5↠ you liar

30 2 0
                                    

"Hier sind deine Sachen. Willst du noch etwas Essen oder gehen wir zu unserem Platz?", meinte Ash, welcher schon auf uns beim Ausgang gewartet hat. Übrigens, mit unserem Platz meinte er einen Platz, unten beim See. Es war etwas versteckt wegen den Büschen und Bäumen davor.

"Nein, schon okay. Mir ist der Appetit vergangen.", meinte ich und nahm meine Sachen dankend von Ash ab. Und so liefen wir dann zu dritt in Richtung See. Die Beiden waren Mal wieder am diskutieren. Moana und Ash waren eigentlich andauernd am streiten, natürlich nicht ernste Streitereien. Doch ab und zu kam es dann schon Mal zu krasseren Streitereien, da keiner der Beiden dem anderen Recht geben wollten. Ich war immer in der Mitte und musste das ganze in Ordnung bringen, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Und sie liebten sich doch zu sehr, dafür dass sie sich ernsthaft gegenseitig hassen würden.

Aber heute war ich in Gedanken viel zu beschäftigt, um auf die Beiden zu achten, dass sie sich nicht gegenseitig umbrachten, es ging sowieso nur darum,ob Frauen Präsident sein sollten oder nicht. Aber was wollte ich ihnen denn nun erzählen? Lügen würde nicht in Frage kommen, es fiel mir schon genug schwer ihnen etwas zu verschweigen. Also gut, ich musste wohl auf Lügen zurückgreifen, vorerst. Bis mir dieser Macho Luke einen oder paar gute Gründe sagen konnte, dass ich so etwas meinen Seelenverwandten nicht erzählen würde.

Das Problem wuchs gerade noch mehr: Wir waren jetzt dann gleich da und mir fiel keine glaubwürdige Lüge ein. Ich war wirklich ein Meistertalent beim Lügen, das erkannte ich sehr gut bei meiner Mutter, jedoch wusste ich nicht ob die Beiden es merken würden, und was ich sagen sollte. Improvisieren musste also her. Im Theater konnte ich das besonders gut, doch ob das auch im echten Leben funktionierte? Also gut, ich würde es dann bemerken.

"Ladies first", sagte Ash lächelnd und hielt die dünnen Äste, welche unseren Ort ziemlich gut versteckten, für mich zurück. Moana wollte auch gerade durch, doch er schlüpfte noch schnell durch, und liess die Äste so los, dass es zu Moana spickte.

"Du Arschloch", schrie sie und kam dann auch noch zu uns. Sie gab ihm einen kräftigen Schubse, sodass er fast über die Steine ins Wasser fiel.

Als Ash sein Gleichgewicht wieder gefunden hat, zuckte er nur lächelnd seine Schultern und sagte: "Du bist eine Blondine, bei denen muss man sich nicht Gentleman mässig verhalten."

"Stopp Leute, diese Diskussion über Blondinen hattet ihr doch schon über 50 Mal. Können wir heute nicht einfach Chillen?", sagte ich etwas lauter und stellte mich zwischen den Beiden.

"Klar doch. Ash, willst du mir deinen Rucksack geben, in dem doch bestimmt auch dein Handy ist?", sagte dann Moana, mit einem zuckersüssen Lächeln. Ash hatte sein Handy oder andere Wertgegenstände immer in seinem Rucksack, doch nie bei sich selber. Er meinte nämlich, dass dann das Risiko, dass es geklaut wird, geringer ist.

"Ehmm. Klar doch, hier", sagte er und gab ihr dankend seinen Rucksack. Sie nahm ihm den Rucksack entgegen und schmiss ihn in Sekundenschnelle hinter sich, rannte auf Ash zu und schmiss ihn ins tiefe Wasser. "Verdient", sagte sie grinsend. Ich konnte mir auch keine Grinsen verkneifen, es war manchmal einfach zu witzig den Beiden beim streiten zuzusehen.

"Jaaa, sehr witzig Mädels. Das bekommst du zurück mein Lieblingsblondinchen:" sagte dann Ash als er aufgetaucht ist. Dann kam er raus und legte seine Arme um unsere Schultern, da er nass war. Moana rannte direkt vor ihm weg und lachte sich einfach nur kaputt. "Du hast sowieso nichts drauf mein Lieblingsopfer." Habe ich schon erwähnt, dass Moana sehr sehr gerne provozierte?

"Leute. Bitte, hört auf.", sagte ich lachend und setzte mich auf einen der grösseren Steine, zog meine Schuhe aus und liess meine Beine ins Wasser baumeln. Ich drehte mich dann zu den Beiden um und sagte: "Kommt und setzt euch. Wir haben nicht mehr allzu viel Zeit, lasst uns die geniessen."

Moana setzte sich rechts von mir und Ash links von mir hin und ich konnte förmlich spüren, wie sehr er zitterte vor Kälte. War doch auch klar, heute war zwar einer der wärmeren Tage, doch wir gingen Richtung Winter. Es war zwar lustig, doch die Aktion von Moana war dann doch etwas asozial.

"Ach komm her Knuddelboy, ich kann dir meine schwarze Flauschijacke geben und ich ziehe meine Lederjacke an. Okay?", sagte ich, da ich es nicht länger ertragen konnte, Ash so neben mir zu haben. Also zog ich meine schwarze Jacke aus und gab sie ihm. Er nahm sie dankend an. Ich packte meine etwas grössere Lederjacke aus und zog sie mir an.

"Du wolltest uns doch noch etwas erzählen.", sagte dann Moana. Shit, ich war zu abgelenkt mit den Beiden, dass ich diese Sache total vergessen habe.

"Ehmm, ja, weswegen ich zu spät kam heute Morgen.", zögerte ich. Dann starrte ich bedrückt nach unten, ins Wasser. Egal was ich nun sagen würde, ich könnte keinem der Beiden in die Augen schauen. "Ich habe schlicht und einfach nur verschlafen.", sprudelte es schliesslich von mir und ich wollte in diesem Moment im Erdboden versinken.

Moana blickte mich etwas verwirrt an und meinte: "Und nun der wahre Grund? Du hast ziemlich verstört gewirkt heute morgen und du meintest, ich würde dir nicht glauben was passiert ist."

"Okay. Ich werde euch die Wahrheit erzählen.", sagte ich stotternd und liess meinen Blick immer noch auf dem Wasser ruhen, "Mom und ich haben heute Morgen ziemlich heftig gestritten. Sie war kurz davor mich zu hauen"

"Was?", sagten Ash und Moana gleichzeitig. Es war dann kurz still, doch Moana brach die Stille: "Deine Mom und du haben wieder miteinander geredet?"

Ihr hört es. Meine Beziehung zu meiner Mutter war nie besonders gut gewesen. Die Familie zerbrach so richtig, als mein Vater auszog und sich von meiner Mutter trennte, als ich 12 Jahre alt war. Er meinte, er würde mich lieben und mich besuchen kommen oder mir ganz oft anrufen und Briefe schreiben. Seit dem Tag an, als er weg, irgendwo in Amerika war, hörte ich nie mehr etwas von ihm. Als ich 13 war, zogen wir von dem Ort weg. Meine Mutter fand dann einen sehr guten Job und verdiente auch sehr gut, doch dies bedeutete, dass sie sehr oft weg war und die meiste Verantwortung meinem 2 Jahre älteren Bruder gab. Die Liebe zu meiner Mutter schwächte mit der Zeit immer mehr ab, und aus unseren lauten Streitereien, wurde immer mehr ein Ignorieren von Beiden Seiten. Mein Bruder Nikki, Nicolas, war noch die einzige Person in meinem Leben, neben Moana und Ash, zu der ich richtige und intensive Liebe empfinden konnte. Doch er ist nun seit 2 Monaten ausgezogen, und meine ganze Welt ist zusammengebrochen, denn nur dank ihm habe ich doch die ganze Situation Zuhause ertragen. Als ich zum Beispiel mal 6, und er 8, Jahre alt war, haben unsere Eltern sehr heftig gestritten. Ich hatte fürchterliche Angst, es war schon eins Uhr in der Nacht und für ein Kind ist das sehr spät, dass sie da noch nicht einschlafen kann. Dann kam Nikki in mein Zimmer, er wusste dass ich bei diesem Krach nicht schlafen konnte. Nikki schloss die Türe hinter sich, legte sich neben mich in mein Bett und nahm mich in den Arm: "Alles wird gut Kleines. Du musst keine Angst haben. Das wird alles sein Ende finden. Ich bin da für dich, und ich schwöre dir bei meinem Leben, dass ich, bis uns der Tod trennt, für dich da sein werde." Dann ging es mir meistens besser und so schliefen wir dann auch ein. Oft hat er mich dann, anstelle von Papa, als dieser noch da war, vor unserer Mutter beschützt. Manchmal wollte sie mich schlagen, mit einem Kochlöffel oder sonstigem. Doch er hat sich immer vor mich gestellt und es auf gar keine Weise zugelassen, dass sie mich überhaupt anrührt. Mein Bruder war, und wird immer mein Held bleiben, komme was wolle.

Doch nun zurück zur Gegenwart bei Moana und Ash.  Ich konnte keinem von in die Augenblicken, also blickte ich immer noch ins Wasser und sagte leicht zögernd: "Ja, haben wir. Doch wie schon gesagt, wieder mal nur heftigster Streit, mehr nicht." Beide blickten mich traurig an, sie wussten wie schwer es mit meiner Mutter sein konnte. Doch sie wussten dass ich Mitleid nicht ausstehen konnte. Aber sie wussten was mir immer helfen würde: Sie umarmten mich Beide von der Seite und drückten mich ganz fest. Ich habe solche Freunde nicht verdient, ich habe sie angelogen, weil es mir irgend so ein Geist gesagt hat. Daraufhin sagte ich ziemlich leise, dass es nur die Beiden hörten: "Danke, danke dass ihr immer für mich da seid, mich jeden Tag zum lachen bringt und einfach für alles Danke." Das sagte ich ihnen viel zu selten, ich liebte die Beiden wirklich über alles.

hatearrow | aus Liebe wird Hass.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt