Kapitel 30

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Die Fahrt zur Gallerie dauert nicht lange. Zayn ist sehr nervös und erzählt ununterbrochen von der Chance, die sich ihm bietet und wie schade er es findet, dass Rose nicht dabei sein kann.

Als wir wenig später das Gebäude betreten, ist er augenblicklich still. Schüchtern und zurückhaltend begrüßt er seine Kommilitonen sowie einige Gäste der Ausstellung. Erstaunt stelle ich fest, dass er auffällig oft meine Nähe sucht. Er greift nach meiner Hand oder legt seinen Arm um meine Schultern, so als würde ihm meine Anwesenheit Selbstsicherheit geben.

Bedächtig schlendern wir durch die Räume, bis Zayn plötzlich vor einem großen Gemälde stehen bleibt. Gromit, der Hund, blickt uns strahlend entgegen.
„Wie gefällt dir das Bild?", will er vorsichtig wissen.
Abschätzend betrachte ich es, suche nach den geeigneten Worten, um meine Bewunderung auszudrücken. Rein zufällig fällt mein Blick auf das kleine Schild, auf welchem der Name des Künstlers steht.
„Das ist von dir?", rufe ich begeistert aus. „Wow! Das ist noch besser, als die Comic-Zeichnungen in deinem Zimmer!", bemerke ich laut.
Bescheiden zuckt Zayn die Schultern. Plötzlich vernehmen wir eine dunkle Stimme hinter uns. „Welche Comic-Zeichnungen?", brummt ein älterer Herr.

Neugierig drehen wir uns um. Ich blicke in die grauen Augen eines gutgekleideten Mannes, dessen graue Haare ihm wild vom Kopf abstehen. Während ich ihm lächelnd entgegentrete, erstarrt Zayn augenblicklich zur Salzsäule.
Ohne mir über meine Offenheit Gedanken zu machen, sprudelt es aus mir heraus: „Zayn hat die gesamte Wand seines Zimmers mit Comicfiguren bemalt. Die sind wirklich gut, das sollten Sie mal sehen!" Als ich mich zu Zayn umdrehe, bemerke ich, wie er mit kreidebleichem Gesicht sein Gegenüber anstarrt.
„Zayn! Was ist los? Habe ich zuviel erzählt?", kommt es mir plötzlich in den Sinn. Vielleicht war ich dem fremden Mann gegenüber zu offen.
Langsam schüttelt Zayn den Kopf, während der freundliche Mann das Wort ergreift.
„Entschuldigung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Anthony Gregory", sagt er lächelnd und reicht mir seine Hand.
„Hallo! Ich bin Zoe Kingston und das ist Zayn Malik, der Künstler dieses Bildes", erkläre ich überschwänglich. Während die beiden Männer sich begrüßen, fällt mir auf, dass Zayn wieder etwas Farbe bekommen hat.
„Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Herr Gregory", äußerst Zayn voller Ehrfurcht.
„Die Freude ist ganz meinerseits, Herr Malik!", entgegnet der Gast.

Während die beiden Männer sich vor Zayns Gemälde stellen und mit einer angeregten Unterhaltung beginnen, ziehe ich mich zurück, um die Toilette aufzusuchen.

Als ich wenig später zurückkomme, wartet Zayn bereits auf mich. Aufgeregt läuft er mir entgegen. „Zoe! Weißt du wer das war? Das war Anthony Gregory!", ruft er mir ungläubig entgegen.
„Ja, ich weiß!", antworte ich gelangweilt. „War er an deinem Bild interessiert?", will ich neugierig wissen.
Abschätzend betrachtet Zayn mich. „Du hast keine Ahnung, wer das war, richtig?"
„Doch! Anthony Gregory! Er hat sich doch vorgestellt. Warum? Will er dein Bild kaufen?", frage ich hoffnungsvoll.
„Zoe! Anthony Gregory ist einer der größten Comic-Produzenten Amerikas! Er möchte meine Zeichnungen sehen!", klärt Zayn mich schockiert auf. „Wie kannst du den nicht kennen?"
„Vielleicht, weil Comics mich bisher nicht so wirklich interessiert haben. Ist das ein gutes Zeichen, wenn er deine Bilder sehen will?", werfe ich unsicher ein.
„Du hast wirklich keine Ahnung von Kunst! Wenn ihm meine Zeichnungen gefallen, besteht die Möglichkeit, dass er mir eine Anstellung anbietet. Weißt du was das für mich bedeuten würde? Ich könnte meine Leidenschaft zum Beruf machen!", erklärt er übermütig.
„Wirklich? Das müssen wir feiern, Zayn!", stoße ich begeistert aus. „Ruf Rose an, vielleicht ist sie schon fertig?", schlage ich vor.

Nachdem Zayn mehrfach vergeblich versucht hat, Rose zu erreichen, verlassen wir gemeinsam die Ausstellung. In einem kleinen Bistro in London kehren wir ein, um auf den Erfolg des Abends anzustoßen. Da Zayn Rose noch immer nicht erreicht, spricht er ihr auf die Mailbox, wo sie uns finden kann.
„Was ist, wenn ihm meine Comics nicht gefallen?", gibt Zayn plötzlich betrübt von sich. Offensichtlich hat sich die anfängliche Euphorie in zweifelnden Pessimismus verwandelt.
„Warum sollten sie ihm nicht gefallen? Sie sind gut, sehr gut sogar!", versuche ich ihn aufzumuntern.
„Und wenn nicht? Wenn Anthony Gregory sagt, dass meine Zeichnungen schlecht sind, dann höre ich auf zu malen! Dann habe ich keine Lust mehr, Träumen nachzulaufen, die irgendwann wie Seifenblasen zerplatzen", erzählt er betrübt. Ich erkenne, dass er sich momentan in einem emotionalen Tief befindet. Behutsam versuche ich, ihn zu trösten.

Vor dem Bistro:

Louis beschließt, ein längeres Stück zu Fuß vom Krankenhaus nach Hause zu gehen. Während seines Aufenthalts an El's Bett, schweiften seine Gedanken ständig zu Zoe ab. Er möchte den langen Spaziergang nutzen, um sich über seine Gefühle klar zu werden. Warum macht Zoe mich so verrückt? Warum fühlt er sich zu ihr hingezogen, wenn er eine feste Freundin hat? Noch dazu gibt Zoe ihm eindeutige Signale, dass sie seine Anwesenheit nicht wünscht. Und trotzdem hat er das Gefühl, ihre Nähe zu brauchen. Völlig in Gedanken versunken schlendert er die Straße entlang, bemerkt nicht, dass sich die Tür eines Lokals öffnet und ein Pärchen auf die Straße tritt.
„Hey, pass doch auf!", faucht ein junger Mann ihn an, dem er regelrecht in den Rücken gelaufen ist. „Hast du keine Augen im Kopf?"
„Sorry!", entschuldigt sich Louis schnell und bleibt betreten stehen. Nachdem das junge Pärchen die Straße verlassen hat, blickt Louis sich um. Wo bin ich eigentlich? Er ist so gedankenverloren umhergelaufen, dass er sich erst einmal orientieren muss. Während er sich umsieht, fällt sein Blick plötzlich auf das große Fenster des Lokals. Schlagartig begreift er, was er dort sieht. Zoe umarmt Zayn, dabei legt sie ihren Kopf an seine Schulter. Er umschließt ihren Körper mit seinen Armen und drückt sie an sich. Ein schmerzhafter Stich breitet sich in Louis Brustkorb aus. Hat er sich so in ihr getäuscht? Noch bevor die beiden sich voneinander trennen, stürmt er die Straße entlang, zur nächsten U-Bahn-Station.

Langsam löse ich mich von Zayn. „Das wird er nicht! Ihm werden deine Entwürfe gefallen, bestimmt!", rede ich beruhigend auf ihn ein.
„Danke für deinen Optimismus! Das war heute einfach etwas viel für mich. Vorallem jetzt, wo Rose nicht da ist ...", setzt er an.
„Hey Baby! Ich bin doch da!", hören wir plötzlich eine Stimme hinter uns. „Was ist denn passiert?", will Rose fürsorglich wissen.
Nachdem die beiden sich liebevoll in die Arme gefallen und sekundenlang geküsst haben, erzählt ihr Zayn von der Begegnung mit dem bekannten Produzenten.
Den restlichen Abend sitzen wir gemeinsam in dem kleinen Bistro, unterhalten uns über Zayns mögliche Zukunft und stoßen mit leckeren Cocktails auf das Interesse des amerikanischen Geschäftsmannes an.

...Praying (FF Louis Tomlinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt