Tuxedo Mask - Wenn dir die Rosen ausgehen...

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Mit einem leisen Aufschrei fuhr ich hoch. Erst nach einigen Sekunden wurde mir bewusst, dass ich in meinem Bett saß und alles nur geträumt hatte. Es wunderte mich sowieso, warum ich im Traum immer nie kapierte, dass ich träumte, obwohl es fast jede Nacht derselbe Traum war. Oder besser gesagt: derselbe Alptraum. Das war der, in dem ich Usagi heiratete. Nein, Quatsch, es war der, in dem Usagi sich für mich opferte. Dieser Traum sah in etwa so aus:

Ich stehe als Prinz Endymion vor Bunnys Schule und rede mit Umino und Naru über Bunnys miese Schulnoten. Auf einmal stehe ich dann allein vor dem Silver Millenium, allerdings nicht mehr als Prinz Endymion, sondern als der Ritter des Mondlichts. Ich hasse dieses Outfit total, ich weiß bis heute nicht, was sich mein Geist damals dabei gedacht hat, als er sich entschieden hat, in so ein vollkommen sinnfreies arabisches Kostüm zu schlüpfen. Jedenfalls stehe ich in dem Traum nun vor dem Palast. Plötzlich kommt aus dem Nichts Königin Perillia, die gleich darauf aus unerfindlichen Gründen zu Esmeraude wird und schießt einen großen, spitzen Kristall auf mich zu, wobei sie schrill lacht – ich kann diese Lache nicht ausstehen. Zu allem Überfluss kann ich mich nicht bewegen und der Kristall fliegt direkt auf mich zu. Dann kommt immer noch so ein großer, flauschiger Bär mit einem bunten Partyhut auf dem Kopf vorbei, der auf einem Einrad zur Titelmelodie zu Tetris an mir vorbei strampelt. Doch bevor mich der Kristall erreichen kann, steht plötzlich Sailor Moon vor mir und der Kristall trifft sie mit voller Wucht. Dann wache ich normalerweise schweißgebadet auf, wie auch dieses Mal.

Da ich genau wusste, dass wenn ich wieder einschlafen ich den Traum weiter träumen würde, entschloss ich mich, trotz meiner Müdigkeit wach zu bleiben. Es war immerhin schon 6 Uhr früh, aber es war eben Wochenende.


Missmutig stand ich auf, duschte und zog mich um. Dann zog ich mir eine Scheibe Toast und einen Kaffee rein, ehe ich meinen Laptop aufklappte. Um mir die Zeit zu vertreiben wollte ich ein wenig auf Amazon schauen. Ich brauchte echt mal einen neuen Smoking für den Sommer. Schließlich rannte ich den ganzen Tag darin herum und bei 30 Grad war das nicht so prickelnd - und die schwarze Farbe machte es auch nicht besser.

„Mal sehen, was gibt es denn da... Vielleicht einen Weißen? Nee, dann seh ich ja aus wie Kaito Kid..." Während ich scrollte, fiel mir plötzlich ein, dass ich momentan ja ziemlich knapp bei Kasse war, weil ich meiner lieben Freundin ständig teure Sachen kaufen musste. Ich seufzte. Dann hieß es wohl noch etwas länger schwitzen.

Also verließ ich Amazon und loggte mich bei Facebook ein. Ich hatte dort eine eigene Tuxedo Mask Seite erstellt, auf der ich täglich mit Mails meiner Fangirls überhäuft wurde. Natürlich wusste Usagi davon nichts, denn ihr Wissen über das Internet steigt nicht über „Das benutzt man mit einem Computer!" hinaus.

„Also, was habe ich heute für Nachrichten bekommen? Bestimmt ist wieder ein Heiratsantrag dabei!" Ich klickte auf die Nachrichtenfunktion. „Was, nur eine Mail heute? Hehe, das ist bestimmt nur eine Ausnahme." Ich las sie mir durch: „Warum beherrschst du eigentlich keine einzige richtige Attacke?" Ich knirschte mit den Zähnen. Natürlich hatte ich eine richtige Attacke! "Tuxedo la Smoking Bomber!" Aber diese Göre hatte wohl nurden 90er Anime gesehen. Als ich ihr eine patzige Antwort schreiben wollte, überkam mich ein ungutes Gefühl.

„Hilfe, komm schnell, Tuxedo Mask!", brüllte mir Bunnys mentale Stimme ins Ohr. Oh je, wurde sie etwa schon wieder angegriffen? Diese Dämonen konnten einem echt auf den Senkel gehen, das war schon der fünfte diese Woche!

Und natürlich war ich wieder mal Derjenige, der Sailor Moon aus der Patsche helfen sollte. Schnell verwandelte ich mich in Tuxedo Mask und wollte auch schon loslaufen, als mir noch etwas einfiel. Ich hatte ja noch gar keinen Spruch ausgesucht, den ich heute bei meinem Erscheinen sagen würde! Schnell kramte ich in meiner Schreibtischschublade herum, bis ich das Buch „Schmalzige Sprüche für Superhelden" in den Händen hielt. Hektisch blätterte ich darin herum und überflog schnell alle Sprüche, allerdings klangen alle Sprüche, die ich noch nie benutzt hatte, ziemlich dumm. Okay, eigentlich fand ich die Sprüche, die ich sonst immer benutze und überhaupt mein ganzes Auftreten furchtbar kitschig, aber was sollte man machen. Ich wollte schließlich meiner kleinen Prinzessin gefallen.

Nach einer Weile schmiss ich das Buch einfach auf meine Couch und rannte los. Das heißt, ich rannte zum Auto und fuhr dann Richtung Blumenladen.

Verdammt! Der hat noch zu! Ist ja auch kein Wunder bei der Uhrzeit...Und was mach ich jetzt?

Na super. Ich hatte weder eine Rose, noch einen schmalzigen Spruch parat. Da würde ich heute wohl improvisieren müssen! Auf dem Weg zu dem Ort, von dem Sailor Moons Stimme vermutlich gekommen war, überlegte ich mir schnell eine notdürftige Lösung.

Schließlich war ich angekommen. Ich stieg aus dem Auto und rannte in ein Gebäude. Hoffentlich sieht mich keiner... Dann fuhr ich mit dem Aufzug aufs Dach des Gebäudes. Von dort aus konnte ich schon das Kampf-Szenario sehen, das sich unten abspielte.

Elegant ließ ich das Gänseblümchen, das ich auf dem Weg gepflückt hatte, fallen.

„Rosen sind rot, Veilchen sind blau... Ähm... Und dir, Dämon, wird gleich im Magen ganz flau!", dichtete ich und sprang vom Dach des Gebäudes.

F*ck, wie dumm war ich eigentlich, das Ding hatte 8 Stockwerke! Doch irgendwie verlieh mir mein Smoking magische Kräfte, sodass ich leicht wie eine Feder nach unten segelte. Das dachte ich zumindest, bis das Teil ca. anderthalb Meter über dem Boden meinte, den Flugmodus ausstellen zu müssen, sodass ich voll auf die Fresse flog.

Die Sailorkriegerinnen sahen mich alle total irritiert an.

„Tuxedo Mask, alles in Ordnung?", fragte Sailor Moon besorgt. Peinlich berührt nickte ich und stand auf.

Der Dämon, der meine Prinzessin angegriffen hatte, stand nun vor mir und bemühte sich offensichtlich, nicht loszuprusten.

„Was bist du denn für eine Witzfigur?", höhnte er sogleich.

„Ich?! Hast du dich mal im Spiegel angesehen? Du siehst aus, wie ein Ding, dass gerade eben aus herumliegendem Gerümpel zusammengezimmert wurde!", gab ich zurück. Augenblicklich hörte der Dämon auf zu grinsen.

„Das mag ja sein, aber immerhin werfe ich nicht mit Gänseblümchen!"

„Ich kann auch anders!" Wütend holte ich meinen zusammenklappbaren Spazierstock heraus und gab dem Dämon elegant ein paar auf die Mütze.

„Gehts noch?!" Das Monster stürzte sich auf mich und wir rollten über den Boden.

Die Sailorkrieger standen nach wie vor unbeteiligt am Rand und sahen irritiert zu.

Nach ein paar Minuten lag der Dämon wehleidig wimmernd auf dem Boden. Ich stand auf und ging zu Sailor Moon.

„Den Rest schaffst du auch allein.", versicherte ich ihr.

„Äh, danke, Tuxedo Mask. Aber... Was sollte denn das Gänseblümchen?", wollte sie wissen.

Seufzend hob ich das weiße Blümchen auf.

„Tut mir leid, Sailor Moon, aber heute habe ich keine Rose für dich.", meinte ich und zog leicht humpelnd ab.


Sailor Moon - Aus dem Leben der Sailorkrieger (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt