Herzlich Willkommen im Irrenhaus

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Müde öffnete ich meine Augen. Ich sah verschwommene Umrisse von einem Krankenhauszimmer. Nicht gerade aufregend, alles steril und weiss gehalten, ein Geruch von Desinfektionsmittel in der Luft. Trist und trostlos, um es zusammen zu fassen. Enttäuscht schloss ich wieder meine Augen. Das war nicht das, was ich erwartet hatte. Ich dachte, ich sei tot. Ich hatte es gehofft.

Schritte näherten sich mir. Ich atmete tief ein und tat so, als würde ich schlafen. Jemand fummelte irgendwo herum und schien etwas zu überprüfen. Eine zweite Person stellte sich ans Bett und begann leise mit jemand anders zu reden. Nur mit Mühen konnte ich etwas aus diesem Gemurmel verstehen.

"Wie geht es ihm?", das war eindeutig ein Mann, der da sprach. "Seine Werte sind weiterhin stabil und sein Zustand verbessert sich kontinuirlich. Er könnte jeden Moment aufwachen, wenn er nicht schon längst wach ist", antwortete ihm eine Frau mit einer strengen und gefühlskalten Stimme. "Aha, verstehe. Dann können wir ihn, wenn er wach ist, direkt überweisen", der Mann schien zufrieden. Ich wollte zu erkennen geben, dass ich wach war, doch ich überlegte es mir dann anders. Lieber lauschte ich weiterhin. Die Frau fragte: "Es geht mich zwar nichts an, allerdings würde ich gerne mehr über diesen Jungen hier erfahren. Er liegt hier schon seit einer Woche und ich kenne noch nicht einmal seinen Namen. Das ist schon recht seltsam".

Der Mann antwortete erst einmal nicht. Murmelte nur noch leiser, als onehin schon, irgendetwas unverständliches. "Der Typ heisst Matthew, einundzwanzig Jahre alt, hat mehrmals versucht, sich selbst umzubringen, schwere Schnittwunden am Arm, innere Blutungen. Hatte eigentlich keine weiteren Überlebenschancen. So weit die Akten". Die Frau flüsterte :"Aha, danke" zurück und beide verliessen das Zimmer.

Es stimmt, ich habe mich mehrmals versucht umzubringen, habe mich häufiger mal geritzt, bin einundzwanzig, heisse aber nicht Matthew. Niemals. Ich weigere mich, so genannt zu werden. Der Name klang schrecklich, allein deswegen wollte ich ihn nicht akzeptieren. Man konnte mich nennen, wie man wollte, die meisten nannten mich Maudado, aber nicht Matthew.

Traurig in Erinnerungen versunken schlief ich dann auch wieder ein. Ich träumte nichts wirklich schönes, Fetzen von Erinnerungen. Kein Wunder, wieso ich depressiv war. Diese Vergangenheit war erdrückend und traurig. Nichts wünschenswertes.

Unsanft wurde ich dann von einer Frau aus meinem unruhigen Schlaf gerissen. "Komm, Matthew, steh auf. Du musst dich waschen", sagte sie in einem befehlerischem Ton und riss die warme Decke von meinem Körper. Sie war schon auf den ersten Blick unsympathisch. Emotionslos und kalt. Sie war Ende Zwanzig, wahrscheinlich. Ihre weissblonden Haare trug sie kurz bis unters Kinn und sie saßen glatt. Ohne, dass auch nur eine Unebenheit in ihrem Gesicht war, sah diese Frau so unkomplett aus. Sie hatte zwar ein schönes, markantes Gesicht mit schmalen Lippen und großen, eisblauen Augen, aber es fehlte ihr an Leben.

"Ich heisse nicht Matthew", murrte ich leise und spuckte den Namen so aus, als ob er eine unheilbare Krankheit wäre. Sie zog nur eine ihrer schmalen Augenbrauen hoch und sah mich streng an. "Ich helfe dir beim Waschen", sagte sie und durchlöcherte mich mit einem ausdruckslosem Blick. Und Wohl oder Übel musste ich ihr in ein kleines, enges, wieder nur komplett in weiss gehaltenes Bad, folgen.

Als ich fertig war, sah ich in den Spiegel. Ein Junge mit immer noch leicht feuchten, dunkelblonden Haar, das bis unters Kinn reichte, einem rundlichen Gesicht, einer Stupsnase, einem schmalen Mund mit ausgetrockneten Lippen und trauergefüllten, grün-grau-blauen Augen mit tiefen Augenringen starrte mir entgegen. Sein Gesamtbild war eingefallen und wirkte verwahrlost. Wie ein einst schönes Spielzeug, dass langsam in der Ecke in Vergessenheit geriet und nur vor sich hin vegetierte. Ohne richtigen Nutzen, ohne Liebe, ohne Freude.

"Du siehst süß aus, Matthew. Jetz komm", riss mich diese Frau aus meinen Gedanken. Wieso sagte sie, ich sei süß? Ich schüttelte mich. Das war das erste mal seit Jahren, dass mir jemand ein Kompliment machte, aber dann von so einer abscheulichen und schlechten Person wirkte das ganze wie eine Beleidigung.

Langsam folgte ich ihr, was blieb auch anderes übrig. In dem Krankenhauszimmer standen zwei große und muskolöse Männer. Daneben ein älterer Mann mit Brille und einer sehr aufrechten Haltung. "Hallo, Matthew. Wir nehmen dich jetzt mit", heuchelte mir der Mann mit Brille Einfühlsamkeit vor und streckte mir seine Hand entgegen. "Wohin denn?", fragte ich misstrauisch. Der Typ liess seine Hand sinken, als ich diese nicht ergriff, und richtete stattdessen seine Brille.

"An einen besseren Ort, weisst du?", meinte er immer noch mit dieser seltsamen Stimme. Er lächelte leicht, was eher wie ein verlogenes Grinsen aussah. Er machte mir Angst. Diese ganze Situation mit den Männern versetzte mich in Panik, so wie ich sie selten gespürt hatte. Ich fühlte mich bedrängt und ziemlich unwohl.

Als ich immer noch nichts erwiderte, packten mich diese zwei großen Schränke von Männern und versuchten mich aus dem Raum zu schleifen. Ich bemühte mich irgendwie aus den Klammergriffen an meinen Armen herrauszuwinden, schrie, trat, schlug um mich, doch nichts half. Letztendlich wurde ich mit einem Hieb bewusstlos geschlagen und glitt in Schwärze über.

Ich erwachte mit tierischen Kopfschmerzen in einem Raum. Ich lag auf einem hellblau bezogen Bett. Der Raum wirkte seltsam. Gegenüber vom Bett stand eine leere Komode. Links ein leeres Regal und daneben ein Schreibtisch, auch leer. Rechts vom Bett war ein Schrank aufzufinden, neben dem sich eine Tür befand. Die Wände waren weiß und der Boden mit einem dunklen Pakett belegt.

Ich stand schwankend auf und machte ein paar Schritte auf den Schrank zu. Als ich ihn öffnete sah ich -wie nicht anders zu erwarten- nichts. Auch der Schrank war komplett leer. Ich wunderte mich stark, wo ich hier nur wieder gelandet war. Aber im nachhinnein war das so oder so egal, denn ich würde hier nicht willkommen sein.

Mein Kopf pochte und mein Magen grummelte. Ich zog mich am Schrank entlang zur Tür. Als ich diese aufstiess, stand ich in einem Bad. Es war cremefarbig gefliest und hatte eine Dusche, ein Doppelwachbecken, mit großem Spiegel drüber und einem Klo. Es hingen dunkelbraune Handtücher aus. Recht hübsch und es reichte. Wer hier bloss wohnte?

Ich ging wieder hinnaus ins andere Zimmer und dort sah ich jetzt noch eine Tür direkt neben dem Bett.

Ich ging vorsichtig und langsam auf sie zu und drückte die Klinke. Was würde mich jetzt erwarten? Eine leere Küche villeicht? Wieso war hier denn alles nicht eingerichtet?

Ich schlich durch die Tür und stand auf einem endlos langem Gang. Überall waren Türen mit Nummern dran. Ich drehte mich zu 'meiner' Tür um. 132. Vor meinem Zimmer lag Zimmer 133. Und so zog sich das diesen ganzen Gang entlang.

Ich hörte Schritte. Wie mechanisch drehte ich meinen Kopf nach links. Dort sah ich zwei Leute in weißen Kitteln und jeweils einem Klemmbrett. Bei mir machten sie Halt. "Sind sie Matthew?", fragte der linke desinteressiert. Er sah noch nicht einmal auf von seinen Notizen, so egal war ich ihm. "Ja, aber ich heiße Maudado", antwortete ich ein wenig frech.

"Du bist neu hier. Eingeliefert, gestern um dreiundzwanzig Uhr achtunddreissig. Schwere Depressionen, Selbstverletzung, Suizidversuchen und Verdacht auf eine gespaltene Persöhnlichkeit. Herzlich Willkommen in der Psychatrie, Maudado", meinte der linke nur emotionslos.

Ich war erstarrt vor Schock. Bin ich in einem...Irrenhaus? Ich musste in keine Klapse, mir ging es scheiße. Wenn man mich lassen würde, wäre ich schon längst nicht mehr auf dieser ungerechten und grausamen Welt, in der ich nicht gebraucht wurde, nur überlebte, anstatt zu leben.

Aber wie dem auch sei, herzlich Willkommen im Irrenhaus, Dado. Herzlich Willkommen in deinem schlimmsten Albtraum.

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Diese FF, die ich eher nur für mich schreibe, ist stark inspiriert von einer GermanLetsDado FF auf wattpad. Fast gleich aufgebaut, selber Hauptcharkter, selber Handlungsort, fast derselbe Anfang. Aber ich möchte einen total anderen Storyverlauf schreiben und mehr Youtuber mit einbeziehen und deren Charaker in dieser FF mehr ausarbeiten.

Ausserdem, wie sagte darkvictory so schön: Kunst inspiriert Kunst

PsychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt