Neun

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„Ich hab davon gehört."

„Wovon?"

„Von deinem Freund, glaube ich." Er zögerte etwas. Schien sich unsicher zu sein.

„Woher? Kanntest du ihn?" Meine Neugierde gegenüber dem Fremden war geweckt. Mein Herz pochte schneller. War ich hier etwa zufällig einem Freund von ihm begegnet? Jemandem, der mir mehr über ihn erzählen konnte. Dinge, die ich noch nicht wusste. Die ich so gerne gewusst hätte.

„Ich... ich glaube es zumindest. Du bist doch Zoe König?" Beinahe schüchtern hob er den Blick.

„Woher weißt du das?" Misstrauisch rückte ich näher zur Tür des Autos. Bereit, abzuhauen. Was auch immer es mir bringen mochte. Was wollte ich noch mit meinem Leben? Ohne ihn. So ganz alleine.

„Du bist eine bekannte Tennisspielerin. Du wirst doch bestimmt öfters auf der Straße erkannt." Er lachte auf. Nervös. Völlig unpassend. Was sollte das? Es ging doch um ihn. Nicht um mich. Und es war nicht lustig. Kein bisschen.

„Nein." Meine Stimme klang monoton. Ausdruckslos im Vergleich zu der seinen.

„Oh."

Es herrschte Schweigen zwischen uns. Es war unangenehm. Am liebsten würde ich aus dem Auto aussteigen. Aber dort war nur die Straße. Mein Hotel. Ein leeres Zimmer, das auf mich wartete. Nicht er, der auf mich wartete. Und auch niemand sonst, der mich vermisste. Der bei mir war. Der mich verstand.

„Hast du Rouwen gekannt?"

„Nein. Mit meinem Verein spiele ich eine Liga höher."

Es dauerte, bis ich die Nachricht wirklich verarbeitet hatte. Er kannte Rouwen nicht. Er hatte nur davon gehört. War einer dieser Schaulustigen, die einfach nur mehr erfahren wollten. Die ganzen Details, die nicht an die Presse gekommen waren. Was war überhaupt an die Öffentlichkeit gekommen? Was wusste er? Was wussten all die anderen? Über mich. Über Rouwen. Über uns. Unsere Beziehung. All das, was nie jemand hätte erfahren sollen.

„Dann... dann sollte ich vielleicht besser gehen." Meine Stimme war leiser. Mein Blick leer. So wie mein Inneres.

„Nein. Warte." Er packte mich am Handgelenk, ehe ich mich umdrehen konnte.

Erschrocken zuckte ich zurück. Entzog mich seinem Griff. Rutschte noch näher zur Autotür. Mein Herz pochte aufgeregt schneller. Was wollte er von mir? Was sollte das alles? Warum ließ er mich nicht einfach gehen? Warum ließ er mich nicht einfach alleine mit meiner Trauer? Mit meinen Gedanken. Mit all dem um mich herum. Bis es dann endlich vorbei war.

„Entschuldige", murmelte er und senkte den Blick. „Ich... ich... ich begleite dich nach oben."

„Nein. Ist okay." Ich legte meine zitternde Hand auf den Türgriff. „Aber danke. Dass du mich hergebracht hast."

„Kein Problem. Aber darf ich dich noch etwas fragen?"

Ich zuckte nur mit den Schultern. Meine Gedanken waren wieder bei ihm. Ob er es wohl schlimm finden würde, dass mich ein anderer Mann zum Hotel gefahren hatte? Dass ich noch immer hier mit ihm in seinem Auto saß. Redete. Über ihn. Mit einem Fremden. Der ihn nicht kannte.

„Wart ihr wirklich zusammen? Oder war es mehr zum Schein? Du weißt schon. Weil ihr beide Sportler seid und so. Als Traumpaar oder was weiß ich."

Meinte er das ernst? Meinte er das verdammt nochmal ernst? Ungläubig starrte ich ihn an. Das konnte er nicht so meinen. Bestimmt hatte ich mich verhört. Bestimmt war es nur ein Irrtum. Dass er mir gerade vorwarf, dass unsere Beziehung nur zum Schein gewesen war. Alles Einbildung. Nicht die Realität. Was sonst sollte es sein?

Es Gibt Kein ZurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt