Reaktorschimmer

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"Loooookkkkkiiiiiiii!!!!!", schrie ich mit Vollattacke auf ihn, durch das zerbrochene Fenster. Ich rammte ihn an die Wand hinter uns. Mit der Hand an der Kehle hielt ich ihn ein paar Zentimeter über den Boden. "Sie hat gelitten.", keuchte er, "Du hast gelitten und tust es immer noch." Er hatte wieder dieses Lächeln von vorhin aufgesetzt. Ein exakter Schlag auf die Schläfen und er fiel bewusstlos zu Boden. Dann kam auch schon das nächste Problem. "Stark, eine Atombombe kommt auf die Stadt zu und detoniert in 2 Minuten." "Schon dabei.", ich startete die Schübdüsen und ließ JARVIS das Paket orten. Genau über der Golden Gate Bridge. Ich hetzte nach und begann die Rakete festzuhalten. "Alle Energie auf die Schubdüsen.", das Surren wurde lauter und ich wurde nach oben befördert. Natasha hatte auch eine Idee, die ich ihr gleich ausschlagen musste: "Ich kann das Portal schließen." "Schließen Sie's.", schrie Cap, doch das ging nicht. "Nein, ich hab hier ne Atombombe in ner knappen Minute geht sie hoch und ich weiß auch schon, wo ich sie hinbringe.", mein Lächeln konnte keiner sehen. Durch das Portal verschwand ich in eine andere Welt. Eine kalte, dunkle Welt. Die Bombe tat ihre Sache und ich musste einfach Glück haben, hier wieder raus zu kommen. Die Energie war fast leer und die Strahlung dieser Station störte JARVIS Signale. Ich schloss meine Augen und fiel dem Boden entgegen. Ich bekam nichts mehr mit. Keine Explosion. Keinen Portalschluss. Keinen Aufprall. Ich sah Lucy.

Gekleidet in weiß. Ihre rötlichen Haare flogen. Sie rannte auf mich zu und ich hielt eine Hand in ihre Richtung, konnte mich aber sonst nicht bewegen. Sie kam immer näher: "Tony!!!" Sie war doch tot. In dem Moment als sie mich umarmen wollte, fiel sie durch mich hindurch und ich kam mit einem tiefen Atemzug zurück in die Gegenwart. Als ich mich aufsetzte, schälte der Anzug sich von meinem Körper. Ich ging an die nächste Mauer, rutschte mit dem Rücken entlang zum Boden und begann in meine Hände zu weinen. Ich konnte ihre Blicke auf mir ruhen spüren. Ich war niedergeschlagen. Dieser Kampf hat tiefe Narben hinterlassen. Nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in meiner Seele. Dieser Schmerz. Ich hatte ihn nie zuvor gespürt. Des Verlustes. Der erloschenen Hoffnung. Der Untätigkeit. Einfach nur zusehen zu müssen. Nichts tun zu können. Die Liebe verloren zu haben. Die Unschuld. Die immer größer werdenden Schuldgefühle, daran Schuld gewesen zu sein.

Ich stand abrupt auf und lief in das Gebäude. Es war der Stark Tower. Halb verwüstet. In wusste nicht in welches sie Lucy getragen haben und nahm einfach das, bei welchem die Tür ein wenig geöffnet war. Rogers hatte sie zugedeckt. Ihr Gesicht war noch mit Blut, Kratzern und Staub übersät. Mit langsamen, leisen Schritten ging ich näher. Mein Unterbewusstesein sträubte sich dagegen, doch mein Körper ging weiter. Immer näher. Als ich davorstand, fiel ich auf die Knie und hielt ihre Hand. Sie war kalt. Eine Träne rollte über meine Wange und ich hatte ein sanftes Lächeln aufgesetzt. Es wurde immer weniger und meine Lippen begannen langsam zu zittern. Der Reaktor flackerte kurz auf und erlosch. Endgültig. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Ich blieb nicht mehr stehen, sondern ging auf das Dach und ein lauer Wind empfing mich. Mein Verstand wollte mich zur Vernunft bringen, doch mein Körper tat was er wollte. Ich stellte mich gefährlich nah an die Kante und zog ein Bild aus meiner Hosentasche, eine Hand war in die anderen gesteckt. Es waren Lucy und ihre Mutter. Das letzte Foto, welches mir mit dem letzten Brief geschickt wurde. Es war ein Monat nachdem wir beschlossen haben, sie dadurch zu beschützen. Ich drehte es um.

In Liebe Amalie & Lucy

Ein Stich durchbohrte mein Herz und ich ließ das Bild mit dem Wind fliegen. Ich drehte mich um und ließ mich mit den letzten Tränen in den Augen rückwärts fallen. Was hat mein Leben noch für einen Sinn?

Der Schmerz, nach dem Aufprall, war nichts gegen den Schmerz, denn ich die ganzen Minuten nach ihrem Tod gefühlt habe. Es war mir egal. Ob ich sterbe. Das Leben war zu hart um es weiterzuleben. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. An sie denken, wie sie vor mir gestanden ist. Ich wollte zu ihr und ihrer Mutter. Ich hob meine Hand und ein Lichtstrahl tauchte sie in einen hellen Schein. Als die Hand zurücksank, waren die Avengers zu spät.

Zu spät.
Das war ich viel zu oft.
Erloschene Hoffnungen.
Schmerz.
Als diese Dinge sind nicht auszuhalten.
Und man tut alles, um denjenigen zurückzubekommen.

Alles...

The ReactorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt