12↠ tell me your secret

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"Erzähl mir erst einmal ein paar deiner Personalien, wie Name, Geburtsdatum und solche Oberflächlichen Sachen halt.", sagte er und blickte mich leicht lächelnd an. Es wunderte mich ein wenig, da er eigentlich die meiste Zeit seinen neutralen Gesichtsausdruck präsentierte. Das Lächeln schien mir auch nicht gezwungen oder sowas in der Art, es war so...echt. Auch wenn er nur leicht lächelte, es löste ganz wenig in mir aus. Nichts in Richtung Liebe oder Freundschaft, es war etwas völlig anderes. Doch ich konnte es mir selber einfach nicht erklären.

Doch nun zurück in die Realität. Ich antwortete ihm: "Also, wie du, aus welchem Grund auch immer, schon weisst, heisse ich Luna. Ich werde bald 17 Jahre alt und habe am 28. November Geburtstag. Meine Lieblingszahl ist acht, da sie liegend, das Unendlichkeitszeichen darstellt. Mein Hobby ist Karate, und das schon ziemlich lange, da es meine aller grösste Leidenschaft ist. Meine Lieblingsfarbe ist hellblau und meine Lieblingstiere sind die verschiedensten Arten von Vögeln. Mir fällt ehrlich gesagt nicht mehr ein, was ich über mich erzählen könnte. Du bist dran."

Erst schwieg er, für einen Moment dachte ich, dass er sich drücken würde, doch dann fing er an, ganz gechillt, zu reden: "Also, ich heisse Luke, wie du mittlerweile auch schon weisst. Ich bin 17 Jahre alt, und werde nächstes Jahr an irgend einem Datum, 18 Jahre. Meine Lieblingsfarbe ist weiss und meine Lieblingstiere sind Drachen. Ich bin kein Romantiker. Dazu bin ich Kiffer, Raucher, trinke gerne und mache bei jedem Scheiss mit. Mehr werde ich nicht erzählen."

Es verwunderte mich, dass er überhaupt so 'viele' Dinge von sich preisgab, jedoch spürte ich doch, wie viele Dinge er auch verheimlichte. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, er solle mir doch alles erzählen und sich dann sofort aus meinem Leben verpissen. Doch ich hielt meinen Mund und tat so, als wäre ich mit diesen Informationen zufrieden gestellt.

"Machen wir das Frage-Antwort-Spiel? Ich stelle dir Fragen und du antwortest mir", sagte er daraufhin und ich zuckte nur meine Schultern. Wenn er den bösen, kalten und herzlosen Badboy spielen wollte, konnte ich das genauso. Ich war schon so kaputt, viel mehr konnte dieses arrogante Schwein auch nicht mehr tun. Er könnte höchstens auf den Trümmern meiner Seele rumspringen und versuchen noch kleinere Trümmer zu bilden. Doch das würde mir nicht mehr viel machen, da ich mir Schmerz nun wirklich schon gewohnt bin.

Doch Luke nahm mein Schulternzucken als Bestätigung, und fing direkt mit der ersten Frage an: "Was haltest du von mir? Also wie würdest du mich gerade beschreiben?" Seine Stimme klang ganz normal, wie die meiste Zeit eigentlich.

Ich überlegte kurz, doch ich war ein ehrlicher Mensch, also antwortete ich: "Also ich denke mir jedes Mal wenn ich dich sehe, was für eine Missgestalt du doch bist. Danach frage ich mich was für eine Kreatur du bist und danach denke ich mir, dass du eigentlich ganz okay aussiehst." Das letzte war vielleicht leicht gelogen, doch es würde nicht wirklich gut kommen, wenn ich sagen würde wie heiss ich ihn eigentlich fand. 

Er grinste daraufhin, wackelte mit seinen Augenbrauen und meinte: "Soso, in dem Fall bin ich eine Missgestalt, eine seltsame Kreatur und sehe nur ganz okay aus?"

Ich lächelte ihn auffordernd an und sagte: "So sehe ich dich an, oder willst du mich etwa in einem der Punkte korrigieren?"

Seine Augenbrauen gingen hoch und er blickte mich im Sinne von 'Du-willst-es-echt-mit-mir-anlegen-?' an. "Ich korrigiere dich nicht nur in einem Punkt, ich kann dich sogar in allen drei Dingen korrigieren meine Liebe."

"Dann fang mal an zu korrigieren du glaubhafter Charmeur", sagte ich auffordernd und lächelnd.

"Nun ja, zur Sache der Missgestalt. Falls du mich so nennst weil ich in deinen Augen böse Dinge getan habe, dann nenn mich doch nicht direkt Missgestalt meine aller geehrteste Luna. Du könntest mich auch ganz einfach als Badboy bezeichnen.", sagte er mit einem provokativem Lächeln.

Ich hob nur meine Augenbrauen und meinte: "Das war ein Punkt. Ich nehme den Fehler, dich als Missgestalt bezeichnet zu haben, zurück. Ach ja, nenn mich doch auch nicht 'meine Liebe'. So hat mich nur mein Vater manchmal genannt. Das gibt aber dir überhaupt nicht das Recht, mich so nennen. Haben wir uns verstanden Mister Badboy?"

Er nickte nur und fuhr daraufhin direkt weiter: "Also, du meintest doch, dass ich nur 'okay' aussehe? Ich erkenne es doch wenn Menschen lügen. Ihr Herzschlag verschleiert sich dabei, auch wenn es nur ein wenig ist. Da du keine schlechte Lügnerin bist, war es etwas schwieriger zu erkennen, aber auch ohne dass ich es erkennen müsste,wüsste ich, dass es gelogen wäre. Welches Mädchen könnte mir auch widerstehen?"

Ich schaute ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und meinte: "Mag vielleicht sein, dass du Recht hast. Aber Mister Arrogant zu spielen lässt dich nicht attraktiver wirken." Ich hasste es, wenn Typen arrogant waren. Wie hübsch sie auch waren, mein Freund sollte einfach niemals arrogant sein, sonst würde ich ihn direkt abblitzen lassen. Wie bei meinem zweiten Freund, diese Beziehung hatte gerade mal einen Monat gehalten, da er mir einfach viel zu arrogant war.

Luke lächelte mich jedoch nur an und fuhr dann fort: "Nun zum heikelsten Punkt. Du sagtest vorhin, ich sei eine 'seltsame Kreatur'. Mir kannst du vertrauen Süsse, egal in welcher Situation wir auch sein mögen, ich lüge nie. Ich verschweige vielleicht, aber lügen kommt nicht in Frage. Und ich kann dir sagen, ich bin keine seltsame Kreatur. Ich bin eine der mächtigsten Wesen, die es in diesem Universum gibt." 

Er beugte sich ganz nah zu mir runter und wisperte mir ins Ohr: "Vielleicht erfährst du auch was ich bin, respektive was ich mal war."

Ich war ganz ehrlich gesagt sehr enttäuscht von dieser Antwort, da ich mir wirklich eine Antwort darauf erhofft habe. Ich konnte es mir auch nicht vorstellen, die Dinge, wie sie bei ihm sind, ergaben einfach nur verschiedenste Puzzleteile, welche nicht miteinander zu tun haben. 

Als könnte er meine Gedanken lesen meinte er mit einem, eher böserem, Grinsen: "Denk nicht, du kannst es so leicht herausfinden. Du hast nicht genug gesehen, was zusammenpassen könnte, um herausfinden, was ich bin und war, und wieso das alles passiert."

Ich schluckte: "Werde ich auch herausfinden wieso das ganze mir passiert?"

"So wie ich dich kenne, würdest du alles dafür geben, alles herauszufinden. Dieser Punkt wird am schwierigsten sein. Jedoch ist meine Antwort auf deine Frage: Vielleicht", hauchte er mir ins Ohr und ich spürte auf einmal an dieser Seite, an der er gestanden ist, kühle Luft. Als ich neben mich blickte, war er weg. Und so fing eine weitere schlaflose Nacht an. Doch diese könnte ich endlich mal dafür nutzen, über das nachzudenken, was er mir gesagt hatte, und nicht um in Selbstmitleid zu ertrinken.


hatearrow | aus Liebe wird Hass.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt