Tod

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Es hämmerte an der Tür. "Maudado? Bist du hier? MAUDADO?", schrie Schlingel von draußen. Ich sah von der Rinde des Baumes auf. "Du weißt, dass ich reinkommen kann", rief Schlingel. Seufzend stand ich auf und ging auf den Gang hinaus.

"Was hast du gemacht?", fragte er mich. "Den Baum gegossen", murmelte ich. Dann ging ich den Gang weiter hinunter. Wenn O-Saft nicht in seinem Zimmer war, dann war er bei GermanLetsPlay.

Oder tot, hauchte eine Stimme in meinem Kopf.

"Warte, Dado, dir geht es noch ziemlich schlecht! Du solltest dich ausruhen!", rief Schlingel mir hinterher und kam zu mir gerannt. Ich schaute ihn an. "Ich sollte doch wohl selbst am besten wissen, wie es mir geht. Und mir geht es schlecht. Sehr schlecht sogar. O-Saft fehlt mir", antwortete ich ihm leise.

Schlingel blieb stehen. "A-also ist... ist er...tot?", seine Stimme zitterte und seine Augen füllten sich mit Tränen. Ich zuckte mit den Schultern.

"Wieso sagst du nichts?", fragte mich Schlingel und die Tränen stürzten seine Wangen hinab. Ich sah nur hilflos zurück.

"Sag etwas, Maudado!", forderte er mich auf und begann zu zittern. Aber was sollte ich ihm denn sagen? O-Saft konnte leben, aber... er konnte genauso gut gestorben sein.

"Maudado! Sag mir, dass O-Saft lebt! Ich will meinen besten Freund nicht verlieren!", schluchzte Schlingel und brach vor mir auf dem Boden zusammen. Er hockte da, zusammengesackt und wurde von seinen Schluchzern erschüttert.

Meine Augen fingen an zu brennen. Ich spürte, dass auch mir die Tränen hoch stiegen.

"Denkst du, dass ich meinen Freund verlieren will?", antwortete ich mit kratziger Stimme, "Ich weiß auch nicht, ob er lebt. Das letzte mal, als ich ihn gesehen habe, war er bewusstlos und seine Verbände blutig. Er war bleich, hatte nur noch schwach geatmet. Denkst du, dass ich irgendetwas wüsste? Ich weiß nichts. Nicht einmal, wie es Fabian geht. Uns geht es allen ziemlich schlecht, aber das würde O-Saft nie wollen. Also komm".

Ich streckte Schlingel meine Hand hin. Die Tränen flossen über meine Wangen, doch ich wischte sie weg. Ich hielt Schlingel meine Hand hin, damit er wieder aufstehen konnte.

"Wohin willst du?", fragte er mich schwach. "O-Saft", antwortete ich knapp. Er nickte und schlug dann meine Hand weg. Sein Kopf hob sich und ich starrte in sein wutverzerrtes Gesicht.

"Geh", knurrte er mich an. Ich blieb wie erstarrt stehen. Angst kroch in meine Glieder. "Schlingel, was...?", fragte ich, doch hörte auf zu reden, als ich den tödlichen Blick abbekam.

"Zombey ist zu GLP gegangen. Weißt du was das heißt?", fragte mich Schlingel. Ich schüttelte langsam den Kopf. Das konnte nicht sein. Zombey würde das niemals tun.

"Er wollte Antworten haben. Wieso seine Freunde entweder verschwunden oder psychisch komplett am Arsch sind. Und weißt du wegen wem?", fragte Schlingel weiter und seine Mine verdüsterte sich. Er meinte doch nicht etwa... er glaubte doch nicht...?

"Maudado?", fragte Schlingel und schaute mich auffordernd an, "Wegen wem wohl?". Ich drehte mich um und tat das, was ich schon längst hätte tun sollen. Rennen.

"DU KANNST VOR DER WAHRHEIT NICHT FLÜCHTEN", schrie mir Schlingel hinterher, "DU HAST O-SAFT UMGEBRACHT UND ZOMBEY IN SEINEN SCHLIMMSTEN ALBTRAUM GESCHICKT! WAS BIST DU FÜR EIN FREUND?".

Ich hatte Angst, rannte immer weiter. Aber nicht zu GermanLetsPlay, wie ich es vorgehabt hatte, sondern zu meinem Zimmer. Ich hatte Angst vor Schlingel. Ich hatte Angst vor Zombey. Ich hatte Angst vor GermanLetsPlay. Ich hatte Angst vor O-Saft. Ich hatte Angst davor, dass Schlingel recht hatte. Das Zombey mich für alles verantwortlich machen würde. Vor O-Safts enttäuschtem Gesicht. Ich hatte Angst vor meinen Entscheidungen, vor mir selbst. Alle hassten mich.

Ich war nichts wert. Meine Schritte hallten laut im Gang wieder.

PsychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt