• Kapitel 16 •

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„Weißt du was noch neue Töne sind?", fragt Mike plötzlich etwas ruhiger.

„Nein. Kläre mich auf."

„Dylan O'Brien ist hier vor circa einer halben Stunde reinmaschiert.", sagt er verwundert.

„Was meinst du mit 'hier'?"

„Carries Büro! Was sucht er denn hier? Soweit ich das mitgekriegt habe, habt ihr euch doch schon seit über einem Monat nicht mehr gegenseitig runtergemacht. Was will er also grade jetzt hier? Ist doch nicht so, dass er irgendetwas zu petzen hätte, oder?! Und außerdem, was hat dieser Kerl eigentlich mit den Türen? Ist er allergisch oder sowas? Ich meine, er stand wirklich lange einfach nur davor und hat die Eingangstür angestarrt." Mike war schon immer ein Mensch, der Dinge sehr schnell herausgefunden hat. Das bringt wahrscheinlich seine Begabung mit sich, sich in jede Gefühlslage und jede Person hineinzuversetzen und so die besten Songs zu schreiben. Er durchschaut so ziemlich alles. Der einzige Weg ihn zu belügen ist selber so fest an seine eigene Lüge zu glauben, dass man nicht mehr weiß ob sie nicht vielleicht sogar die Wahrheit sein könnte.

Nur heißt das für mich jetzt, dass ich das Telefonat so schnell wie möglich beenden muss, ansonsten fliegt das was Dylan und ich haben -oder auch nicht haben- innerhalb eines Sekundenbruchteils auf und das will ich um alles in der Welt vermeiden, denn so stark Mike auch im Durchschauen sein mag, er kann einfach seinen Mund nicht halten. Ihm ein Geheimnis zu erzählen, ist so unnötig, dass man auch gleich eine Twittermeldung herausgeben könnte...

„Oh! Wirklich? Keine Ahnung was er da gesucht hat... Muss ich ihn beizeiten mal fragen.", sage ich und versuche jegliche Emotionen aus meiner Stimme zu streichen.

„Das wüsste ich auch wirklich gerne, also halte mich auf dem laufenden!"

„Hmh. Hör zu, ich lege mich wieder schlafen. Danke, dass du angerufen hast. Und viel Glück mit deiner 'Freundin'", wünsche ich ihm lachend.

„Sag das nicht so, ich meine es absolut ernst!"

„Wenn du das sagst...", ziehe ich ihn auf.

„Du brauchst wirklich Schlaf! Dein Gehirn funktioniert nicht mehr richtig."

Grinsend lege ich auf. Ablenkungsmanöver geglückt!

•••

„Du warst also bei Carrie?", frage ich ihn, als er mich schließlich ansieht.

„Ja. Woher weißt du das?" Erschrocken weiten sich seine Augen.

„Mike hat mich angerufen und gefragt was du, als mein vermeintlicher Erzfeind bei meiner Managerin zu suchen hast. Außerdem wollte er wissen ob es eines deiner Hobbys ist Türen anzustarren..."

„Oh. Dann war es also dieser Mike, der mich..."

„Dieser Mike?!", unterbreche ich ihn. „Er ist in meiner Band!"

„JA!" Er klatscht in die Hände. „Ich wusste, dass ich ihn kenne und, dass er mit dir in Verbindung steht." Zufrieden grinst er mich an.

„Dylan! Wie kannst du nicht wissen wer er ist? Ich meine, wie lange haben wir schon miteinander zu tun?"

„Ich bin eben vergesslich wenn es um solche Dinge geht...", rechtfertigt er sich.

„Dinge wie Menschen?", hake ich amüsiert nach.

„Ja.", gibt er kleinlaut zu.

„Na dann kann ich mich ja glücklich schätzen, dass du mich wiedererkannt hast.", lache ich.

„Wirklich sehr lustig, finde ich auch." Beleidigt schüttelt er den Kopf.

„Ja oder?", ziehe ich ihn weiter auf. Sein Gesicht ist Gold wert. Ich mustere ihn eine Weile belustigt, ehe ich mich wieder den wichtigen Themen widme. „Was hast du ihr denn gesagt?"

„Die Wahrheit. Es ist auch mein Kind und wir werden es großziehen.", sagt er mit zitternder Stimme, und doch sieht er nicht annähernd aus, als wäre er aufgeregt... Was verschweigt er mir?

„Wie hat sie das aufgenommen?", frage ich und kneife musternd die Augen zusammen.

„Sie wollte wissen, ob wir zusammen sind." Er senkt den Blick. Unsere 'Beziehung'... Obwohl das auch für ihn ein brenzliges Thema zu sein scheint, weiß ich dennoch, dass da mehr ist. Irgendetwas fehlt, aber er will nicht mit der Sprache rausrücken.

„Und was hast du geantwortet?" Wenn ich nicht weiß, wie es um uns steht, vielleicht hat dann wenigstens er eine Ahnung...

„Dass es sie nichts angeht!" Oh! Er weiß also auch nicht, was das mit uns auf sich hat. Wir werden da wohl oder übel drüber reden müssen.

Ich nehme all meinen Mut zusammen und sehe ihm starr in die Augen. „Was würdest du mir denn auf diese Frage antworten?"

„Ob wir zusammen sind? Carrie und ich?", lacht er nervös.

Ich weiß, dass er Zeit schindet und er ist sich dessen auch nur allzu bewusst, deshalb mustere ich ihn aus zusammengekniffenen Augen.

„Hör zu, ich bin in einer tollen, großartigen Familie aufgewachsen, meine Eltern sind noch immer zusammen und auch sonst ist eigentlich nie wirklich was schiefgegangen bei uns.", sagt er dann ruhig.

„Ähm... Was soll mir das jetzt sagen?", frage ich angespannt und verwirrt zugleich.

„Ich will, dass dieses, unser Kind die bestmögliche Kindheit hat. Ich fühle mich wirklich zu dir hingezogen und ich merke, dass es dir nicht anders geht, dennoch sind wir noch lange nicht so weit sagen zu können, dass wir ineinander verliebt sind. Aber lass es uns versuchen. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass man als Kind in einer ruhigen, liebevollen Umgebung aufwächst. Wir müssen das Beste geben für unser Kind, schließlich haben wir die Verantwortung."

Wow... Das klingt... Absolut nicht 'liebevoll'.

„Einverstanden?", fragt er und nimmt meine Hand.

„Dylan... So kann ich das nicht! Ich kann nicht einfach von jetzt auf gleich sagen, dass ich mit dir zusammen bin, ohne dass wir zwei wirklich etwas füreinander empfinden. Ich fühle mich, als müsse ich einen Vertrag unterschreiben oder so etwas.", gebe ich mit zitternder Stimme zu bedenken und entziehe ihm meine Hand. „Was glaubst du denn, was die Presse dazu sagen wird? Erst streiten wir uns durchgängig, dann kommen wir vom einen auf den anderen Tag zusammen. Sie werden uns vorwerfen, dass wir das alles nur aus Publicitygründen tun."

Geschockt sieht er mich an. „Wir haben uns jetzt lange genug von unseren Managern und den Medien rumschubsen lassen! Ich habe keine Lust mehr darauf tagtäglich eine Rolle zu spielen! Ich will einfach nur ich selbst sein! Wenn wir zusammen sein wollen, dann sind wir es! Wenn nicht, dann nicht. Fertig aus! Niemand pfuscht mehr in meinem Leben herum! NIEMAND!", schreit er plötzlich.

You VS. Me ~ Dylan O'BrienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt