Kapitel 21

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Langsam schlage ich die Augen auf. Nich ist es dunkel draussen. Ich schaue auf den Wecker, der auf dem Nachttisch neben Basti steht. 5:30 Uhr. Ich ziehe die Decke über mein Gesicht, in der Hoffnung noch einmal einzuschlafen, doch nach kurzer Zeit schlage ich sie etwas verärgert zur Seite und klettere vorsichtig aus dem Bett um die anderen beiden nicht zu wecken.
Barfuss schleiche ich so leise wie möglich zum Schrank und krame eine Jeans und einen Pullover heraus, die ich mir schnell überstreife.
Dann gehe ich ins Bad und versuche meine Haare ein wenig zu bändigen.
Noch ein bisschen Make-Up und es ist einigermassen zu ertragen. Ich werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel über dem Waschbecken und husche leise zurück ins Zimmer, wo ich mich neben das Bett setze und Roxi und Basti im Schlaf beobachte.
So sitze ich dort und warte. Stunde um Stunde.
6:30 Uhr.
Keine Regung.
7:30 Uhr.
Alle schlafen tief und fest.
8:30 Uhr.
Immer noch keiner wach.
9:30 Uhr.
Roxi bewegt sich, doch sie dreht sich bloss auf die andere Seite und schläft weiter.
10 Uhr.
Von den Sonnenstrahlen geweckt blinzelt Roxi ein paar verwirrt und öffnet dann die Augen.
"Guten Morgen Baby", sage ich. Erschrocken suchen ihre Augen nach dem Urheber der Worte bis ihr Blick erleichtert an mir hängen bleibt.
"Guten Morgen Honey", sagt sie verschlafen. "Bist du schon länger wach?"
"Ach, nur seit halb sechs", antworte ich und bringe ein müdes Lächeln zustande.
"Ach herrje", seufzt sie, steht auf und gibt mir einen schnellen Kuss, bevor auch sie sich anzieht und im Bad verschwindet.
Kurze Zeit später schlägt auch Basti die Augen auf und blinzelt mich verschlafen an.
"Guten Morgen", wünsche ich. "Gut geschlafen?"
"Morgen", nuschelt er und schliesst noch einmal die Augen.
"Hey, aufstehen! Wir haben schon viertel nach zehn", sage ich und kitzle ihn wie früher an den Füssen, woraufhin er genervt aufsteht und ich zufrieden lächle.
"Wo ist Roxi?", fragt er.
"Im Bad", antworte ich. "Und jetzt beeil dich! Deine Eltern warten bestimmt schon zum Frühstücken."
"Ach ja", sagt er müde, zieht seinen Pullover über den Kopf und fährt sich einmal mit der Hand durch die Haare, die daraufhin sofort perfekt sitzen.
Kurze Zeit später kommt Roxi gut gelaunt aus dem Badezimmer. Auch sie sieht perfekt aus.
"Guten Morgen Basti", grüsst sie.
"Guten Morgen", sagt er immer noch verschlafen.
"Gut, dann lasst uns mal losgehen", fordere ich und haken mich bei den beiden unter.
Als wir unten im Speisesaal ankommen stehen Bastis Eltern schon dort und warten auf uns.
"Da seid ihr ja endlich, ihr Schlafmützen!", sagt Josephine erleichtert.
"Naja, also Milla ist eher keine Schlafmütze würd ich sagen", meint Roxi. "Sie war immerhin um halb sechs wach."
"So früh?", fragt Michael ungläubig.
"Naja, für mich ist es normal", erwidere ich mit einem Lächeln.
"Na gut, dann lasst uns mal was essen!"
Alle beladen ihre Teller mit Brötchen und Rührei und sonstigem, während ich misstrauisch neben dem ganzen Essen auf dem Büffet stehe und überlege ob ich etwas essen soll.
"Nimm dir doch auch etwas!" Josephines Stimme ertönte so plötzlich hinter mir, dass ich vor Schreck fast meinen Teller fallen liess.
"Oh, ähm, ich weiss nicht", antworte ich zweifelnd.
"Bitte Milla! Ich will nicht, dass du stirbst. Dein Gewicht ist sowieso schon zu wenig. Nimm dir wenigstens einen Apfel oder so", bittet sie flehend.
"Na gut. Ich versuch's, aber ich weiss nicht ob ich den runterkriege", beruhige ich sie und nehme mir einen Apfel vom Büffet.
Wir setzen uns an einen Tisch in der hintersten Ecken. So weit wie möglich von den anderen Leuten entfernt. Nur wegen mir. Damit ich wenigstens etwas runterkriege, denn vor anderen Leuten zu essen fällt mir besonders schwer.
Wir reden über alles mögliche beim Essen und lachen viel. Ich bin dadurch so abgelenkt, dass ich gar nicht merke wie ich einen halben Apfel esse. In der Zeit haben die anderen zwar schon zwei Teller voll mit den verschiedensten Dingen gegessen, aber wenigstens habe ich etwas runterbekommen. Jetzt muss es nur noch drin bleiben.

Das Mädchen daWo Geschichten leben. Entdecke jetzt