If only

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Die letzten Tage der Ferien gingen schnell vorbei und langsam trudelten auch die Schüler, die über Weihnachten nach Hause gefahren waren, wieder ein. Auch Hermine würde in ein paar Stunden wiederkommen. Ich saß mal wieder in der großen Halle und aß, während draußen dicke fette Regentropfen gegen die Scheibe klatschten. Das perfekte Wetter, um sich mit einer heißen Tasse Kakao, in einer dicken Decke einzukuscheln und einfach zu entspannen. Außerdem war mir ziemlich langweilig, da Harry und Ron immernoch schliefen. Lustlos kaute ich weiter an einem Stück Toast weiter, bevor ich dann meinen Teller zur Seite schob und mich erhob. Ich hatte gerade einfach auf nichts Lust und schleppte mich deshalb desorientiert durch die Gänge. Meine Beine trugen mich bis vor die Bibliothek und blieben letztendlich davor stehen. Da ich sowieso nichts zu tun hatte ging ich hinein und sah mich weiter nach einem Buch von Nicolas Flamel um. Vielleicht hatten wir ja irgendetwas übersehen. Ich schlenderte durch die Regale und ließ dabei meine Finger einzeln über die Buchrùcken gleiten. Meine Hand blieb bei einem Buch stehen: Quidditch im Wandel der Zeiten. Gerade wollte ich das Buch herausziehen, als mir jemand anderes zuvorkam. Draco! Na toll, ihn konnte ich im Moment wirklich am wenigsten gebrauchen. "Hey, gib das wieder her. Ich hab es zuerst gesehen", meinte ich schroff. "Träum weiter Löckchen. Jetzt hab ich es." "Du kannst doch noch nicht mal Quidditch spielen. Du nimmst es doch nur um mir eins auszuwischen." "Richtig geraten. Ich wäre doch kein guter großer Bruder, wenn ich dich nicht ärgern würde. Ach ja und Vater und Mutter waren ziemlich verärgert, dass du an Weihnachten nicht Zuhause warst", lachte er schelmisch. "Jetzt hör mir mal gut zu Angeber.." sagte ich bedrohlich und stach mit meinem Zeigefinger in seine Brust. "... Erstens, bist du gerade mal zwei Minuten älter als ich und zweitens, wofür haben mich unsere Eltern gebraucht? Als Putzmädchen? Als Boxsack? Als Abfall? Ein toller großer Bruder bist du, wenn du all die Jahre dabei zusiehst, wie ich wie ein Stück Dreck behandelt werde", schrie ich die letzten Worte und rannte mit hochrotem Kopf aus der Bibliothek heraus. Dass mich jeder anstarrte war mir total egal. Orientierungslos rannte ich durch die Gänge, um meine Wut abzubauen. Ich rannte immer weiter und weiter, ohne auf meinen Weg zu achten und plötzlich rannte ich gegen etwas oder jemanden und fiel auf meinen Hintern. "Sag mal kannst du nicht aufpa...." sagte ich leicht aufgewühlt und sah nach oben. "Oh.. Neville, tut mir leid ich war in Gedanken woanders", lächelte ich entschuldigend. "Ist schon in Ordnung", sagte Neville und reichte mir eine Hand. Ich ergriff sie und zog mich nach oben. "Kann ich dir irgendwie helfen? Du siehst etwas durcheinander aus", fragte er. "Ähm.." Sollte ich es ihm sagen? "..Nein danke Neville. Mir gehts gut. Ich brauch glaube ich nur mal etwas frische Luft." "Naja gut wenn du meinst,dass du bei dem Wetter nach draußen möchtest, dann viel Spaß", sagte er und verschwand dann auch schon wieder mit seinen Kräuterbüchern. Rausgehen? Hm eigentlich keine schlechte Idee.. und was war schon ein bisschen Regen. Also lief ich schnurstracks in den Gemeinschaftsraum und in meinen Schlafsaal. Dort schnappte ich mir als erstes meine blaue Jeans, danach mein graues Top und zog darüber einen kuscheligen Wollpulli. Eine Jacke, eine Mütze und ein grauer Schal rundeten das Outfit ab (Bild oben). Anschließend lief ich bis zum Eingangstor, öffnete es uns trat nach draußen. Sofort schlugen mir die ersten Regentropfen ins Gesicht. Doch es war nicht schlimm, es war eher erfrischend. Ich versteckte meine Hände in den Jackentaschen und begann zu laufen. Ich beschloss zum See zu gehen. Dort angekommen setzte ich mich auf den Steg und beobachte wie die Regentropfen auf das Wasser schlugen und kleine Kreise bildeten. Ich fühlte mich gerade einfach frei. Ich war alleine, keiner konnte mir sagen, was ich machen sollte oder was falsch war. Ich saß einfach da und dachte nach. Wie ungerecht die Welt doch eigentlich war. Die einen hatten so viel, dass sie gar nicht wussten wo hin damit und die anderen nagten am Hungertuch. Ich wollte mich aber nicht über mein Leben beschweren, denn es gab bestimmt noch Leute, denen es noch schlechter ging als mir. Doch manchmal verstand ich bei mir Zuhause einfach die Welt nicht mehr. Während meine Eltern ein riesiges Zimmer mit einem Doppelbett, einem Kamin, einem begehbaren Kleiderschrank, und weiterem Zubehör hatten, bestand mein 'Zimmer' lediglich aus einer dreckigen Matratze, auf der Dobby schlafen musste, einem wackeligen Latzenrost, der nur noch von einer Schraube festgehalten wurde, ebenfalls mit einer schmutzigen Matratze und einem spärlichen Fenster, bei dem der Wind durch alle Ritzen bließ. Eigentlich war mein Zimmer früher eine Abstellkammer, doch meine Eltern hatten beschlossen, dass dieser Raum für mich reichen würde. Sehr gerecht war das nicht gerade. Aber naja, was sollte ich schon machen. Früher als ich noch ein ganz kleines Baby war, war mein Zimmer ein absoluter Mädchentraum in rosa. Bis zu dem Ereignis. Es war verrückt wie schnell sich das Leben von wunderschön auf wunderscheiße ändern konnte. Der Regen wurde immer heftiger und langsam könnte ich fühlen, wie das Wasser auf meine Haut durchdring. Ich fror sehr, doch wollte noch nicht reingehen. Es war zu schön hier draußen. Nur ich, der See, der Regen und ein paar Vögel, die hier umher kreisten. Ich schlang meine Arme um meine Beine, um mir selbst etwas Körperwärme zu spenden. Um mich selbst etwas zu beschäftigen, beschloss ich einfach zu singen. Damals hatte meine Mom mir immer vor dem Schlafen gehen ein Lied vorgesungen. Doch diese Zeit war schon lange vorbei. Jetzt hatte ich niemanden mehr, der mich in den Schlaf sang. Ich hatte schon lange nicht mehr gesungen und daher klangen, die ersten Töne etwas schief und uneingesungen, doch mit der zeit wurde es schöner...

A million thoughts in my head
Should I let my heart keep listening
Cause up til now I've walked the line
Nothing lost but something missing

I can't decide
What's wrong what's right
Which way should I go?

If only I knew what my heart was telling me
Don't know what I'm feeling
Is this just a dream?
Ah oh yeah

If only I could read the signs in front of me
I could find the way to who I'm meant to be
Ah oh, if only
If only
If only

Ich sang immer lauter und besser und ließ meinen Emotionen freien lauf. Gott, wie ich das Singen vermisst hatte. Es war ein Teil von mir. Und während ich so sang, merkte ich gar nicht, wie ich von jemandem beobachtet wurde.

Dracos P.O.V

*kleiner Zeitsprung nach hinten*
In der Bibliothek:

Charlotte schrie ihren Satz und rannte dann ohne mich nochmal anzusehen nach draußen. Alle Blicke waren jetzt auf mich gerichtet:" Was gafft ihr denn so? Habt ihr nichts besseres zu tun!?", rief ich wütend. Ich wollte Cahrlotte folgen, also ging aus der Bibliothek und versuchte sie zu finden. Ihre Worte vorhin hatten mich hart getroffen und zum ersten mal zweifelte ich mich selbst an. Ja, ich der Eisprinz von Slytherin, machte sich Sorgen um jemand anderen. Ich wusste natürlich,dass Charlotte Zuhause nie die Anerkennung bekam, die sie verdiente, aber dass sie das wirklich so sehr mitnahm, hatte ich nie wirklich bemerkt. Ich meine, ich war ihr großer Bruder. Eigentlich war es meine Aufgabe auf sie aufzupassen und sie in den Arm zu nehmen, wenn es ihr schlecht ging. Doch ich hatte nie etwas dergleichen getan. War ich wirklich so ein schlechter Bruder? Ich wurde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als ich meine kleine Schwester vor Longbottom auf dem Boden sitzen sah. Schnell versteckte ich mich hinter einer Ecke und beobachtete die beiden heimlich. Sie redeten irgendetwas und dann half Longbottom ihr wieder hoch. Man, wieso musste sie auch mit jemandem wie ihm sprechen? Konnte sie sich nicht einmal, wie eine echte Malfoy benehmen. Anscheinend hatten dir beiden ihr Gespräch beendet, denn Longbottom kam direkt auf mich zu. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe mich zu verstecken und lief einfach an ihm vorbei, ohne einen doofen Spruch abzufeuern. Er sah mich an, als wäre ich geisteskrank. "Ich hab grad keine Zeit dich zu nerven Longbottom, aber glaub ja nicht, dass das ein Dauerzustand wird", meinte ich kalt und nahm die Fährte zu Charlotte wieder auf. Ich konnte gerade noch sehen, wie sie in den Gryffindor Gemeinschaftsraum huschte. Na toll. Hoffentlich würde sie gleich wieder rauskommen. Damit sie mich nicht sehen würde stellte ich mich hinter eine Rüstung, die neben dem Eingang plaziert war. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange und sie kam wieder nach draußen. Aber warum hatte sie sich so warm angezogen? Sie wollte dich nicht etwa nach draußen gehen... meine Befürchtungen bewahrheiteten sich, als Charlotte direkt auf das Eingangstor zusteuerte. Na toll und ich hab noch nicht mal eine Jacke dabei. Augen zu und durch. Ich wartete eine Weile um sicherzugehen, dass sie mich auch wirklich nicht sah und schlüpfte dann ebenfalls nach draußen. Brr ist das kalt hier. Es dauerte eine Weile, bis ich sie entdeckte. Sie saß gedankenversunken auf dem Steg und starrte das Wasser an. Worüber sie wohl nachdachte? Ich versteckte mich schnell hinter einem Baum, um weiterhin unentdeckt zu bleiben. Und auf einmal begann Charlotte zu singen. Die ersten Töne klangen eingerostet, doch mit der Zeit wurde es immer schöner. Ihre Stimme war einfach so unglaublich zart und lieblich. Ich überlegte mich ihr zu zeigen und zu klatschen, doch entschied mich letztendlich dagegen, da sie mich jetzt bestimmt nicht sehen wollte. Und zum ersten mal hatte ich zeit sie mir genauer anzuschauen. Mir war nie aufgefallen, wie schön meine Kleine eigentlich war. Sie hatten die typischen Malfoy Augen und langes blondes Haar, welches mittlerweile vom Regen durchnässt war. Bestimmt mochten sie viele Jungs. Ich hoffe nur, dass dieser Potter seine Finger von ihr ließ. Vor lauter Denken, hatte ich gar nicht bemerkt, dass Charlotte aufgestanden war uns gehen wollte. Verständlich. Schließlich war es bitterkalt. Ich wartete wieder kurz und machte mich dann auch auf den Weg zu meinem Gemeinschaftsraum...


Hallo Potterheads :),

Na, hat euch der Sichtwechsel auf Draco gefallen? Wenn ja dann sagt doch einfach kurz bescheid, dann werde ich öfters so etwas einbauen.
Außerdem wollte ich mich nochmal bei euch allen für 1,28K Reads bedanken. Das ist einfach so unfassbar*-* Dankeschön:)

Draco Malfoys SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt