• Kapitel 22 •

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Ich liege wach, starre an die Decke und warte noch immer darauf, dass Dylan sich meldet, um 'später darüber zu reden'.

Ich weiß ich habe überreagiert, aber ich kenne die Situation schon. Ich bin schwanger und alleine. Nichts was ich wiederholen möchte...

Es ist halb zehn abends, als ich höre, dass die Tür unten aufgeschlossen wird. Zum Glück habe ich ihm gestern einen Schlüssel gegeben, andererseits müsste ich jetzt aufstehen und ihm entgegentreten... Soll er mich doch suchen, so wie ich ihn heute morgen. Naja, mich im Bett zu verstecken ist jetzt vielleicht nicht die beste Idee, aber dann tue ich wenigstens so, als würde ich schlafen. Ich rolle mich auf die Seite und kneife die Augen zu.

„Sarah?", höre ich seine Stimme, sie dringt gedämpft durch die Wände.

Die Schlafzimmertür geht auf und Licht fällt herein. „Bist du noch...", er bricht ab, als er sieht, dass ich 'schlafe'.

Das Bett senkt sich ein wenig, als er sich neben mich setzt. Behutsam zieht er meine Decke ein Stück hoch, sodass nur noch mein Kopf hervorlugt. Seine Hand legt sich an meine Wange und er streicht vorsichtig über mein Gesicht. Eine Weile sitzt er so da, fährt mit seinen Fingern auf und ab und scheint mich zu beobachten. „Es tut mir leid Sarah.", flüstert er leise. Ich muss den Reflex unterdrücken mich zu versteifen. Was genau meint er?!

„Ich wollte dich nicht verunsichern. Ich war wirklich arbeiten.", fügt er hinzu. Weiß er etwa, dass ich nicht schlafe?

„Ich mag dich wirklich sehr gerne! Ich würde dich nie verlassen wollen." Und mit diesen Worten erhebt er sich langsam, um mich nicht zu wecken. Er hat es also nicht bemerkt.

Erst als sich die Tür wieder hinter ihm schließt und kein Licht mehr auf mein Gesicht fällt, traue ich mich die Augen zu öffnen. Ein wenig verwirrt starre ich auf die schemenhaften Umrisse der Tür. Er mag mich? So?! Ich hatte nach unserer Auseinandersetzung heute morgen so einiges erwartet, aber solch ein Geständnis ganz bestimmt nicht. Vielleicht hat er es nur gesagt, weil er dachte ich würde schlafen, vielleicht wollte er es aber auch einfach nur loswerden.

Ich beschließe jedenfalls, jetzt zu ihm zu gehen um unseren Disput beizulegen, damit wir über wichtigere Themen, wie unsere gemeinsame Zukunft, sprechen können. Schließlich will ich von ihm auf jeden Fall mehr, als nur dieses fahle Wir-werden-Eltern-und-müssen-zusammen-sein-Getue. Was auch immer es ist, das ich für ihn empfinde, ich weiß es ja schließlich selber nicht, will aus meinem Kopf heraus. Nur wie bringe ich meine Gedanken rüber, ohne ihm zu verraten, dass ich wach war?

Auf Zehenspitzen tipple ich in die Küche, wo ich ihn anhand des Knarzen des schließenden Kühlschranks geortet habe. Er bemerkt mich nicht, denn er steht mit dem Rücken zu mir und schmiert etwas auf eine Scheibe Brot.

Als ich ihn so betrachte, fällt mir eine Art ein, wie ich ihm mitteilen kann, was ich für ihn empfinde. Ein paar Sekunden verstreichen, ehe ich all meinen Mut zusammen nehme und meinen Plan in die Tat umsetze. Ich bewege mich auf ihn zu und umarme ihn dann von hinten. Er fährt erschrocken zusammen, dreht sich ruckartig um und mustert mich mit prüfendem Blick. Ehe er etwas sagen kann presse ich meine Lippen auf seine. Einen Moment ist er so überrumpelt, dass er nach Luft schnappt, doch dann erwidert meinen Kuss, er gibt ihm sogar noch mehr Feuer, indem er mich hochhebt und auf der Küchentheke absetzt, um besseren Zugang zu meinem Mund zu haben.

Ich muss zugeben, er ist ein wirklich herausragender Küsser. Und so sehr ich mich weiter in diesem Kuss verlieren will, löse ich mich doch von ihm, denn wir müssen reden. Ernsthaft reden! Nur weil wir uns küssen, heißt es schlussendlich nicht, dass wir zusammen sind, schließlich haben wir uns vorher schon einmal geküsst, wir haben sogar schon miteinander geschlafen... Nicht zu vergessen, das wir ein Kind gezeugt haben! Und trotz allem...sind wir nicht zusammen!

You VS. Me ~ Dylan O'BrienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt