Kapitel 3

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Kapitel 3

Er war da. Zwei Sitze hinter mir. Ich weiß nicht, warum das einen Unterschied machte, da er jeden Tag da saß.
Vielleicht bedeutete es einfach mehr, weil er endlich mit mir gesprochen hatte.
Er hat mich endlich erkannt- mich wahrgenommen.
Er wusste, wer ich bin und das war alles, was ich jemals wollte.
Dass er mit mir spricht, war immer nur in meinen Träumen möglich gewesen, aber es ist passiert. Sogar noch mehr, er hat mich vor einem total zwielichtigen Typen gerettet. Vielleicht ist das ein Traum? Ich will nicht glauben, dass es so ist. Ich mag diese sich neu entwickelnde Realität.

Zur Zeit schwafelt Mr. Pell über richtige Konjunktionen und wie wir unsere Grammatik exquisit halten.
Ich schenke ihm nicht viel Aufmerksamkeit, das Meiste weiß ich sowieso.
Alles worauf ich mich konzentieren kann, ist, wie nah Harry ist, auch wenn er nichtmal in Reichweite ist. Es ist seltsam, dass ich immer noch Schmetterlinge im Bauch habe, auch wenn ich mir sicher bin, dass ihm der Zusammenstoß von vorhin nichts bedeutet hat.
Er hat schon mit praktisch jedem gesprochen, warum sollte ich anders sein?

Aber ich will anders sein.

Ich kann gedämpftes Flüstern hinter mir wirbeln hören, aber ich wagte es nicht mich umzudrehen, mit dem Wissen, dass es wahrscheinlich einer von Harrys Freunden war, der mit ihm sprach.
Er war überall beliebt, egal in welchem Kurs er war und der Fakt, dass er nie gegenüber diesen Menschen gelächelt hat, machte ihn noch mysteriöser.
Ich lachte wegen praktisch allem, aber er konnte nicht mal lächeln.

Bevor ich es verarbeiten konnte, ein zusammengeknülltes Stück Papier traf die Seite meiner Wange.
Ich runzelte die Stirn und drehte mich ein bisschen um Brady Willson zu sehen, der mit seinen Augenbrauen wackelte und seinen Kopf in Richtung Harry nickte.
Mir blieb der Atem im Hals stecken, bei dem Gedanken, dass Harry mir mitten im Kurs Zettel schickt, aber ich schob den Gedanken bei Seite, als ich langsam den Zettel unter dem Tisch entfaltete, um nicht erwischt zu werden.
Ich wusste nicht, was ich erwartete zu finden, aber es war sicher nicht das:

Nach der Schule rumhängen? - H

Ich war ziemlich sicher, dass ich mich verlesen hatte, also las ich ein zweites mal, aber die Wörter änderten sich nicht.
Ich rollte meine Lippen zusammen, als ich nach meinem Bleistift fummelte und einen langen Moment nach oben schaute, damit ich bei Mr. Pell nicht Verdacht erregen würde, weil ich auf meinen Schoß starrte.
Ich brauchte es nicht, dass er meinen Namen vor dem ganzen Kurs rief, weil ich mir sicher bin, dass ich vor Peinlichkeit sterben würde.

Umm wo? - G

Dumme Frage, aber das war so ziemlich die einzige Antwort, die mir gerade einfiel.
Ich würde ihn nicht fragen, ob wir allein sein würden, weil das klingen würde, als würde ich etwas andeuten und das wollte ich sicher nicht. Aber es war eine Frage, die sich in meinem Geist festgeklebt hatte, als ich checkte, ob ich sicher war, bevor ich das Papier zurück zu Brady warf, welcher es ziemlich geschickt auffing, nicht wie ich, die es sich ins Gesicht werfen ließ. Unnötig zu sagen, dass ich nicht aufgepasst hatte und selbst wenn, hätte ich es sowieso nicht gefangen.
Meine Augenkoordination ist nicht die Beste.

Ich wollte über meine Schulter blicken, nur um Harrys Reaktion zu sehen, oder ob er genervt mit meiner Unerfahrenheit war. Mich hat nie ein Junge exakt gefragt, ob ich mit ihm rumhängen will.
Natürlich, Chace hat gefragt, aber nur auf perverse Art.
Und Jacob... naja, würde Jacob zählen?
Er ist mehr feminin, als ich es bin, also werde ich nein sagen. Er zählt nicht ganz. Vielleicht geben wir ihm die Hälfte für das Körperteil, das ich nicht habe, aber das ist alles, was man anerkennen kann. Das ist wahrscheinlich alles, was er anerkennen will.
Innerhalb weniger Sekunden traf mich das Stück Papier am Auge. Ich murmelte Profanitäten vor mich hin und war nicht in der Lage das Kichern aus Bradys Richtung zu verpassen. Ich ließ einen kleinen Seufzer heraus, faltete das Papier so leise wie möglich auseinander, froh das Mr. Pell immernoch über unsere anstehende Aufsatz- Hausaufgabe schwafelte.

Infatuation || h.s [German Translation]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt