Sechzehn

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Mein Kopf dröhnte. In den Schläfen spürte ich ein Stechen. Meine Hüfte schmerzte.

Der Boden kühlte meine überhitzte Wange. Das gleißende Licht blendete mich unangenehm. Ich kniff die Augen zusammen. Die Deckenlampe funktionierte.

Was war los? Warum lag ich hier auf dem Boden? Warum tat mir alles weh? Stöhnend richtete ich mich auf. Der Knoten meines Handtuches löste sich. Das weiße Stück Stoff glitt herunter. Ich zog es wieder nach oben. Verknotete es erneut. Langsam. Bedächtig. Um Zeit zu gewinnen. Um nachzudenken. Mich zu erinnern. Was passiert war.

Ich war duschen. Das Licht ging aus. Ein plötzlicher Stromausfall.

Soweit bekam ich alles noch zusammen. Und dann? Was war danach gekommen? Beinahe panisch versuchte ich mich zu erinnern. Es war etwas Wichtiges gewesen. Etwas, das ich nicht vergessen sollte. Es war weg! Warum wusste ich das alles nicht mehr? Begann ich bereits zu vergessen?

Die Tür zum Badezimmer wurde aufgerissen. Laut stieß sie gegen die dahinterliegende Wand.

Für einen Moment hatte ich eine andere Szene vor Augen. Es war dunkler. Die Tür war ebenfalls geöffnet worden. Nur war es nicht Erik, der in der Tür stand. Sondern Rouwen. Er war nicht hektisch hereingestürmt. Langsam war er gegangen. Nicht besorgt sondern liebevoll hatte sein Gesicht gewirkt.

Die Erinnerung traf mich mit einem Schlag. Ich wusste es wieder. Ich war ihm begegnet. Hatte seine Hand gehalten. Ich konnte sie noch immer spüren. Wie sie auf meiner Wange lag. Sanft die Tränen wegwischte. Sie versiegen ließ. Er war da gewesen. Bei mir. Hatte mich endlich wieder gefunden. Nachdem wir so lange getrennt waren.

„Ist alles okay bei dir?" Besorgt kniete Erik sich neben mich.

„Ja. Ja, mir geht es gut." Und zum ersten Mal lächelte ich ihn richtig an. Ich log nicht. Ich fühlte mich gut. In mir war diese Zufriedenheit. Ihn wiedergesehen zu haben. Zu wissen, dass er doch noch da war. Mich nicht vergessen hatte.

„Wow, so fröhlich hab ich dich noch nie erlebt." Skepsis war in seiner Stimme zu hören. „Darf ich fragen, was der Grund dafür ist?"

Mein Lächeln wurde breiter. „Ich habe ihn wiedergesehen." Allein die Worte auszusprechen, ließ mein Herz einen Sprung machen. Es wurde realer. Mit jedem Mal, wenn ich ihn erwähnte. Wenn er in meinen Gedanken auftauchte. Dass er jetzt weg war sah ich mehr als ein notwendiges Übel.

„Ihn?" Verwirrt runzelte Erik die Stirn.

„Rouwen. Du weißt doch, meinen Freund."

„Und... wie kam es dazu?" Erik hatte sich auf den Rand der Badewanne gesetzt. Die Arme vor der Brust verschränkt. Die Stirn in Falten gelegt. Doch von seiner abweisenden, pessimistischen Haltung ließ ich mich nicht anstecken. Dazu war meine Freude viel zu groß.

„Ich weiß nicht. Er ist einfach durch die Tür hereinspaziert. Der Strom ist ausgefallen. Und dann war er auf einmal da." Selig lächelte ich. Ich wusste, dass es kein Traum gewesen sein konnte. Es konnte nur die Wirklichkeit gewesen sein. Etwas anderes kam nicht in Frage.

„Und warum liegst du dann hier auf dem Boden?"

Ich zuckte nur mit den Schultern. Als ob das wichtig wäre. Er war hier gewesen. Das war alles, was zählte. Und dass er wiederkommen würde. Ganz bestimmt wiederkommen würde. „Bin wohl ausgerutscht oder so."

Erik schwieg. Musterte mich eingehend. Als ob er eine versteckte Antwort suchen würde. Nach einem Detail, das ich ihm verschwiegen hatte.

Es machte mich nervös. Automatisch zog ich das Handtuch fester um meine Brust. Doch es war nicht das, was mich so unruhig werden ließ. Mir das Lächeln von den Lippen wischte.

Es Gibt Kein ZurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt