• Kapitel 2 •

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Mit ernster Miene sitze ich vor dem Fernseher und überlege, welche passenden Antworten sich mein Management wohl grade ausdenkt. Eigentlich vollkommen unnötig, ich sage sowieso immer, was ich denke, ohne mich an irgendwelche Vorgaben zu halten.

„Dieser Streit puscht deine Karriere!"

„Halte deinen Namen in der Öffentlichkeit!"

„Lieber einen schlechten Ruf, als keinen Ruf!"

Ich tue das alles nicht für irgendwelche Auftritte, eine Welttournee oder eine Rolle in einem Kinofilm -auch wenn es mir all das eingebracht hat-, ich streite mich mit ihm, weil er und ich einfach von Grund auf verschieden sind. Wäre er nicht so ein Arschloch, würden wir uns wahrscheinlich gut verstehen.

Aber apropos Kinofilm... Ich sollte mich langsam mental auf mein 'Casting' vorbereiten, das gar keins ist, weil ich die Rolle schon längst zugesprochen bekommen habe. Ich bin nur nochmal da, weil ich mit einigen ausgewählten Schauspielern ein paar Szenen durchgehen soll, damit der Casting-Director, der Regisseur und der Autor beurteilen können, wer am besten mit mir harmoniert. Easy!

Man könnte sich fragen, weshalb ich bei einem Termin um halb drei Nachmittags schon früh genug wach bin, um mir eine verdammte Morningshow mit meinem 'Erzrivalen' anzusehen. Das frage ich mich ehrlich gesagt auch, allerliebstes Management! Wieso werde ich um halb neun angerufen? Vier Mal?! ...UM HALB NEUN?!

Träge erhebe ich mich von meinem Sofa und schlurfe ins Bad. Ich muss nachher sowieso noch in die Maske, das heißt, das Schminken kann ich heute sein lassen. Aber jetzt geht es erst einmal unter die Dusche.

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Geschniegelt und gestriegelt laufe ich zur Tür, als es klingelt. „Hi Cameron!", begrüße ich meinen Gitarristen. „Und hallo Nikky!", rufe ich freudig, als seine Freundin/meine Schlagzeugerin/meine beste Freundin hinter ihm erscheint.

„Hey!", erwidern beide grinsend und ziehen mich in eine Gruppenumarmung.

„Wo habt ihr denn Mike gelassen?", frage ich, als ich merke, dass der Alleskönner unserer Band nicht wie erwartet mit ihnen draußen steht.

„Der singt irgendein Duett mit soner YouTube-Tante... Dieser Vogel!", lacht Cameron und drückt uns noch fester an sich.

„Cam! Du erdrückst uns!", presst Nikky atemlos hervor.

„Soweit der Plan."

„Du bist so ein Arsch!" Nikky drückt ihn weg und ich nutze die Gelegenheit um unter seinen Armen hindurchzutauchen.

„Wo wir grade von Arschlöchern sprechen! Habt ihr schon das Neueste von..."

„...Dylan O'Brien gehört?! Natürlich!", unterbricht Nikky mich aufgeregt. „Ich habe zwar keine Ahnung wieso du dich ausgerechnet mit diesem Schnuckel streiten musst, aber E! News meldet, dass er wieder irgendwas gesagt hat und jetzt alle auf deine Antwort warten.", bringt sie Cam und mich auf den neuesten Stand.

„Aha.", nickt Cam. Scheinbar ist er nicht grade davon angetan, dass sie Dylan O'Brien einen 'Schnuckel' nennt, oder er ist es langsam leid, dass das einzige Thema, auf das er angesprochen wird, mein Streit mit Dylan ist...

„Zeig mal ein bisschen Mitgefühl!", zischt Nikky ihm leise zu.

„Ist schon in Ordnung.", beruhige ich sie. Ich habe schon lange aufgehört mich darum zu kümmern, was andere von der Sache mit Dylan und mir halten. Entweder man findet diese ganze Aktion affig, oder man schlägt sich auf eine der beiden Seiten. Wobei es natürlich nur eine gibt, die recht hat und das ist meine!

„Sorry.", entschuldigt Cam sich trotzdem.

„Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd! Helft mir lieber mal mit ein paar Ideen, wie ich ihm das nächste Mal eins reinwürgen kann.", schlage ich lachend vor.

„Das nächste Mal...", sagt Cam leise und ich sehe ihm an, wie zu wider ihm dieser ganze Zirkus ist, wohingegen Nikky aufgeregt auf und ab springt und nur so vor Ideen übersprudelt.

Wir setzen uns in mein Wohnzimmer und während Nikky und ich vollkommen in unserer Kreativität aufgehen und uns die verrücktesten Gemeinheiten ausdenken, schaut Cam einfach nur zu meinem Fernseher. Er scheint noch nicht mal wahrzunehmen, worum es in dem Programm überhaupt geht, denn normalerweise ist er nicht so der Typ Mann, der sich Nägeldesign-Tutorials ansieht...

Erst als Nikky für einen Moment das Zimmer verlässt, um auf die Toilette zu gehen, erwacht er aus seiner Erstarrung. „Weißt du, ich finde es ist nicht richtig, dass du...dass unsere Band, nur so berühmt ist, weil du dich mit jemandem aus der Branche streitest, der mindestens genauso, wenn nicht sogar berühmter ist als wir. Sollten wir nicht wegen unserer Musik bekannt sein?", fragt er und sieht mir direkt in die Augen. Er meint es nicht böse, er ist nur einfach ein Idealist.

„Ich glaube, wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir gehört werden. Es gibt so viele Bands da draußen, die niemand hört oder sieht, weil sie einfach nie den Sprung geschafft haben. Viele von denen sind auch klasse Bands, die sind nur einfach nicht berühmt, egal wie toll ihre Musik ist. Und wenn unser Sound Mist wäre, dann wären wir nicht da, wo wir heute sind."

„Es ging uns aber doch niemals darum berühmt zu werden! Wir wollten doch einfach nur Musik machen, um uns und andere glücklich zu machen. Wir wollten unsere Gefühle ausdrücken. Das war alles, was uns angetrieben hat, nicht der Reichtum und die Presse.", hält er eine kleine Rede auf die Ehrenhaftigkeit.

„Ich weiß, Cam. Aber nur weil wir mittlerweile viel mehr Menschen begeistern als früher, heißt das doch nicht, dass unsere Musik nicht mehr von Herzen kommt.", versuche ich ihn zu beruhigen. Wir sind eine klasse Band und wir machen wirklich tolle Musik. Es gibt in unserem Showbusiness nur ganz wenige Menschen, die etwas schlechtes über unsere Lieder sagen würden. Was sie über uns, beziehungsweise über mich sagen, ist eine andere Sache und das will ich wahrscheinlich auch gar nicht wissen, aber im musikalischen Sinne werden wir respektiert und mehr kann man sich als Musiker ja wohl kaum wünschen!

„Ich will nur einfach nicht mehr ständig damit konfrontiert werden, dass wir nur so erfolgreich sind, weil du diesen Streit am Laufen hast.", sagt er und sieht wie auf Kommando wieder zum flackernden Bildschirm vor ihm, als Nikky zurückkommt.

„Oh wow!" Sie stützt die Hände in die Hüften und sieht zwischen mir und Cam hin und her. „Habt ihr euch echt soo viel zu sagen?", fragt sie ironisch und lächelt uns aufmunternd zu.

Wenn sie wüsste...

„Ach komm Nikky, setz dich einfach wieder und denk dir weiter gemeine Sprüche aus!", sagt Cam lachend und wirft mir dabei einem Blick zu, der das absolute Gegenteil von 'lachend' ist.

You VS. Me ~ Dylan O'BrienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt