• Kapitel 6 •

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Ich hatte unrecht.

Die Nacht hat unsere Gefühle für einander verändert. Alles ist anders! Der Hass ist verraucht, die Bösartigkeit verschwunden. Ich kann ihn nicht mehr beleidigen und es dabei auch so meinen. Die Worte wollen mir einfach nicht über die Lippen kommen, denn eines war ich immer... Ehrlich!

Er war nett zu mir. Trotz allem. Obwohl ich ihm sagte er sei ein Arsch und es gäbe keine Hoffnung auf Besserung... Und das ist ja nur die Spitze des Eisberges! Ich habe ihm noch viel schlimmere Sachen an den Kopf geworfen. Und alles davon meinte ich so.

Ich habe niemals daran gedacht, dass eine Nacht alles verändern könnte... Nein, hat. Dass eine Nacht alles verändert hat!

„Also, pass auf!", dringt es aus dem Lautsprecher meines Handys. „Jetzt bist du wieder dran. Ich habe mir schon einige fiese Sachen ausgedacht. Bedenkt man, was er in der Morningshow von sich gegeben hat, dann wäre jetzt wohl wieder ein Tiefschlag angebracht! Du könntest ihn zum Beispiel auf die sinkenden Einschaltquoten von Teen Wolf ansprechen, aber gut und vor allem auch notwendig wäre es, wenn du ihn da triffst wo es ihm am meisten weh tut.", faselt meine Managerin vor sich hin. Wie soll ich ihm denn wehtun, wenn ich es gar nicht will?

„Und das wäre?", frage ich in gelangweiltem Ton.

„Seine Jungfräulichkeit!" Ihre Stimme klingt bösartig.

Ich sauge scharf die Luft ein. „Seine was?!", frage ich erschrocken.

„Du hast mich schon verstanden!"

„Ja, aber wie meinst du das? Ich kann mich doch nicht vor die Presse stellen und behaupten, dass er noch Jungfrau sei, dass glaubt mir doch kein Mensch. Noch nicht mal ich glaube das..." Ich bin mir sogar sehr sicher, dass er es nicht ist!

„So meinte ich das gar nicht. Man sieht ihn nur nie mit einer Frau an seiner Seite. Er hatte seit seine Karriere gestartet ist keine Freundin mehr. Da gibt es nicht einen Kuss, nicht ein Date, nicht einen Blick! Er ist einfach allein!"

Wenn sie wüsste...

„Ich denke nicht, dass er sich einsam fühlt, schließlich hat er ja seine Freunde.", gebe ich zu bedenken. Ich merke erst viel zu spät, dass es sich anhört, als verteidige ich ihn.

„Sag mal, was ist denn heute los mit dir?! Sonst bist du doch immer sofort für jede Idee Feuer und Flamme... Man könnte fast meinen, du hättest dich in ihn verknallt!"

„Ja klar! Sonst noch was?!", frage ich genervt. Verdammt...

„Sarah?"

„Was?", fahre ich sie an.

„Gibt es da etwas, das du mir erzählen möchtest?"

„Was sollte das bitte sein?!" Langsam wird mir dieses Gespräch zuwider.

„Sag du es mir.", bohrt sie weiter nach.

„Das ist lächerlich! Ich lege jetzt auf."

„WARTE! Nur noch kurz. Ich weiß ich kann dich nicht zwingen irgendwas in diese Richtung zu sagen, aber dann bring wenigstens die sinkenden Zuschauerzahlen von Teen Wolf ein. In Ordnung?", bittet sie mich und ich kann nicht anders als zu lächeln. Endlich hat sie verstanden, dass es zwecklos ist mir Worte in den Mund zu legen. Hat auch lange genug gedauert...

„Hm."

„Bitte?", fleht sie und ich kann ihren Schmollmund förmlich vor mir sehen.

„Ja! Mein Gott..."

„Danke, Süße!", ruft sie enthusiastisch und legt auf.

Hat sie mich grade Süße genannt?!

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Nikky und ich haben heute unseren monatlichen Shoppingtag. Ich weiß nicht wirklich weshalb, aber einmal im Monat verabreden wir uns um die Straßen irgendeiner Stadt unsicher zu machen. Meistens ist dieser Tag eher zum Ende eines Monats hin, denn dann lag Nikky mir so lange quengelnd damit in den Ohren, dass ich mich ergebe und einwillige mitzukommen. Shoppen ist nicht grade meine Lieblingsbeschäftigung, vor allem nicht wenn Nikky dabei ist. Ich bin eine eigenwillige Frau. Ich weiß... Aber Nikky hat überhaupt keine Ahnung, was sie kaufen möchte. Sie muss wirklich in jeden Laden und alles anprobieren.

„Nikky! Das hattest du doch grade schon an...", sage ich, als sie nach einiger Zeit wieder aus der Umkleidekabine kommt.

„Ich weiß. Aber ich musste es einfach nochmal anziehen, ich hab da noch diese Schuhe gesehen, die würden wirklich gut hierzu passen und... Könntest du mir die bitte holen!"

Ihre Bitte hört sich mehr nach einem Befehl an, deshalb stehe ich aus meinem Sessel auf. „Wie sahen die denn aus?"

„Och Sarah!"

Fragend sehe ich sie an. „Ja was denn?"

„Ich habe die dir doch gezeigt!", beschwert sie sich.

„Du hast mir bestimmt sieben Paar Schuhe gezeigt...", verteidige ich mich.

„Ich meine die schönsten. Da wo die Schnürsenkel so überkreuz sind." Ernsthaft?!

„Ach die, wo die Sohle unten ist?!", ziehe ich sie lachend auf.

„SARAH!"

„Ist ja gut..." Ich weiß ungefähr welche Schuhe sie meint, auch wenn ihre Beschreibung nicht wirklich hilfreich war...

Zielstrebig laufe ich auf die Schuhe zu und suche nach ihrer Größe. 38... Wo bist du?

Plötzlich werde ich am Arm gepackt und in eine Ecke des Ladens gezogen, die man nur schwer einsehen kann. „Hey!", beschwere ich mich lautstark. Die Fans werden auch immer dreister...

Als wir endlich stehenbleiben, löse ich mein Handgelenk aus der schmerzlich festen Umklammerung. „Was soll das?", frage ich meinen Entführer, dessen Gesicht ich noch immer nicht gesehen habe.

„Shh! Nicht so laut.", flüstert eine Stimme, die mir nur allzu vertraut ist. Dylan!

„Was soll das?!", wiederhole ich, diesmal etwas leiser.

„Ich hab dich von draußen gesehen und wollte nochmal mit dir reden."

Ich sehe in seine Augen. Sie sind schön. Er hat wirklich tiefe Augen, ich habe das Gefühl er blickt in meine Seele. Ohne unsere Hintergrundgeschichte wäre mir das vielleicht schon früher aufgefallen... Vielleicht wären mir auch seine wunderschönen Lippen im Gedächtnis hängengeblieben.

STOPP!

„Wieso hast du mich nicht einfach angerufen?!", fahre ich ihn an, um mein Inneres vor ihm zu verschließen.

„Ich habe deine Nummer nicht.", entgegnet er und kneift die Augen zusammen. Er mustert mich zweifelnd, fast so als wisse er wie es in mir aussieht. Vielleicht geht es ihm ja genauso... Vielleicht ist er genauso durcheinander wie ich. Ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll... Für die breite Öffentlichkeit versuche ich den Schein zu wahren, aber mit ihm sollte ich doch eigentlich reden können. Oder?

„Ich gebe sie dir.", sage ich kleinlaut und hole mein Handy aus meiner Tasche.

„Wieso?", fragt er erstaunt. Wahrscheinlich hat er mit einer, vor Sarkasmus triefenden, Entgegnung gerechnet.

„Ich will auch mit dir reden, aber nicht hier. Also ruf mich an und dann machen wir was aus, bei dem wir nicht jede Sekunde aufliegen können und in Erklärungsnot geraten."

You VS. Me ~ Dylan O'BrienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt