Kapitel 4

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Die Männer grölten ausgelassen und kippten ein Bier nach demanderen weg. Emma zuckte leicht zusammen.

Sie würde es nicht offenzugeben, aber diese Männer schüchternen sie ein, wie den auchnicht. Natürlich schien keine ihrer Freundinnen derlei Ängste zuhaben. Sie saßen verteilt neben oder auf dem Schoß dieser Männer.Alberten herum und amüsierten sich prächtig – völlig in ihremElement.

War Emma etwa die Einzige mit einem gesundenMenschenverstand oder schienen ihre Freundinnen das hoheAggressionspotential dieser Männer nicht zu bemerken? Was kannte manaber schon groß tun? Emma konnte sich wohl schlecht die vier unterden Arm klemmen und aus dem Club spazieren. Sie wusste das besondersMai keine zehn Pferde von hier wegbewegen würden.

Amon hatte sie an der Bar aufgegabelt. Mai war, von diesem rund zweiMeter großen Mann mit den exotisch goldenen Augen eines Tigers, denbraunen Locken und dem hinreisendem Lächeln, sofort hin und weggewesen. Als sie ihn sah ,hätte sie sich beinahe in seine Armegeworfen. Er hatte die Gruppe dann auch noch angesprochen und Mai warganz aus dem Häuschen gewesen. Natürlich waren sie mit ihmmitgegangen, wobei Emma dies nur zögerlich und mit gemischtenGefühlen getan hatte.

Sie bereute es zwar nicht mitgegangen zu sein - sie konnte dochsehen, wie ihre Freundin nun neben Amon saß und ihn anstrahlte undEmma freute sich wirklich für sie, denn es grenzte praktisch an einWunder, das ihre Freundin mal wirkliches Interesse an einemMann zeigte - aber Emma konnte sich andererseits einfach nicht dazuabringen ein wenig entspannter zu sein.

Denn seit dem ersten Schritt, den sie in den VIP-Bereich getan hatte,lag ein so intensiver und brennender Blick aus silbergrauen Augen aufihr und ließ sie einfach nicht mehr los. Es hatte sie zuerst derartaus dem Konzept gebracht, dass sie fast auf die Nase geflogen wäre.Und als sie bemerkt hatte, wem diese stürmischen Augen gehörten,wäre sie fast wieder hingeflogen. So stolperte sie hinter ihrenFreundinnen her - hin zu vielleicht heißesten Mann, der je unter derSonne gewandelt war.

Seine schwarzen Haare hingen ihm leicht über die Augen und Emmaverspürte den unerklärlichen Impuls sie aus seinem Gesicht zustreichen. Die maskulinen Züge mit einer kantiger Kinnpartienachzufrahren und die zwar schmaler, aber dennoch sinnlicher Lippenzu kosten.

Ein Dreitagebart ließ sein Gesicht noch rauer wirken und Emma fragtesich wie es sich anfühlen würde, wenn ihre Haut darüber streichenwürde. Wie es wohl sein würde über seine breite muskulöseSchultern und die goldene Haut, die von dem schwarzen T-Shirt nochmehr betont wurden, zu fahren und die Kraft darunter zu spüren.

Das plötzliche Bild vor ihrem inneren Auge, wie sie genau das tat,verwirrte und erschreckte sie. Was war in sie gefahren? Sie versuchtesich seiner Anziehungskraft zu entziehen, doch seine dominantekraftvolle Ausstrahlung nahm den ganzen Raum ein, überschattetealles andere und fesselte sie ganz und gar.

Ihr Herz schien einen Moment zu stolpern, um gleich darauf doppelt soschnell weiter zuschlagen.

So schien sich sein Abbild in ihr Gedächtnis zu brennen und siekonnte sich von seinem Anblick nicht losreißen. Genauso wie sie,starrte er Emma an, als könnte er nicht anders, als würde er jedenZentimeter von ihr aufsaugen.

Momente später spannte er seine Kiefermuskeln an, als wäre er überetwas sehr wütend. Emma entging dies nicht und in seinem Blick lagetwas, dass sie nicht recht zuordnen konnte. Neben der unermesslichenWut, die sie sah, glaubte sie auch Verwirrung und Erleichterung zuerkennen.

Irgendetwas in ihr erzitterte und sie konnte ein Schaudern nichtunterdrücken.

Emma!" Lily wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht undbrachte sie damit in die Wirklichkeit zurück. Der Bann war gebrochenund sie schaute zu ihrer Freundin, immer noch perplex. Lily war ihremBlick gefolgt und grinste wissend. Fröhlich zwitscherte sie: „Emmasteh doch nicht nur so Rum. Komm jetzt." Lily schob sie vor sichund raunte ihr verschwörerisch zu: „Da haben wir wohl unserenAuserwählten gefunden."

Emma wurde puterrot und wollte schon etwasentgegnen, aber ihre Freundin buxierte sie schon an einen freienPlatz zwischen zwei Männer, aber nicht neben ihn. Was ihrwieder ihrem Willen einen kleinen Stich versetzte, den sie gekonntignorierte.

Was war mit ihr los? Sonst war sie nicht jemand, der sich zu sehr inetwas hineinsteigerte – besonders wenn es was mit Männern zu tu hatte.

Im Allgemeinen war sie nicht wirklich Leidenschaftlich – nicht wieihre Freundinnen. Oft hatten Typen an ihr Interesse gezeigt und siehatte bei keinem jemals auch nur den Hauch von Anziehung gespürt.Mit der Zeit hatte sie sich selbst die Schuld dafür gegeben. Dennobwohl all diese Männer nicht nur gut ausgesehen hatten, sondernauch durchaus Charmant gewesen waren, hatte sie kein Verlangen undkeine Leidenschaft gespürt.

Nichts von diesem alles verzehrenden Feuer, welches so oft in Filmenund Büchern beschrieben wurde.

Dabei hatte diese Männer ihr oft vorgeworfen, selbst nicht denkleinsten Hauch von Hingabe zu haben und eher einem kalten, totemFisch zu gleichen.

Sie war nie bis zum Äußersten gegangen, was sie auf den Mangelihrer Leidenschaft und dem Feuer zurückführte.

Es überforderte Emma nun so plötzlich einen solchen Sog und einesolche Anziehungskraft einem Fremden gegenüber zu spüren, besonderseinem Mann seines Kalibers.

Emma wusste jedoch auch, dass wenn sie sich auf einen Man, wie ihneinlassen würde, dass sie ausnahmslos verloren wäre. Denn derBlick mit dem er sie bedachte, sagte, dass er sie ganz und garverschlingen würde, wenn er sie zwischen die Finger bekam.

Ihr schien ein 'Abenteuer' mit diesem Mann, wie ihre Freundinnen esso gerne nannten, zu riskant und gefährlich.

Aber sie hatten mitbekommen, wie sie diesen Adonis angesehen hatteund Emma wusste diese vier Chaoten würden alles daran setzten, dasssie ihn – und damit auch eine unvergessliche Nacht bekommen würde.

Sie meinten es zwar gut, aber Emma wollte sich wirklich nicht diesenfeurig berechnenden Augen hingeben. So ignorierte sie vergeblichstdie verschwörerischen Blicke, die ihre Freundinnen wechselten undauch sein durchdringendes Starren.

„Warum so ernst Mädchen? Sind wir dir zu langweilig?" Emmaschreckte beinahe auf, als sich eine große Hand auf ihren Rückenlegte. Sie blinzelte kurz, um wieder vollkommen im hier und jetztzurück zu kommen und schenkte dem Mann neben sich - Fetsch wie siemitbekommen hatte, ein gezwungenes Lächeln. „Nein, ich war nur inGedanken.", erklärte sie entschuldigend. Fetsch lachte schallend.„Was ist so spannend, dass es deine Aufmerksamkeit von einer sounwiderstehlichen Gesellschaft, wie dieser ablenken kann?" Erbreitete die Arme aus, als wollte er ihr zeigen was ihr entging. Emmaunterdrückte ein Kichern. Sie hatte diese offensichtliche Anspielungnicht überhört und empfand diese spöttisch verspielte Arroganzziemlich amüsant.

Dennoch war sie in Gedanken nur bei diesem einen Mann." Hör aufFetsch. Du wirst noch alle Frauen vertreiben." Der andere Mannlinks von ihr, sie hatte seinen Namen nicht mitbekommen, knurrtediese Aussage zwar nur, aber Fetsch schien ihn deutlich, trotz derBässe und der lauten Musik zu verstehen. „ Das nennt man Charm,Drake. Ich bin mir bewusst, dass es etwas Fremdes für dich ist."

Emma konnte gerade noch ein Lachen unterdrücken und betrachteteDrake, wie sie nun erfahren hatte, genauer. Er sah gut aus, auch wenner nicht an ihn herankam. Seine kurzen schwarzen Haare hobenseine so hell grünen Augen hervor. Die Grübchen, die sich zeigten,wenn er lächelte, waren das einzig 'süße' an ihm. So sehr eben eineinmeterneunzig großer, muskulöser und zernabter Mann süß seinkonnte, dennoch verlieh es ihn etwas von einem schelmischen kleinenJungen. Er war ihr gleich sympatisch.

„Dein 'Charm', wie du das nennst, würde nicht einmal einenausgehungerten Succubus in die Arme locken." Emmas folgendesKichern wurde mit einem bösen Blick Fetschs quittiert.Entschuldigend hob sie die Hände. An Drake gewandt fragte erspöttisch: „So,so nicht mal einen ausgehungerten Succubus?Vielleicht werde ich in Zukunft lieber du sein."

Drake zog scharf die Luft ein und lehnte sich zurück, um einenSchluck von seinem Bier zu nehmen. Emma bemerkte die plötzlicheAnspannung und runzelte die Stirn, als sie Fetschs Worte zu verstehenversuchte.

Sie kam einfach nicht hinter ihre Bedeutung, aber sie schienen Drakeeinzuschüchtern, den dieser sagte nichts mehr. Den warnenden Blick ,den Drake dem anderen Mann zuwarf , bemerkte sie nicht. Dieaufgeladene Stille, die folgte, wurde von Fetsch unterbrochen, dernichts von dieser angespannten Atmosphäre zu bemerken schien. „Nunmeine Liebe, seit wann seit ihr in Vegas?"


Gefährliche VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt