- Kapitel 37 -

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„Verdammt!", knurre ich und schlage mit meiner Faust wütend in ein Kissen. Ich wollte mich doch nicht mehr verletzen lassen! Wieso muss ich es mir von ihr jetzt auch noch bei einem 'persönlichen' Gespräch unter die Nase reiben lassen?!

Ich schaffe es aber auch immer wieder etwas zu tun, was ich nicht möchte! Und weshalb dieses ganze Theater?! Wegen ihr! Wieso bin ich so sehr von dem Gedanken besessen, ihr zu gefallen und sie glücklich zu machen?!

Sie hat während unseres Telefonats nicht einmal geleugnet, dass sie Mike tatsächlich liebt! Sie hätte die Möglichkeit gehabt, aber sie hat sie nicht genutzt... Was sonst soll ich nun denken, als dass sie mir lieber persönlich noch einmal klarmacht, dass es aus ist zwischen uns. Klar, bestimmt möchte sie, dass ich für unser Kind da bin. Weiter nichts.

Als ich ihr damals vor dem Treffen mit ihren Eltern gestand, dass ich in sie verliebt war, da hat sie mir widersprochen! Ich dachte, es wäre weil die Situation, in der ich es sagte unangemessen gewesen ist, aber vielleicht -wohl eher wahrscheinlich- tat sie es, weil sie noch immer ihrem ach so tollen Mike hinterher trauerte.
Wie konnte ich mich so blenden lassen?!

„Verdammt!", presse ich erneut zwischen meinen Zähnen hervor. „Was für ein Scheiß!"

Mein Blick wandert in meinem dunklen Schlafzimmer umher. Es ist noch immer mitten in der Nacht. 04:36 Uhr zeigt mein Wecker auf dem Nachttisch. Ermattet lasse ich mich wieder zurück in die Kissen fallen und überlege, was ich jetzt mit meiner Zeit anfangen soll. Nie im Leben schaffe ich es wieder einzuschlafen.

Ich könnte Tyler anrufen und ihn wecken, als Strafe dafür, dass er mich dazu gebracht hat zu ihrem Konzert zu gehen um mein Herz erneut zerbrechen zu lassen. Nur ist mir nicht danach ihn zu nerven, schließlich hat er es nur gut gemeint und er konnte ja nicht wissen, dass Sarah einen anderen hat. Außerdem war ich ihm in den letzten paar Monaten sowieso kein guter Freund. Ständig habe ich mich abgeschottet und niemanden an mich rangelassen. Ich weiß noch nicht einmal, wie es Tyler überhaupt geht, oder Holland, oder Hoechlin... Ich war egoistisch, meine Welt drehte sich nur noch um mich und meinen Schmerz.

Genervt von meinem eigenen Verhalten schlage ich die Decke zurück und wuchte mich aus dem Bett. Ich greife nach meinem Handy und leuchte mir den Weg zur Tür. Vorsichtig schleiche ich aus dem Zimmer und frage mich im selben Moment, warum ich versuche leise zu sein, schließlich ist niemand hier, den ich wahrhaftig stören könnte und das scheint sich in nächster Zeit auch nicht zu ändern.

In solchen Momenten, in denen ich absolut keine Möglichkeit sehe, klar zu denken, gehe ich normalerweise laufen, um den Kopf frei zu bekommen, aber heute ist mir einfach nicht danach zumute.

Mir ist zu nichts zumute...

Seufzend schalte ich meinen Fernseher im Erdgeschoss ein, schnappe mir eine Tüte Chips und setze mich auf die Couch. Nicht, dass ich denken würde, es käme irgendetwas interessantes, schließlich ist es mitten in der Nacht, aber zur Not kann ich mir immer noch irgendeine düstere Verschwörungstheorie ansehen, wie sie auf den Pseudo-Nachrichtensendern ständig laufen. Dann hätte ich wenigstens etwas zu lachen!

Im Endeffekt ist es eine absolut seriöse Doku über eine Invasion von Zombieameisen geworden, die durch eine spezielle Pilzart verwandelt wird und in nächster Zeit auch weitere Tiere befallen könnte.

Einen Moment überlege ich, ob ich vielleicht lieber ein paar Ameisenfallen um mein Haus herum platziere, schließlich wird in nicht allzu langer Zeit ein Säugling über meinen Boden krabbeln und wenn diese Ameisen es schaffen Welpen zu Zombies zu verwandeln, vielleicht können sie das dann ja auch mit Babys! Amüsiert von meinen Gedankengängen spinne ich sie weiter. Wenn es diese Zombieameisen tatsächlich gibt, dann lassen sie sich wohl eher nicht von alltäglichen Fallen aufhalten. Wie so eine wirkliche Zombieapokalypse wohl aussehen mag?

Im Moment würde ich wirklich alles machen um mich abzulenken, deshalb stehe ich auf und suche in dem Schrank unter meinem Fernseher nach Tylers Geschenk zu meinem letzten Geburtstag. Irgendwo hier muss es doch sein!

„Aha!", entfährt es mir triumphierend, als ich das PlayStation-Spiel in die Luft halte. Ich lege die CD ein und warte darauf, dass meine PlayStation hochfährt. Ich wähle 'The Last of Us' aus. Als die kurze Vorgeschichte beendet ist und ich das erste Mal ein Gesicht von einem dieser täuschend echt wirkenden Gehirnverschlingern erblicke frage ich mich, ob das Spiel dazu geeignet ist, mitten in der Nacht gespielt zu werden...

Stunden später, es ist mittlerweile hell draußen, bin ich mit den Nerven am Ende. Ich komme nicht umhin zugeben zu müssen, dass ich von der Technik begeistert bin... Da hat Tyler sich ja wirklich mal ein tolles Geschenk rausgeschraubt! Auch wenn ich mir wegen der Story in die Hosen mache...

Apropos Tyler! Ich sehe auf die Uhr -09:56 Uhr- und beschließe ihn nun endlich anzurufen, um ihm Bericht zu erstatten.

„Jo Dylan! Wie kommt es denn bitte, dass ihr schon wach seid?!", begrüßt er mich lachend, als er abnimmt.

„Ähm... Ich konnte nicht mehr schlafen.", druckse ich unwohl herum.

„Aber du hast sie doch mit nach Hause genommen, oder?", hakt er erstaunt nach.

„Nein." Traurig senke ich meinen Blick.

„Bist du bei ihr?", fragt er sichtlich verwirrt.

„Nein!"

Er schnaubt leise, ehe er tief Luft holt. „Was?! Wie hast du es denn geschafft das zu versauen, bitte? Ihr liebt euch! Dylan, was hast du jetzt wieder angestellt?" Wow! Er hört sich an, als wäre er meine Mutter!

„Ich habe nichts angestellt! Ich habe einfach nur mitbekommen, wie sie einem anderen ihre Liebe erklärt hat.", verteidige ich mich harsch.

„Sie hat was...?!" Tylers Stimme klingt schrill und geschockt.

„Sie hat diesem Mike aus ihrer Band gesagt, dass sie ihn liebt."

„Alter! Nie im Leben! Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass das nicht stimmt. Das kann nicht stimmen!"

„Es ist nunmal so. Da kannst du dir noch so sicher sein. Und das schlimmste ist...", ich unterbreche mich selbst, weil ich drauf und dran war ihm zu erzählen, dass Mike derjenige ist, der sie damals dazu brachte ihr erstes Kind abzutreiben.

„Noch schlimmer?!" Er lacht hysterisch und ich kann förmlich vor mir sehen, wie er den Kopf schüttelt.

„Ähm ja. Das schlimmste ist, dass sie mich jetzt auch noch zu einem Treffen eingeladen hat. Sie will es mir also noch einmal persönlich unter die Nase reiben."

„Hm. Nimm's nicht zu schwer bitte. Wir alle können nicht noch einmal miterleben, wie du dich selber fertig machst...", sagt er leise und versetzt mir damit einen Stich des schlechten Gewissens.

„Ich versuche es.", verspreche ich ihm.

„Wann trefft ihr euch denn?"

„Halb zwölf, in einem Café etwas außerhalb der Innenstadt."

„Aber du weißt schon, dass es viertel nach zehn ist und du eine Dreiviertelstunde brauchst um in die Stadt zu kommen, oder?!"

You VS. Me ~ Dylan O'BrienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt