar wieder, aber es war immer noch kompliziert die richtigen Worte auszusprechen. Lukas beugte sich zu mir und küsste mich auf den Scheitel, was mich noch mehr zum weinen brachte. Heyy Zo !? Nicht weinen. Ist doch alles in Ordnung" versuchte er mich zu trösten und wischte mir mit seinem Daumen die Tränen weg. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Shirt. Und schluchzte laut. Wenn er wüsste, warum ich weinte...ich war jetzt überzeugt davon, dass er meine Gefühle nicht erwiedern würde. Zumindest nicht so, wie ich fühlte.
Traurig wischte ich mir selbst die Tränen weg und seufzte leise. Lukas strich mir über die Haare und ich konnte unter meinem Kopf sein Herz schlagen hören. Es schlug mal wieder sehr schnell. Warum!? Warum war er immer so aufgeregt? Oder schlug sein Herz immer so schnell. "Warum schlägt dein Herz so schnell?" brachte ich unter einigen Schluchzern hervor. Ohne dass ich so recht wusste, warum ich das gefragt hatte. Erst antwortete er nicht."Wegen dir..." brachte er dann leise hervor. "Wegen mir? Was mach ich denn?" stotterte ich leise. War ich ihm zu anstrengend oder was? Da berührte er mit seiner Hand meiner Wange und ließ sie dort. Er kam mir näher und die Luft um uns herum war wie elektrisch aufgeladen. Er war nur noch Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. "Du machst mich verrückt" meinte er sanft und liebevoll und kam noch etwas näher. Ich hielt die Luft an und rührte mich nicht vom Fleck. Doch da wurde dieser komische Moment zerstört. Es klingelte. Wir schreckten auseinander. "D...das muss meine Mutter sein..s..sie hat vermutlich wieder ihren ähm..ihren Schlüssel liegen lassen...ähm ich geh mal eben runter..." meinte Lukas und stand auf. Ich blieb wie angewurzelt sitzen und meine Gedanken spielten Karussel. Was war das gerade!? Hatte er vorgehabt mich zu küssen!? Das war doch nicht möglich oder doch. Ich hörte Stimmen im Flur und löste mich aus meiner Schockstarre. Langsam stand ich auf "....möchte euch Zoey vorstellen.......ist oben.....ja na klar mama" hörte ich Wortfetzen durch die angelehnte Tür . Ich ging die Treppe halb runter und tastete mich dann weiter. "Ah da ist sie ja. Ma, darf ich dir Zoey vorstellen? Zoey ,das ist meine Mutter" ich setzte ein schüchternes Lächeln auf und streckte die Hand aus." Lukas Mutter ergriff sie. Es war ein starker ,warmer Händedruck. "Schön dich kennen zu lernen Zoey" sie sprach nicht mit Mitleid unterlegter Stimme, wie die meisten Menschen, mit denen ich Kontakt hatte. Sie wirkte beeindruckt. " du bist wirklich sehr hübsch Zoey " sagte sie dann und ich merkte wie sie lächelte. Ich wurde rot und senkte beschämt den Kopf."Okay Mama das reicht jetzt" unterbrach Lukas den peinlichen Moment. "Sie redet übrigens nicht...außer mit mir" meinte er dann und klang ernsthaft stolz. Ich musste grinsen und stieß ihn in die Seite. Lukas lachte nur leise und zog mich dann wieder mit sich. "Wir sind oben in meinem Zimmer" rief er seiner Mutter hinterher, die jetzt bestimmt ziemlich verblüfft im Flur stand. Oben angekommen kitzelte er mich durch bis ich keine Luft mehr bekam und sagte dann lachend " so, meine Mutter hast du jetzt ja kennen gelernt, sollen wir noch ein bisschen rausgehen? Wir haben ja schon halb 5" "Gerne" sagte ich und wir packten unsere Sachen zusammen.
Als wir uns von Lukas Mutter verabschiedet hatten verließen wir das Haus und Lukas brachte mich, über einen großen Umweg wohlgemerkt, nach Hause. Am Abend ließ ich mich aufs Bett fallen und ließ die Geschehnisse des Tages Revue passieren. Hatte Lukas wirklich vorgehabt mich zu küssen, oder wollte er mich einfach nur trösten?. Was hätte ich dafür gegeben um in diesem Moment in seine Augen schauen zu können. In seine Augen, die ich mir tief, einfühlsam ,kristallklar und ozeanblau vorstellte. O mein Gott war ich verknallt. Ich konnte keine gescheiten Gedanken fassen, wenn ich hin seiner Nähe war.

Ich rieb mir Schläfen. Ich hatte mal wieder leichte Kopfschmerzen ,aber das kam vermutlich nur davon dass ich zu wenig schlief und zu viel nachdachte. Übermorgen kommt Sascha wieder schoss es mir durch den Kopf. Und ein Lächeln umspielte meine Lippen.
Pan leckte gerade meine Hand ab. Er hatte mich also vermisst! Ich kraulte ihn kurz und gab ihm dann ein Zeichen, auf mein Bett zu kommen. Freudig wuselte er sich in das Laken und nahm alleine schon die Hälfte des Bettes ein. Schmunzelnd kuschelte ich mich neben ihn. "Danke Pan, danke für alles" interessiert spitzte er die Ohren und hob den Kopf. Er freute sich, dass ich mit ihm sprach. Er und Lukas waren die einzigsten, mit denen ich reden wollte und konnte.
Langsam versank ich in einen tiefen Schlaf und träumte von Lukas.

*Traum*
Ich saß auf einer grünen Wiese. Ja ich sah die grüne Wiese. Verblüfft rieb ich mir die Augen. Ja ich sah sie. Die Wiese. Ich konnte endlich wieder sehen, dachte ich erfreut. Doch dann wurde mir klar, dass es ein Traum sein musste. Ich konnte nicht geheilt werden. Das war unmöglich.
Aber ein gutes hatte diese Sache. Wenn es ein Traum war, dann konnte ich tun und lassen was ich wollte. Ich grinste, als ich eine vertraute Stimme neben mir hörte. "Komm Zoey, lass uns den Sonnenuntergang ansehen!" Lukas ! Er war auch hier, das war ja ein toller Traum. Wir gingen Hand in Hand auf die Spitze eines Berges. Oben angekommen sahen wir in den Sonnenuntergang hinein. Mein Blick glitt nach unten an den Fuß des Berges und plötzlich veränderte sich die Situation unten war ein rotes dickflüssiges Meer. Es sah aus wie Blut. Und in dem Meer spiegelten sich schreckliche Szenen. Mein zerstörtes Auto vor einem Baum. Glassplitter. Ein Krankenhausbett mit unendlich vielen Schnüren und Kabeln. Leute aus meiner Schule, die missbilligend zu mir hochschauten. Ein hämisch lachender Lukas, der mich von sich wegstieß. Und das schlimmste von allen. Pan. Reglos auf dem Boden, Blut rann aus seinem Maul und er war komisch verdreht. Ich fing an zu zittern. Das waren meine schlimmsten Alpträume! Mir wurde schwindelig und ich verlor den Halt. Schreiend fiel ich vom Berg hinunter, Lukas neben mir war verschwunden und ich fiel meinen Alpträumen entgegen. Ich schrie und warf meine Arme schützend vor mich. Mein Körper schoss immer schneller in die Tiefe und dann war es dunkel. Vertraut dunkel

*Traum Ende

Blindes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt